"Für ein eigenes Weinfest und eine Weinprinzessin langt es noch nicht ganz", scherzte Schwarzachs Bürgermeister Volker Schmitt am Dienstag bei einem Ortstermin in Schwarzenau. Dort baut Norbert Bergmann seit einiger Zeit einen Müller-Thurgau an. Jetzt hat er die Rebfläche vergrößert. Auf 6000 Quadratmetern wachsen 1650 Silvaner- und 900 Müller-Thurgau-Stöcke.
"Wir sind wohl eine der kleinsten, wenn nicht sogar die kleinste Weinbaugemeinde in Unterfranken", freute sich Schmitt über die erfolgreiche Reben-Ansiedlung im Flurstück Rosengarten. Diesen Namen trägt auch der Premiere-Bocksbeutel von Bergmann: "Schwarzenauer Rosengarten, Müller Thurgau Kabinett halbtrocken", den man bereits käuflich erwerben kann. Beim neu angepflanzten Silvaner einer Nordheimer Rebschule rechnet Bergmann mit dem ersten Tropfen 2022.
Der Silvaner soll mindestens ein Kabinett-Wein werden
Der Schwarzacher Weinbau-Pionier achtet auf Qualität. So soll auch der neue "gelbe" Silvaner mindestens ein Kabinett-Wein werden. In Anbetracht der immensen Konkurrenz in Sachen Weinangebot rund um das Schwarzacher Becken hat schon Schmitts Vorgänger Lothar Nagel den Bergmann-Tropfen als "Haus-und-Hof-Bocksbeutel" geschätzt und entsprechend eingekauft. Schmitt hat diese Tradition fortgesetzt und nimmt den fruchtigen Tropfen zu Geburtstagen oder Jubiläen als kleine Aufmerksamkeit der Gemeinde mit. Auch Sportvereine, der Siedlerverein und die Feuerwehren nutzen die Bocksbeutel aus heimischen Anbau bei diversen Feierlichkeiten.
Die erste Bestellung für den neuen Silvaner hat der Ortschef bei dem Schwarzenauer Weinbauern bereits in Auftrag gegeben. Für Wanderer lohnt sich ein kleiner Ausflug zu den Weinbergen. Der Blick des Besuchers fällt auf das Schwarzacher Becken, den Main und die Abteikirche Münsterschwarzach bis zum Schwanberg am Horizont. Auf dem Etikett seines Bocksbeutels weist Bergmann auf die idyllische Lage seiner Wengert hin. Wie sich beim Ortstermin zeigte, hat der Winzer mit der Beschreibung der Örtlichkeit nicht übertrieben.
Die Pflanzung war nicht einfach, nun noch die Trockenheit
Jetzt müssen die Silvaner-Stöcke nur noch gedeihen. Einfach war schon die Pflanzung nicht. "Unter der 60 Zentimeter starken Humusschicht muss ein Steinbruch liegen", schildert er die schweißtreibende Pflanzarbeit. Und jetzt kommt noch die Trockenheit hinzu. Hier hofft er auf Wasserrechte zum Abpumpen von Wasser aus dem Main. "Da ist das Landratsamt zuständig", erklärt ihm das Gemeindeoberhaupt. Bis er eine Genehmigung hat, muss er weiterhin das Wasser von seinem Brunnen in Großlangheim mit Traktor und Anhänger in den Rosengarten karren. Ein mühsames und zeitaufwändiges Unterfangen.
Den Spaß am Weinbau hat der gelernte Landwirt Bergmann aber nie verloren, zumal mit seinem Sohn Felix schon die nächste Winzer-Generation in den Startlöchern steht. Der Elfjährige hilft seinem Papa gerne bei der Arbeit im Weinberg, einer fruchtbaren Muschelkalk-Fläche, und fährt vor allem unwahrscheinlich gerne Traktor.
Schwarzenau war früher bereits einmal ein Weindorf
Bergmann stammt aus Großlangheim und lebt in Schwarzenau. Vor Jahren kaufte er einen alten Weinberg und rekultivierte ihn. Schwarzenau war früher bereits einmal ein Weindorf. Wie die erste urkundliche Erwähnung des Orts im Jahre 1074 bestätigt, wurde einst an den fruchtbaren Hängen des Leitenbergs und am Roßweg auf einer Fläche von gut 40 Hektar Weinbau betrieben. Auch die Schwarzenauer Dorfchronik von 1992 belegt, dass der Weinanbau bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in dem heutigen Schwarzacher Ortsteil von großer Bedeutung war.
Mit der Reblausplage 1902 und dem ersten Weltkrieg verschwanden die Rebflächen fast völlig. Was an Weinbergen übrig blieb, eroberte sich die wilde Natur Zug um Zug. Durch Bergmanns Einsatz ist der Schwarzenauer Rosengarten zu einer Art Aushängeschild für den Markt Schwarzach geworden. Die Bocksbeutel gibt es auch im freien Handel bei der GWF in Repperndorf.