
Getarnt als Arbeitstreffen schlich sich der Weiberfasching ins Iphöfer Rathaus. Etwas irritiert, aber breit grinsend, schaute der Rathauschef drein, als ihm die Leiterin des Altenbetreuungszentrum (ABZ), Andrea Troll, mit Perücke und großem Hut eine geheimnisvolle Tüte überreichte. Bereitwillig hielt er gleichmal seine Krawatte hin.
Doch in Zeiten von Corona ist auch der Weiberfasching nicht das, was er sonst ist. Stürmten sonst die Alten Weiber das Büro des Iphöfer Bürgermeisters, war es dieses Mal nur eins und zwar ein neues Altes Weib. Denn mit Josef Mend gingen auch die Alten Weiber in den (Faschings-)Ruhestand und machten Platz für ihre Nachfolgerinnen. "Wir wollten die Tradition nicht ganz ausfallen lassen", sagt Iris Mend. "Dann ist uns die Idee mit der Tüte eingefallen." Getarnt in ihrer Funktion als ABZ-Leiterin holte sich Andrea Troll einen Termin beim Bürgermeister.

Der wartete immer noch drauf, dass sein schicker orangefarbenen Schlips mit schwarzen Streifen kürzer gemacht wird, doch auch an Weiberfasching muss der Abstand gewahrt bleiben. Wie gut, dass die neuen Alten Weiber ihren Bürgermeister kennen und ihm eine Linkshänderschere neben Luftschlangen und Likör in die Tüte gepackt hatten.
Schnipp, schnapp schnitt sich Lenzer lachend selbst den Schlips ab. Zum ersten Mal übrigens, wie er verrät. In der Bank, wo er vor der Wahl gearbeitet hatte, trauten sich die Mädels nie, die Krawatten der Kollegen an Weiberfasching zu kürzen. "Normalerweise frage ich meine Tochter immer, welche Krawatte am besten passt. Doch heute habe gefragt, welche sie am hässlichsten findet", erzählt Lenzer, wohl ahnend, dass er Besuch bekommt – hoffentlich der letzte neue-Alte-Weiber-Besuch mit Abstand.