
„Raider heißt jetzt Twix“ und die Hauptschule Mittelschule – sonst ändert sich nix? Doch, einiges hatte sich mit der Umbenennung der ehemaligen Hauptschule geändert. Seit dem Jahr 2011 bietet die Schule Ganztagsbetreuung, den mittleren Schulabschluss und die Möglichkeit für die Schüler, sich in einem der drei Zweige Technik, Wirtschaft oder Soziales zu spezialisieren.
Schließung kleiner Landschulen verhindern
Um dies zu realisieren, wurden Schulverbünde unter eigenständigen Mittelschulen gegründet. Hintergrund dieser Schulreform war unter anderem auch, die Schließung kleinerer Schulen auf dem Land zu verhindern.
Gleich zwei Beispiele aus dem Landkreis Kitzingen in den vergangenen Tagen zeigen, dass hier Anspruch und Wirklichkeit auseinander klaffen.
Beispiel 1: Stadtrat Dettelbach am Montagabend. Der Schulverbund Dettelbach-Volkach wird künftig nicht mehr in der Lage sein, die gesetzlichen Anforderungen für die M-Klassen zu erfüllen – sinkende Schülerzahlen sind der Grund dafür. Also soll der Schulverbund mit Wiesentheid erweitert werden.
Standort geschwächt?
Dettelbach wird dabei zum kleinsten der drei Schulstandorte. Hier wurde bislang der gebundene Ganztagsunterricht exklusiv angeboten. Im neuen Schulverbund befürchten die Dettelbacher nun, künftig keine Regelkasse mehr anbieten zu können, was den Schulstandort weiter schwächen würde.
Um die Position von Bürgermeisterin Christine Konrad bei den Verhandlungen zum neuen Schulverbund zu stärken, beschloss der Stadtrat am Montagabend einer Erweiterung des Schulverbundes um Wiesentheid nur dann zuzustimmen, wenn pro Schuljahr mindestens eine Klasse vor Ort verbleibt.
Eine weitere Änderung steht zudem bereits fest und ergibt sich durch die geplante Auflösung der Mittelschule Schwanfeld. Dadurch werden Ober- und Untereisenheim dem Mittelschulverbund Dettelbach-Volkach zugeordnet.
Beispiel 2: Bürgerversammlung Marktbreit am Dienstagabend. Auch in der Mittelschule Marktbreit sinken die Schülerzahlen, eine Eingangsklasse, die fünfte Klasse, konnte in diesem Schuljahr nicht mehr belegt werden. Drei Schüler waren in Marktbreit zu wenig gemeldet. Der Schulverbundpartner Ochsenfurt sollte nach Vertrag dazu Schüler austauschen, was nicht erfolgt sei.
Der Ärger des Bürgermeisters
„Der Vertrag ist gekündigt“ sagte Bürgermeister Erich Hegwein am Dienstagabend. „Wir werden deshalb einen Schulverbund mit Iphofen abschließen“, so Hegwein weiter. Dazu laufen die Verhandlungen, die Verbandsversammlung hat dem bereits zugestimmt.
Was Hegwein besonders ärgert: Zwar ist der Schulverbund mit Ochsenfurt landkreisübergreifend. Doch hat Iphofen gar einen Verbund mit Scheinfeld, das in einem anderen Bezirk liegt. „Dort funktioniert der Schulverbund über zwei Bezirke hinweg“, sagte Hegwein.
Für die rückläufigen Schülerzahlen im Mittelschulbereich sieht Hegwein mehrere Gründe. Zum einen ist da die sechsstufige Realschule, also die Entscheidung für einen Schulwechsel schon nach der vierten Klasse.
Zum anderen „dass jedes engagierte Elternteil glaubt, sein Nachwuchs muss unbedingt in die Realschule oder das Gymnasium besuchen“. Und das bei derzeit akutem Mangel an Handwerkern. Diese könnten mit einem Mittelschulabschluss teilweise mehr Geld verdienen, als Akademiker, die in bestimmten Berufen nur in Teilzeit arbeiten könnten.