Sieben Jahre lang war er am Schulamt Kitzingen tätig, die letzten vier Jahre als Schulamtsdirektor und Fachlicher Leiter. „Hätte mir das jemand vor 30 Jahren prophezeit, ich hätte ihn für verrückt erklärt“, sagt Kurt Krause und muss lachen. An diesem Mittwoch ist sein letzter Arbeitstag. Wehmut und Freude mischen sich in seinen Abschied.
Der letzte Arbeitstag steht an. Was ist das für ein Gefühl?
Kurt Krause: Ich freue mich darauf, endlich mehr Zeit zu haben. Die nächsten Tage und Wochen werde ich für eine Bestandsaufnahme nutzen. Was kommt jetzt? Welche Aufgaben will ich noch annehmen? Ich werde die Kollegen und die Arbeit aber sicher auch vermissen.
Sie sind als Lehrer und Schulleiter im Schweinfurter Raum tätig gewesen. Wie haben Sie das Kitzinger Schulamt erlebt?
Krause: Wir sind auf keinen Fall ein Brennpunkt-Schulamt. Vieles läuft sehr solidarisch. Und das ist keine Selbstverständlichkeit bei etwa 400 Lehrern und rund 4200 Schülern.
Wie haben Sie die letzten Wochen und Monate empfunden?
Krause: Als sehr anstrengend und fordernd. Corona hat von uns allen ein Höchstmaß an Flexibilität verlangt. Mein Credo lautete in dieser Zeit: Das Machbare machen, all das umsetzen, was umsetzbar ist.
Das heißt: Es gab auch Vorgaben aus München, die nicht umsetzbar waren?
Krause: Jedes Schulamt musste seinen eigenen Weg finden. Ich meine, uns ist das sehr gut gelungen.
Sie haben sich nach Ihrer Schulzeit für den Beruf des Hauptschullehrers entschieden. Warum?
Krause: Das war damals eine ganz bewusste Entscheidung. Ich kam aus der Landwirtschaft, mein Vater war Handwerker. Ich wollte junge Menschen aufs Leben vorbereiten. Lehrer war nicht unbedingt mein Lebenstraum, der Weg war auch mit Zweifeln behaftet. Es gab eine Zeit, da stand ich kurz vor dem Ausstieg.
Und dann?
Krause: Dann habe ich ein Jahr Elternzeit genommen. Das war enorm wichtig. Ich habe die eigenen Kinder erlebt und dadurch mehr Verständnis für die Schüler und die Familien gewinnen können.
Sie haben wieder an der Hauptschule unterrichtet, die dann umbenannt wurde.
Krause: Ich habe es sehr bedauert, dass die Hauptschule im Lauf der Zeit so ein schlechtes Image bekommen hat.
Zu Unrecht?
Krause: Meines Erachtens ja. Die Lehrer sind sehr engagiert, viele Schüler gehen ihren Weg. Wir dürfen nicht vergessen, dass alle Jugendlichen eine Entwicklung durchmachen. Egal, auf welcher Schule sie sich befinden. Unser Ziel muss es sein, alle mitzunehmen. Wir dürfen kein Kind aufgeben.
Hat die Mittelschule eine Zukunft?
Krause: Davon bin ich überzeugt. Wir mussten Dettelbach inaktiv setzen, dafür hat der vor Jahren bedrohte Standort Marktbreit jetzt vier stabile Klassen.
Sind Sie mit der Personalsituation an den Grund- und Mittelschulen zufrieden?
Krause: Zufrieden ist ein relativer Begriff. Wir könnten mehr Lehrer gebrauchen. Wir haben zwar relativ kleine Klassen, aber die Aufgaben der Lehrer sind vielfältiger geworden.
Welche Aufgaben sind hinzugekommen?
Krause: Der Ganztag, die Inklusion, die Integration, die Digitalisierung, um nur einige zu nennen. Es gibt Klassen, in denen Kinder aus zehn verschiedenen Nationen sitzen. Der Beruf ist wahnsinnig komplex geworden.
Sind Lehrer darauf vorbereitet?
Krause: So weit das möglich war. Die digitale Ausstattung ist nicht überall zufriedenstellend. Das ist bekannt. Aber dafür sind auch die Schulaufwandsträger, also die Kommunen vor Ort, gefordert. Entscheidend für den Erfolg eines Lehrers ist für mich nach wie vor etwas anderes.
Nämlich?
Krause: Unser Kerngeschäft ist das Lehren, und da ist die Persönlichkeit des Lehrers, gerade im Grundschulbereich und in der Mittelschule ausschlaggebend. Er muss eine Beziehung aufbauen können. Die Lernbedürfnisse der Schüler müssen im Mittelpunkt stehen – und daran sollte sich das angeeignete Wissen der Lehrer ausrichten. Auch wenn sich das trivial anhören mag: Es geht um den ganzen Menschen. Das Wohlergehen der Kinder muss der Schwerpunkt des Unterrichts sein und nicht das jeweilige Fach.
Lehrer sind vor allem als Pädagogen gefordert?
Krause: Sicher. Als ich anfing, war der Lehrer noch eine absolute Autoritätsperson. Da hat sich gesellschaftlich einiges verändert. Das ist auch gut so. Für die Lehrer ist das allerdings mit einem Mehraufwand verbunden. Sie müssen nicht nur die Schüler, sondern auch die Eltern mit ins Boot holen und die Kollegen mit dazu. Wenn es gelingt, eine Erziehungsgemeinschaft zu bilden, wird auch der Unterricht funktionieren. Letztendlich profitieren davon vor allem die Kinder.