Mit dem Einbau zweier neuer Dachliegefenster an seinem privaten Anwesen in der Iphöfer Altstadt hat der Stadtrat Otto Kolesch ein Politikum geschaffen. Bürgermeister Josef Mend und etliche Ratskollegen werfen dem streitbaren SPD-Politiker vor, sich bewusst über Satzung und Spielregeln hinwegzusetzen. Der Betroffene selbst sieht sich als Opfer einer Kampagne und will sich wehren – notfalls mit juristischen Mitteln. Der Bauausschuss hat sich in seiner Sitzung am Montagabend darauf verständigt, dass Kolesch die beiden Fenster wieder ausbauen müsse, weil sie nicht von der Gestaltungssatzung gedeckt seien und gegen die „einheitliche Dachlandschaft“ in der Altstadt verstießen.
Mend verwies auf die gängige Praxis, nach der „in den letzten 35 Jahren“ der Einbau neuer Dachliegefenster in der Altstadt aus Gründen des Denkmalschutzes immer abgelehnt worden sei. Schadhafte Fenster, wie sie auch Kolesch geltend machte, seien bei Bedarf durch Gauben oder „andere Bauwerke“ zu ersetzen. Dieser Grundsatz der „ruhigen Dachlandschaft“ sei auch in die Gestaltungssatzung aufgenommen. Tatsächlich heißt es dort unter dem Punkt 4.3: „Die Dachflächen sind möglichst ruhig und geschlossen zu halten.“ Unter Punkt 4.8 ist allerdings zu lesen: „Abweichend zugelassen ist in begründeten Fällen die Belichtung über größere Dachflächenfenster (ab 55 x 80 cm).“
Stadtplaner hatte nichts gegen den Austausch
Auf diesen Passus verweist Kolesch, der sich kurz vor der Sitzung am Montag „wegen Geschäftsterminen“ entschuldigte, aber ohnehin nicht an Beratung und Beschluss hätte teilnehmen dürfen. In einer Mail, die der Redaktion vorliegt, hatte er dem städtischen Bauamt und Stadtplaner Franz Ullrich am 11. April mitgeteilt, dass er einen Teil der Dachliegefenster an seinem Anwesen in der Langen Gasse „wegen Undichtigkeit“ ersetzen müsse. Es habe „zwingender Handlungsbedarf“ bestanden. Ullrich habe daraufhin die bestehenden Fenster ausgemessen (1,2 x 0,6 Meter) und eine „positive Stellungnahme“ verfasst. Soll heißen: Der Stadtplaner hatte nichts gegen einen Austausch der Fenster. Diesen Vorgang bestätigte auch Mend. „Damit war für mich der Fall geritzt“, erklärt Kolesch auf Anfrage.
Die Kollegen sind empört über Kolesch
Doch damit irrte der selbstständige Malermeister. Mend verwies in der Sitzung darauf, dass über derlei Fälle nicht der Stadtplaner, sondern immer noch der Bauausschuss entscheide. Erst vor vier Wochen habe die Stadt in einer ähnlichen Sache den Rückbau der Fenster gefordert. Dies sei aus „Gründen der Fairness und Gleichbehandlung“ auch im Fall des Stadtrats Kolesch angezeigt. Auf dem Spiel stehe die „politische Glaubwürdigkeit dieses Gremiums“. Kolesch habe „sämtliche Spielregeln missachtet“. Andere Räte äußerten sich ähnlich. Vizebürgermeister Ludwig Weigand sagte, er sei „tief enttäuscht“ von Kolesch, der „bei jedem Anlass den größten Denkmalpfleger“ hervorkehre und sich selbst an nichts halte. Der Ausschuss müsse jetzt konsequent bleiben, etwas anderes sei der Bevölkerung nicht zu vermitteln. Norbert Melber sagte, Kolesch führe die Leute an der Nase herum. „Das ist seine Art, Politik zu machen.“
Schon in den 1990er Jahren hatte sich Kolesch aus Sicht der Ratskollegen mehr als einen ästhetischen Fauxpas geleistet, als er an seinem Anwesen auf breiter Front Fenster aus Kunststoff statt – wie in der Gestaltungsatzung gefordert – solche aus Holz verbaute. Die Sache ging damals bis vor den Petitionsausschuss des Landtags. Das Ergebnis damals: Die Fenster durften bleiben; Kolesch verpflichtete sich, beim nächsten Austausch solche aus Holz einzusetzen.
Nur einer gibt Kolesch Rückendeckung
Auch jetzt wurde Kolesch vom Bauausschuss aufgefordert, die Dachliegefenster wieder auszubauen und „andere bauliche Lösungen“ zu finden. Dies scheint für Kolesch aber ein Problem zu sein. Dachgauben einzubauen, würde nach seinen Worten bedeuten, den „kompletten Dachstuhl runterzureißen“ und neu aufzubauen. „Das kostet mich mindestens 200 000 Euro", behauptet er. Das sah auch SPD-Ratskollege Bernd Hartmann so, der in das laufende Projekt bei Kolesch als Handwerksmeister eingebunden ist. Hartmann sagte, solche Dachliegefenster fänden sich zig Mal in der Altstadt. „Das ist oft die einzige Möglichkeit, um Licht ins Haus zu bringen.“ Hartmann stimmte letztlich als einziger im Ausschuss gegen die Rückbauforderung an Kolesch. „Für mich hat er es nur von der Reihenfolge her falsch gemacht.“ Einen offiziellen Bauantrag hatte Kolesch tatsächlich nicht eingereicht, obwohl er als erfahrener Kommunalpolitiker die Abläufe bei Bauverfahren freilich kennen muss.
Auf Nachfrage der Redaktion teilte Kolesch mit, er werde die strittigen Elemente an seinem Gebäude nicht ausbauen. Wie es weitergehen soll in dieser Sache, die für Kolesch eine „Lappalie“ ist? „Das muss der Richter feststellen. Hier geht es nicht um zwei Fenster. Hier geht es darum, einen politischen Gegner vor der Wahl fertigzumachen“, sagt er mit Blick auf die Kommunalwahl im März 2020. Dabei will Kolesch erneut als Stadtrat kandidieren.
" in Säcken einfängt und ins Haus trägt " ; um finstere Dachböden zu erhellen, ist keine sgn. * Lichtgestalt *! Die meisten Aufliege-Dachfenster auf Dächern werden doch von unten doch gar nicht gesehen. " Nur Vögel " sehen die Dachlandschaften in historischen Orten im Gesamten. * Schilda.... grüsst Alle.... !!!
Über die Bestätigung der Kostenhöhe vom Stadtrat Hartmann kann man nur noch sagen: wessen Parteibrot ich esse dessen SPD-Lied ich singe.