Erst seit einem Jahr rocken Alfred Herlitz und seine vier Bandkollegen von Life 2.0 zusammen. Der 45-jährige Volkacher hat seinen früheren Beruf als Profi in der Rock-Coverszene zum Hobby gemacht. Mit eigenen Songs sorgt die Rock-Crew jetzt für Furore. Beim Deutschen Rock & Pop Preis Ende November in Ludwigshafen servierte das junggebliebene Quintett zwei Songs aus ihrer ersten CD und überzeugte mit den handgemachten Stücken die Jury.
„Mit einem zweiten Platz haben wir eigentlich nicht gerechnet“, blickt Bassist Herlitz erfreut zurück. Rund 800 Bands und Interpreten hatten an dem Wettbewerb, der zum 31. Mal ausgetragen wurde, teilgenommen. Eigentlich ist der Deutsche Rock & Pop Preis ein kulturelles Nachwuchsfestival. Doch was heißt schon Nachwuchs. „Da standen noch ältere Musiker auf der Bühne“, erzählt Herlitz und lacht dabei. Er weiß, dass man zum Musizieren und Kreativsein niemals zu alt ist.
Die junge Geschichte von Life 2.0 begann vor gut einem Jahr. Gitarrist und Songwriter Ralf Link war innerhalb des lokalen Musikgeschehens bereits durch verschiedene progressive Rockbands bekannt. Sänger Chris Weddig, der in den 90ern bei namhaften Beatabend-Rockbands seinen Erfahrungsschatz bereichert hatte, stand plötzlich in Links Aufnahmestudio.
Beeindruckt von dem, was er da zu hören bekam, machte er Link den Vorschlag, einen gemeinsamen Versuchsballon zu starten. Beide merkten schnell, dass die Chemie stimmte und ihre Ziele hervorragend harmonierten. Die Frage, wie man die musikalischen Ideen mit einer professionellen Band umsetzen könnte, wurde schnell beantwortet.
Erfahrene Keyboarderin
Mit Annett Bernsdorf-Schöttler fand sich eine erfahrene Keyboarderin und Sängerin, die fortan für Gänsehaut-Harmonien sorgen sollte. Eine geeignete Rhythmus-Sektion mit Bass und Schlagzeug war jedoch nicht so einfach zu finden. „Dies ist unter anderem dem Umstand geschuldet, dass in einem progressiv-orientierten Genre die Beats höchste Anforderungen an die Zusammenarbeit zwischen Bass und Schlagzeug stellen“, erklärt Alfred Herlitz, der schließlich den Part am Bass übernahm. Der „Basser“ brachte mit Hannes Lang gleich den Schlagzeuger mit. Lang ist mit seinen 30 Jahren das jüngste Bandmitglied, steht allerdings den Routiniers in keinster Weise nach und deckt mit Leichtigkeit sämtliche Facetten des Progressivrocks ab.
In Iphofen fand man eine geeignete Sound-Werkstatt, in der sich die fünf Musiker regelmäßig zu den Proben trafen. Zwölf Monate später blickte das Musikteam stolz auf 13 Songs. Spätestens jetzt brauchte das Kind aber einen Namen. Die neugeborene Band wurde Life 2.0 getauft. Und noch etwas war neu. „Wir stellten fest, dass wir einen neuen Sound, ja fast schon ein neues Genre kreiert hatten“, so Herlitz. Weddig nannte es „Kommerz-Prog“, eine Verschmelzung von progressiver Rockmusik, Art-Rock und Industrial-Elementen. Durch einfühlsame Melodien wird eine bisweilen melancholische Atmosphäre erzeugt, die eine breite Masse anspricht. 60 Fans in schwarzen T-Shirts begleiteten die Newcomer nach Ludwigshafen und sorgten fast für ein Heimspiel.
Beste Stimmung
„Auf der Heimfahrt im Bus herrschte beste Partystimmung“, erinnert sich Alfred Herlitz, der den Ausstieg aus der Cover-Szene vor 15 Jahren seinem Sohn zu verdanken hat. Als sein Junior geboren wurde, begann für den glücklichen Vater eine neue Dimension im Leben. Heute hat der verheiratete Hobby-Bassist zwei Kinder und führt zusammen mit Ehefrau Tanja den Campingplatz „Ankergrund“ in Volkach. Eine Sieben-Tage-Woche ist dort keine Seltenheit, doch unter dem Motto „Musik ist ein idealer Ausgleich zum Berufsalltag“ hält er sich einen festen Termin pro Woche immer frei. Sonntagabend, pünktlich um 19 Uhr, ist Herlitz in Iphofen zur Bandprobe am Start.
„Weil es mir riesig Spaß macht“, begründet er seine musikalische Pünktlichkeit. Und die zweite CD von Life 2.0 steht bereits in den Startlöchern.
Die Bandmitglieder: Ralf Link (Gitarre, 46, „Industriesklave“), Chris Weddig (Gesang, 43, IT-Ingenieur), Alfred Herlitz (Bass, 45 Jahre, Campingplatzbetreiber), Hannes Lang (Schlagzeug, 30, Polizist), Annett Bernsdorf-Schöttler (Keyboard, Gesang, 37, Vertriebsassistentin und Winzer-„Azubine“).