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ALBERTSHOFEN
Seemannspfarrer Christian Schmidt: „Das sind sklavenartige Zustände“
Arbeitsplatz Singapur: Seemannspfarrer Christian Schmidt mit asiatischen Matrosen und dem Schiffskapitän.
Foto: Paulsteiner/Mission EineWelt | Arbeitsplatz Singapur: Seemannspfarrer Christian Schmidt mit asiatischen Matrosen und dem Schiffskapitän.
ppe
 |  aktualisiert: 05.08.2012 12:03 Uhr

Der früherer Albertshöfer Pfarrer Christian Schmidt lebt mit seiner Frau Birgit und seinen beiden Kindern seit vier Jahren in der Millionenmetropole Singapur. Der gebürtige Bayreuther hat gerade seinen Vertrag mit Mission EineWelt um weitere drei Jahre verlängert – trotz, oder gerade wegen der vielfältigen Aufgaben, die der 46-Jährige in Singapur wahrnimmt, heißt es in einer Pressemitteilung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bayerns. Als lutherischer Seemannspfarrer kümmert er sich im weltweit größten Umschlag um die Seeleute auf den Handelsschiffen.

Zurzeit macht Christian Schmidt mit seiner Familie Urlaub in Unterfranken, wo er bis 2008 in Albertshofen gearbeitet hat. Vielen ist er auch als Lebensretter in Erinnerung: Im Dezember 2007 half er zwei Frauen aus dem eiskalten Wasser, die bei einem Unfall am Mainkai in Würzburg mit Auto in den hochwasserführenden Fluss geschubst worden waren.

Singapur, der neue Wirkungskreis Schmidts, verfügt über zwei Fischerei- und fünf Containerhäfen. Im Durchschnitt laufen täglich rund 500 Frachtschiffe den Stadtstaat an, um Ladung zu löschen oder zu übernehmen. Die großen liegen nur wenige Stunden zum Be- und Entladen am Kai. Oft haben die Seeleute über Monate keinen Kontakt mehr zur Außenwelt gehabt. So sind sie nicht nur froh über Schmidts geistlichen Beistand, sondern auch über seine ganz profanen Botendienste, wenn es um deutsche Zeitungen, Süßigkeiten oder eine Telefonkarte geht.

Vielfältig sind die Gespräche mit den Matrosen. Einige waren vor der Küste Somalias in Piratenüberfälle verwickelt, andere haben Heimweh, fast alle leiden unter der langen Trennung von Familie und Freunden. Als emotional sehr belastend empfindet Schmidt die Betreuung von Seeleuten der internationalen Fischfangflotten. Mit Versprechungen vom schnellen Geld werden hier Arbeitskräfte aus Billiglohnländern wie Myanmar an Bord gelockt, wo sie meist zwei bis drei Jahre ohne Unterbrechung ein Dasein als Entrechtete führen. „Das sind sklavenartige Zustände dort“, zitiert die Mitteilung den couragierten Seelsorger, dem es gelang, Gewerkschaften, Schiffseigner, Hafenbehörden und die internationalen Seemannsmissionen anderer Länder an einen Tisch zu bekommen.

Von wegen saubere Dusche

Ziel sei es, so Schmidt, im hermetisch abgeschotteten Fischereihafen von Singapur ein Zentrum für die Seeleute auf Fischereifahrzeugen zu schaffen. Eine saubere Dusche, eine Möglichkeit, mit Angehörigen in Kontakt zu treten – das sei ein erster Schritt auf dem Weg hin zu mehr Rechten und Selbstbestimmtheit. Dass nicht alle Seeleute Christen sind, stellt für den bayerischen Pfarrer kein Hindernis dar. „Alle Menschen in derart schwierigen Lebenssituationen wollen Trost und Unterstützung und freuen sich über ein seelsorgerliches Gespräch.“ Gerne angefragt wird der Pfarrer deshalb auch zu Schiffstaufen. Hier muss Schmidt oft bis in die tiefsten Ecken eines Containerschiffes abtauchen, denn vom Kapitän bis zum Maschinisten legen alle Wert darauf, dass ihre Arbeitsplätze „den Segen von oben“ erhalten.

Nebenbei engagiert sich Schmidt in Singapur auch noch in der lutherischen Kirche und in der deutschsprachigen Gemeinde. Ob Gottesdienste, Konfirmandenarbeit oder das Einwerben von Spenden – nichts ist dem Umtriebigen zu schwer.

 
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