Die Fair-Handel GmbH der Abtei Münsterschwarzach feiert im Mai ihr 25-jähriges Bestehen. Die ersten Lieferungen aus Tansania kamen schon Anfang der 1970er-Jahre, als in Deutschland noch gar keine Fair-Handel-Szene existierte. Pater Ildefons Weigand, damals Pfarrer in Mtwara, erkannte damals den Wert und die Schönheit der Ebenholzschnitzereien des Makonde-Stamms.
Die Abtei schicke schon lange Container mit Hilfsgütern nach Tansania, ihrem größten Missionarsstandort, erinnert sich Pater Meinrad Dufner. Daraufhin packte Pater Ildefons die Container voll mit diesen Schnitzereien und sendete sie per Schiffsfracht wieder nach Münsterschwarzach zurück. Pater Meinrad war dabei, als diese Ladungen zurückkamen: "Es war wie an Weihnachten. Ein Container voller Geschenke kam an und keiner wusste genau, was sich darin befindet." Die ersten Beziehungen zu den Erzeugern entstanden also durch die Missionarsarbeit.
Fairer Handel unter dem Klosterdach
Die zweite wichtige Handelsschiene bildete sich Anfang der 1980er-Jahre in Peru, berichtet Betriebsleiter Klaus Brönner. Der damalige Abt Fidelis Ruppert und der ehemalige Missionsprokurator Br. Joachim Witt lernten den Chef einer Künstlervereinigung in Peru kennen. Dadurch bekam das Kloster neben Kaffee, Körben, Tee und Ebenholzschnitzereien auch peruanische Weihnachtskrippen, Vasen und Kleidung geliefert. Der Handel konnte zunächst unter dem Klosterdach betrieben werden.
Als Gegenleistung dienten Spenden sowie Naturalien und Hilfsprojekte. Doch die Umsätze stiegen, so Brönner, und Fair-Handel-Systeme entwickelten sich in Deutschland, so dass Abt Fidelis und Br. Joachim als Hauptinitiatoren 1995 die GmbH gründeten. Der Markt entstand in den Räumen des früheren Hühnerhofs, erzählt Pater Meinrad: "Tausende geschlüpfte Küken haben wir nach Afrika geschickt. So war das Gelände für die Firma frei."
Der Fair-Handel wurde schnell zum bekannten Fachimporteuer für Weihnachtskrippen aus aller Welt, erzählt Pater Meinrad. Durch Kontakte in Peru erhielt der Laden auch Krippen aus anderen Ländern wie Ecuador, Mexiko, Kolumbien und Bolivien. Mitbrüder aus aller Welt vermittelten Kunsthandwerk aus Südkorea, Südafrika, von den Philippinen und aus Indien. Auch aus Palästina habe der Fair-Handel Krippen von christlichen Arabern erhalten, erinnert sich Geschäftsführer Pater Anselm Grün. So begann der faire Handel in Münsterschwarzach mit dem Kunsthandwerk. Der Trend ging dann von Gebrauchsgegenständen hin zu Produkten der Ernährung und Körperpflege. So blieb es bis heute. "Kunden wollen die Körperpflege mit Mikroplastik durch Naturkosmetik ersetzen", erklärt Brönner ein Beispiel.
Auf gleicher Augenhöhe
Pater Meinrad plante viele Ausstellungen. Eine sehr große Ausstellung hatte der Fair-Handel im Hauptgebäude des Frankfurter Flughafens mit Vorführungen der Schnitzer. Dort erlebte er, dass ein Geschäftsmann aus Tansania Pater Ildefons zurief: "Sie haben uns in der Welt einen Namen gemacht." Das zeigt, wie sich die Heimwerker in den betroffenen Ländern freuen, mit dem Verkauf der Ware selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen können. "Dadurch schwindet das koloniale Verhältnis und wir sind mit ihnen auf gleicher Augenhöhe", freut sich Pater Meinrad.
Die letzten fünf Jahre hat der Fair-Handel jährlich etwa eine Million Euro Umsatz erwirtschaftet. Aus dem Gewinn erhalten Handelspartner Unterstützung, in Peru zum Beispiel für Projekte für Kinder und den Bau einer Färberei, erzählt Pater Anselm. Der innere Motor der Firma ist also das soziale Engagement. 600 Kunden aus der Weltladen-Szene und ungefähr 3000 Individualkunden kaufen pro Jahr in Münsterschwarzach ein. "Trotzdem ist der Markt schwieriger geworden", sagt der Geschäftsführer, "weil traditionelle Weltläden abnehmen und große Supermärkte immer mehr fair gehandelte Ware günstiger anbieten können als wir."