Ein großer Tag für die kleine Gärtnergemeinde: Am Donnerstag haben die Segnitzer den offiziellen Bescheid des ELER-Programms für ihr geplantes Dorfgemeinschaftshaus entgegengenommen. Der ist fast 800 000 Euro wert. ELER ist ein europäischer Landwirtschaftsfonds, der in die Entwicklung des ländlichen Raumes investiert. Gefördert werden Projekte, die vor allem kleine Gemeinden nach vorne bringen sollen und Lebensqualität fernab der Metropolen schaffen.
Genau das Richtige also für den neuen Mittelpunkt von Segnitz. Aus einem verwaisten Anwesen und der bisherigen alten Schule, in der das Museum Segeum untergebracht ist, soll ein vielfältig genutztes Gebäude mit viel Platz für die Segnitzer Gruppen und Vereine werden. Und ganz nebenbei soll ein offener Platz mit einer Bühne entstehen, der künftig als Treffpunkt und Veranstaltungsort dienen soll.
Zweiter Anlauf im Frühjahr
Seit 2015 plant eine Arbeitsgruppe aus den Gemeinderäten Sebastian Kohrmann, Steffen Zink und Norbert Bischoff mit den Vereinen an dem ehrgeizigen Projekt. Ursprünglich sollte der Bau in die Dorferneuerung einfließen, die in der Gemeinde seit kurzem an Fahrt aufnimmt. Jedoch wären hier die zur Verfügung stehenden Fördermittel nicht hoch genug gewesen. Etwa 1,9 Millionen Euro werden für die Maßnahme kalkuliert, maximal 200 000 davon hätte es aus den Fördertöpfen gegeben.
Die verbleibende Summe hätte das Budget der Gemeinde weit überschritten, da unter anderem mit der Sanierung der Ortsdurchfahrt und der Mainlände noch weitere kostspielige Projekte auf der Liste stehen. Aber Bürgermeisterin Marlene Bauer, damals noch Stellvertreterin von Rudolf Löhr, ließ nicht locker und suchte das Gespräch mit dem zuständigen Amt für ländliche Entwicklung.
Der dortige Abteilungsleiter Peter Kraus machte sie auf das ELER-Programm aufmerksam, bei dem weit größere Summen vergeben werden können, wenn die Voraussetzungen stimmen. Also machten sich die Segnitzer mit Architekt Jürgen Hertel an die Details. Heraus gekommen ist ein Gebäude in U-Form, das Platz für einen Veranstaltungsraum, die Bücherei, das Museum, einen Jugendraum und weitere Nutzungen bietet und eben den weiträumigen Vorplatz als neue Dorfmitte.
In mehreren Treffen mit Vereinen wurden die Bedürfnisse festgestellt und für jeden eine Lösung gefunden. Der Antrag für die ELER-Förderung erfolgte bereits im vergangenen Herbst, wurde jedoch zunächst abgelehnt. Und wieder ließen die Segnitzer nicht locker: Im zweiten Anlauf im Frühjahr besserten sie die Pläne in einigen Details nach und erhielten schließlich die gute Nachricht: Der Zuschlag wurde erteilt. 761 000 Euro aus dem Fonds gibt es nun, die restlichen Kosten muss die Gemeinde selbst aufbringen.
Und fast nebenbei gab es noch im Herbst die Zusage über 130 000 Euro für die Umgestaltung der Mainlände. Das Besondere am ELER-Programm: Die dort geförderten Projekte müssen binnen 24 Monaten fertiggestellt sein, dass das Geld auch wirklich fließt. Im Gegensatz zur Dorferneuerung, die oft eine Laufzeit von 20 Jahren hat, in denen Gelder abgerufen werden können. So werden in den nächsten Monaten wohl einige Bagger durch die Gärtnergemeinde rollen. Bürgermeisterin Marlene Bauer zeigte sich am Donnerstag bei der Übergabe des Bescheids zuversichtlich: „2020 wird es hier ganz anders aussehen, nämlich noch viel schöner.“ Und sie lud gleich ein, den Winterzauber 2019 auf dem neuen Dorfplatz zu besuchen.
Europäische Landwirtschaftsfonds für Entwicklung des Raums
Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Raums (ELER) ist Bestandteil des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum in Bayern in den Jahren 2014 bis 2020, mit dem Kommunen bei der Umsetzung von Dorferneuerungs- und Infrastrukturprojekten unterstützt werden können. Jährlich stehen etwa zwölf Millionen Euro Fördersumme bereit, um die sich die Gemeinden bewerben können. Jedes Jahr gibt es zwei Bewerbungsrunden, mehrfache Bewerbungen sind möglich.
In Segnitz gab es nun den Zuschlag für das Dorfgemeinschaftshaus in Höhe von 761 000 Euro, sowie im vergangenen Herbst über 130 000 Euro für die Mainlände. Weitere Projekte im Landkreis Kitzingen sind die Neugestaltung der Ortsstraße in Nordheim mit 479 000 Euro Förderung und zwei Dorfplätze in Krautheim mit insgesamt 218 000 Euro Förderung. Tendenziell ist der Landkreis bei der Vergabe der Fördermittel in den vergangenen Jahren sehr gut vertreten.
Die Dorferneuerung wird wie ELER ebenfalls über das Amt für ländliche Entwicklung beantragt und begleitet. Auch hier wollen die Segnitzer in den nächsten Jahren einige Projekte voranbringen. Oberste Priorität hat hierbei die Sanierung der Ortsdurchfahrt.