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IPHOFEN
Seltene Schätze gefunden im Main
Lebendige Feuerwehrgeschichte       -  Auf einer Leinwand wird der gesamte Mainlauf gezeigt. Dort „entspringt“ auch der Fluss, der sich sich als blaues Band durch die Ausstellungsräume windet. Flankiert an seiner „Quelle“ von Einbäumen aus dem Mainschotter.
Foto: Gerhard Krämer | Auf einer Leinwand wird der gesamte Mainlauf gezeigt. Dort „entspringt“ auch der Fluss, der sich sich als blaues Band durch die Ausstellungsräume windet.
Gerhard Krämer
 |  aktualisiert: 27.04.2023 04:40 Uhr

Die Ausstellung ist durchaus etwas Besonderes: Erstmals widmet sich ein Museum der Archäologie am Main. In der aufwendig gestalteten Sonderausstellung „Frühe Main-Geschichte – Archäologie am Fluss“ zeigt das Knauf-Museum Iphofen archäologische Objekte aus dem Main.

Dabei werden nicht Steinzeit, Kelten oder Römer getrennt voneinander behandelt, Steinbeil nicht neben Steinbeil oder Gefäß neben Gefäß aufgereiht gezeigt. Nein. Die Funde erschließen sich dem Besucher von der Quelle zur Mündung des Mains. Er erlebt die Geschichte der Menschen am Fluss von der Steinzeit bis in das Frühe Mittelalter.

Ein blaues Band – der Main – schlängelt sich durch die Ausstellungsräume auf drei Ebenen. Auf ihm kann sich der Besucher quasi von Objekt zu Objekt treiben lassen. Erläuterungen in Textform gibt es dazu an den 180 Ausstellungsstücken, aber auch per Audioguide. Zwei Jahre Arbeitszeit stecken laut Museumsleiter Markus Mergenthaler in der Ausstellung, zu der auch ein 19-minütiger Film konzipiert wurde.

Lebensader der Menschen

Schon immer war der Main eine Lebensader. Im Mainkies findet man heute noch die Werkzeuge von Menschen aus der Altsteinzeit. Der Main war der Verkehrsweg, der neue Menschen und Technologien brachte. Zahlreiche im Fluss niedergelegte Steinbeile aus fast allen jungsteinzeitlichen Kulturen sind Zeugnis, dass der Main auch ein heiliges Gewässer war, wo man Opfer für die Götter darbrachte.

Auch das Wissen über die Herstellung von Metall verbreitete sich zuerst über den Main: Fast alle frühbronzezeitlichen Fundstellen (ab etwa 1800 vor Christus) liegen in der Nähe des Mains. In der Spätphase der Bronzezeit (etwa 1200 bis 800 v. Chr.) deponierte man – wohl aus religiösen Gründen – besonders viele wertvolle Gegenstände im Main, darunter zahlreiche Schwerter.

In der frühen Eisenzeit (circa 750 bis 450 v. Chr.) legten keltische Fürsten ihre Burg über dem Main im Bereich der heutigen Festung Marienberg in Würzburg an. Ebenfalls hoch überm Main errichteten Kelten in der späten Eisenzeit (circa 450 bis 30 v. Chr.) auf dem Gipfelplateau des Staffelbergs eine stadtartige Anlage.

Lebendige Feuerwehrgeschichte       -  Zu den bedeutendsten Ausstellungsstücken zählt der Pettstadter Becher aus dem letzten Drittel des achten Jahrhunderts. Ursprünglich gehörte ein Deckel zu dem Becher, der außen zum Teil und innen komplett vergoldet ist. Früher wurde in dem Behältnis das geweihte Brot nach der Kommunion aufbewahrt. Die Verzierungen stellen von Tieren bewohnte, paradiesische Weinranken dar.
Foto: Gerhard Krämer | Zu den bedeutendsten Ausstellungsstücken zählt der Pettstadter Becher aus dem letzten Drittel des achten Jahrhunderts. Ursprünglich gehörte ein Deckel zu dem Becher, der außen zum Teil und innen komplett vergoldet ist.

Nasser Limes als Grenze

Für die Römer war zur Zeit des Kaisers Augustus der Main das Einfallstor nach Osten. An der Spitze des Maindreiecks in Marktbreit legten sie ein großes Doppellegionslager an, das aber wegen der Niederlage in der Varusschlacht 9 nach Christus nur kurzen Bestand hatte. Ab etwa 90 n. Chr. bildete der Main als sogenannter „Nasser Limes“ zwischen Bürgstadt und Großkrotzenburg eine Grenze des Römischen Reichs.

Nach dessen Zusammenbruch hatten die Alamannen zunächst die Oberhand, letztendlich waren es aber die Franken, die nach 531 aus dem Mittelrheingebiet über den Main nach Osten bis zum Steigerwald vordrangen und das heutige „Franken“ entstehen ließen.

Archäologin Dr. Margarete Klein-Pfeuffer aus Tiefenstockheim erläuterte bei einer Führung besondere Fundstücke. Dazu zählt der „Pettstadter Becher“. Er war Anfang des 20. Jahrhunderts durch eine Kiesfirma aus der Regnitz gebaggert worden. Ursprünglich gehörte ein Deckel zu dem Becher, der außen zum Teil und innen komplett vergoldet ist. Das ehemals verschließbare Behältnis diente zur Aufbewahrung des geweihten Brotes nach der Kommunion. Der Pettstadter Becher gehörte vermutlich zur Erstausstattung einer Kirche mit liturgischem Gerät im Zuge der Slawenmission Karls des Großen.

Äxte, Haubenschmuck und Taler

Neben Steinäxten verschiedener Fundorte – von Bad Staffelstein, Dettelbach, Ochsenfurt oder Würzburg – zeigt die Ausstellung einen seltenen Haubenschmuck einer vornehmen, älteren Frau, die in der Urnenfelderzeit auf einem Gräberfeld zu Füßen des Staffelberges bestattet wurde. Ebenso selten ist der unverzierte keltische Helm vom Typ Berru, der in den Sanden östlich des Mains bei Garstadt entdeckt wurde.

Etwas Besonderes stellt auch eine Holzfigur, der „Sander Götze“ dar. Datierungen bewegen sich im Bereich der späten Jungsteinzeit und schwanken zwischen 2463 und 1912 v. Chr. für das Fälldatum des verwendeten Eichenstamms. Es dürfte sich um eine der ältesten anthropomorphen Holzfiguren Bayerns handeln. Zu sehen sind auch die noch vorhandenen 57 Florentiner Goldgulden, die in Willanzheim gefunden wurden und einst wohl über den Main in die Region gelangten.

In früheren Arbeiten sind noch mehr archäologische Objekte vom Main katalogisiert – aber in der Praxis nicht mehr auffindbar. Mergenthaler hofft, dass diese Ausstellung vielleicht Anlass sein könnte, dass sie wieder zum Vorschein kommen.

Die Sonderausstellung „Frühe Maingeschichte – Archäologie am Fluss“ bis Sonntag, 5. November, im Iphöfer Knauf-Museum. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 10 bis 17 Uhr, Sonntag 11 bis 17 Uhr. Informationen: www.knauf-museum.de

Lebendige Feuerwehrgeschichte       -  Ebenfalls Teil der Ausstellung: Die Altheimer Knaufhammeraxt wurde bei Ochsenfurt gefunden.
Foto: Gerhard Krämer | Ebenfalls Teil der Ausstellung: Die Altheimer Knaufhammeraxt wurde bei Ochsenfurt gefunden.
 
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