„Wir sind Freundinnen geworden“, sagt Catalina und lächelt ihre Gastschwester Eva-Lina liebevoll an. Die Chilenin ist eine der beiden Austauschschülerinnen, die mit dem internationalen Jugendaustausch knapp drei Monate im Franken-Landschulheim Schloss Gaibach Aufnahme gefunden hatten. Nur schade, dass die Abreise in die Heimat unmittelbar bevorsteht. „Es hat mir hier sehr gut gefallen, ich habe so viel gelernt“, sagt die 17-Jährige in einwandfreiem Deutsch und beteuert: „Ich komme wieder. Die Deutschen sind so herzlich.“
Land und Leute kennenzulernen, die fränkische Lebensart zu entdecken und dabei die Sprachfertigkeit zu vertiefen, war das Anliegen von Catalina Ximena Hermández Pulgar und Vanessa Constanza Vargas Acuna – eingeflogen direkt aus Santiago de Chile. Mit der Verständigung gab es keine Schwierigkeiten, denn beide beherrschen die deutsche Sprache ausgezeichnet. Und mit dem Familienanschluss bei Eva-Lina Langhammer aus Mainberg und der Unterspiesheimerin Ariane Schönborn, gab es ohnehin keine Probleme.
Durch die Organisation VDA in St. Augustin (Verein für deutsche Kulturbeziehungen im Ausland) waren die Chileninnen nach Gaibach gekommen und könnten von ihren Eindrücken her „ein Buch schreiben“. Mit ihren neuen Freundinnen waren sie viel in der Region unterwegs, um ihre Kenntnisse aufzufrischen und möglichst umfassende Eindrücke zu sammeln. „Wir waren in Konzerten, im Theater, haben aber auch Bamberg, Würzburg und Schweinfurt erkundet“, erzählt Eva-Lina Langhammer. Einmal traf man sich auch mit anderen Austauschschülern zu einem Bowlingabend in Dettelbach. Außerdem waren im Besuchsprogramm die Reise nach Berlin und Köln. Nur Ski- oder Schlittenfahren mussten sie sich abschminken. Da hatte ihnen der milde Winter einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Doch neben Besichtigungen und anderen Vergnügungen wurde auch eifrig gelernt. Der betreuende Lehrer und Oberstufenkoordinator Michael Hessenauer ist voll des Lobes über die aufmerksamen und fleißigen Austauschschülerinnen, die ihren neuen Klassenkameraden aber auch Einblicke in die Gepflogenheiten ihrer Heimat gaben. So hatten sie beim Spanischunterricht ihr Heimatland in der Oberstufe in Wort und Bild umfangreich vorgestellt und zu einer ausführlichen Diskussion angeregt. „Eine runde Sache“, meint Hessenauer anerkennend. Dabei ging es vorrangig um Politik, Wirtschaft und Kultur.
Catalina interessiert sich vor allem für Deutsch, Kunst und Geschichte und hat durch ihre aufgeschlossene Art schnell Kontakte geknüpft, berichtet Oberstufenkoordinator Hessenauer. Vanessas Interesse galt neben Deutsch und Spanisch vorrangig den Schulfächern Geographie und Kunst. Das Heimweh hielt sich in bei dem Besuch Grenzen. Schließlich gibt es Telefon, Internet und so weiter.
Catalina erzählt von zu Hause, ihren Eltern und von ihrem Besuch in der deutschen Schule in Santiago. „In Deutschland ist es dagegen viel freier“, sagt sie und verweist auf strengeren und oft ganztägigen Unterricht und vor allem auf die Schuluniform, „die ich ganz schrecklich finde“. Aber es ist halt ihre Heimat. Und schon am Wochenende geht der Flieger wieder zurück.
Es war nicht Catalinas erster Besuch in Germany – und sicher nicht ihr letzter. „Aber jetzt ist erst einmal Eva-Lina dran“, sagt sie lachend. Diese nickt zustimmend. „Nach dem Abitur komme ich bestimmt“, verspricht sie. „Wir bleiben in Verbindung.“