Da staunten die Iphöfer und die Touristen gleichermaßen nicht schlecht, als jüngst der Marktplatz gesperrt war und und fleißige Handwerker gegenüber des Knauf-Museums ein drei mal sieben Meter großes Podest zu bauen begannen und zudem eine überdimensionierte „Holzkiste“ am Rand des Platzes abstellten. Am Ende stand ein Trojanisches Pferd mitten in Iphofen – als spektakuläre Werbung für die neue Sonderausstellung im Knauf-Museum, das heuer seinen 35. Geburtstag feiert.
Seit dem Scheiterhaufen-Nachbau zur Hexenwahn-Ausstellung und der Einbaum-Floßfahrt auf dem Main zur Ausstellung „Frühe Main Geschichte“ ist Museumsleiter Markus Mergenthaler bekannt für spektakuläre Aktionen, jedoch mit fundiertem wissenschaftlichem Hintergrund.
Optischer Anreiz vor der Ausstellung
Was wäre Homers Epos vom Trojanischen Krieg, mit dem Generationen von Schülern vertraut gemacht worden sind, ohne das Trojanische Pferd! Das dachte sich Mergenthaler im Vorfeld der Sonderausstellung „Heinrich Schliemann Troja“, die ab 15. Juni im Knauf-Museum Exponate aus der Berliner Troja-Sammlung zeigt und die Person Heinrich Schliemann thematisiert.
Mit der Firma Böhm Bau aus Markt Einersheim fand das Knauf-Museum den richtigen Partner für den Bau eines Trojanischen Pferdes. Die Entwürfe dafür stammen von dem Würzburger Künstler Wladimir Petrichev, der schon für viele Museumsausstellungen tätig war, und von Museumsleiter Mergenthaler.
Überdimensionales Schaukelpferd
Als dann das Podium stand und das Pferd auf einem Zweiachshänger auf den Marktplatz gebracht wurde, mutete es wie ein großes Schaukelpferd an. Doch nicht lange. Denn als Gerald Koos das Holzpferd an seinem Kranhaken hatte und hochzog, klappten die Beine herunter und ein imposantes sechs Meter hohes Pferd kam zum Vorschein.
Rund 1,8 Tonnen Holz aus Fichte und Tanne hatte Koos am Haken. Routiniert klopften die Böhm-Handwerker die fehlenden Bolzen ein und stabilisierten die Pferdebeine am Rumpf. Abgesenkt auf das Podest, wurden dann die Beine verschraubt. Zuletzt kam der Schweif der Pferdes dran.
Als das Pferd stand, feierten die Handwerker Tom Weber, Kevin Steet, Werner Tschechne und Thomas Appel zusammen mit Markus Mergenthaler auf dem Rücken des Pferdes sozusagen Richtfest.
Selfies mit dem Holzpferd
Und die überdimensionierte Holzkiste? Die entpuppte sich als Plattform für Selfies mit dem hölzernen Pferd, was nach dem Aufstellen eifrig genutzt wurde. Auch schon während des Aufstellens fotografierten oder filmten Passanten.
Die antike Geschichte
Der griechische Dichter und Geschichtsschreiber Homer berichtet, dass nach einem nahezu zehn Jahre langen, erfolglosen Kampf der Griechen gegen die Trojaner es mit einer List gelang, die Mauern Trojas zu überwinden und die Stadt einzunehmen.
Die Griechen bauten ein großes Holzpferd, in dessen Inneren sich Soldaten befanden. Die griechische Armee täuschte den Abzug vor.
Die Trojaner zogen das Holzpferd in die Stadt. Dort stiegen in der Nacht die Griechen aus dem Pferd und öffneten die Stadttore, durch die die zurückgekehrte griechische Armee eindrang.
Auch in den Nachbau auf dem Iphöfer Marktplatz würden einige Personen passen, aber Iphofens Tore sind eh schon alle offen. Ob es wirklich einmal ein Trojanisches Pferd gab, das freilich kann auch die Sonderausstellung „ Heinrich Schliemann Troja“ nicht klären. Zumindest das Ross in Iphofen ist real und bleibt mit einer kurzen Weinfestunterbrechung bis zum Ausstellungsende am 4. November zu sehen.