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KITZINGEN
Schmiedelstraße 1: Abrissbirne oder Erhalt?
Seit die Pläne für einen Biomarkt auf dem Grundstück der Schmiedelstraße 1 diskutiert werden, steht auch die Zukunft der Stadtvilla des einstigen Bürgermeisters Andreas Schmiedel im Mittelpunkt. Nachbar des zweiteiligen Hauses ist der Luitpoldbau (links), zu dem nach Ansicht der Denkmalschützer eine architektonische Beziehung besteht. Grund genug für sie, den Abriss infrage zu stellen.
Foto: Harald Meyer | Seit die Pläne für einen Biomarkt auf dem Grundstück der Schmiedelstraße 1 diskutiert werden, steht auch die Zukunft der Stadtvilla des einstigen Bürgermeisters Andreas Schmiedel im Mittelpunkt.
Harald Meyer
Harald Meyer
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:08 Uhr
„Kitzingen verliert zunehmend sein Gesicht.“
Harald Knobling, Stadtheimatpfleger

Die Zukunft der rund 150 Jahre alten Stadtvilla des einstigen Bürgermeisters Andreas Schmiedel wird für manchen Kitzinger Stadtrat zur inneren Zerreißprobe.

Einerseits begrüßen etliche Mitglieder des Gremiums den geplanten Biomarkt auf dem lange verwaisten Gelände, andererseits stemmen sich viele gegen den Abriss der Schmiedelstraße 1. Ein Verteidiger des aus seiner Sicht „höchst wertvollen“ Gebäudes ist auch Stadtheimatpfleger Harald Knobling.

Ein wirklicher Akzent

„Das ist ein Organismus. Ein wirklicher Akzent für das Viertel.“ Knobling kämpft gegen den Schatten der Baggerschaufel, der über dem markanten Eckhaus gegenüber dem Baudenkmal Luitpoldbad (Vhs-Gebäude) steht. Und er wundert sich ein wenig über den Umgang mit dem Bauwerk und dem Denkmalschutz. Er sei „relativ spät“ über die Abriss- und Baupläne informiert worden.

Offensichtlich ein Denkmal

Eine Beschwerde deutlicherer Art kommt aus dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Man sei weder informiert, noch um eine Stellungnahme zum Biomarktprojekt – mit fünf bis sieben Wohnungen im Obergeschoss – gebeten worden. Dabei ist laut Schreiben des Landesamts eines klar: Das Haus Nummer 1 auf dem 2000 Quadratmeter großen Areal erfülle „offensichtlich die Kriterien eines Denkmals.“.

Den besonderen Wert sieht a

Historischer Wert

uch Knobling – in drei Punkten. Einen historischen Wert habe das Gebäude schon angesichts der Persönlichkeit des Erbauers, Bürgermeister Schmiedel. Der habe dem etwa 1870 erbauten Haus seinen „ästhetischen Anspruch“ aufgeprägt, der die weitere bauliche Entwicklung des Mühlbergviertels geprägt habe. Uuletzt sei das Haus unverzichtbar als architektonisch passendes Gegenüber des Luitpoldbads.

Kein Eintrag

Allerdings: Die Schmiedelstraße 1 steht nicht in der Denkmalliste, wie das Landesamt zugeben muss. Das Gebäude sei zwar 2004 dafür vorgeschlagen worden, aber bisher sei nichts passiert. Das Versäumnis will das Amt nun korrigieren. Man schlage eine „förmliche Überprüfung der Denkmaleigenschaften“ vor, damit die Investoren die „attraktive Villa“ sanieren können – mit Zuschüssen und Steuervorteilen.

Auf dem linken Bein erwischt

Der Kampf um die Villa hat sowohl die Eigentümer als auch die Investoren auf dem linken Bein erwischt, nachdem rund zwölf Jahre lang die staatlichen Denkmalschützer die Schmiedelstraße 1 liegen ließen.

Ähnlich schwierig, das Stimmungsbild im Verwaltungs- und Bauausschuss vor drei Wochen: Der Biomarkt kam an, dessen Architektur – vor allem mit Blick auf den Nachbarn Luitpoldbad fiel durch. Und manch einer forderte wie Thomas Steinruck: „Schmiedelstraße 1. Das muss erhalten werden.“

Hausaufgaben

Die Botschaft kam bei den Investoren an. Die „Hausaufgabe“, andere Lösungen für das Grundstück und vor allem den Bereich der Villa gegenüber dem Vhs-Haus zu finden, sei in Arbeit, sagte Thomas Othmer (Firma Zielinvesthazs, Winnenden), Vertreter des Investors: „Wir haben uns ernsthaft damit beschäftigt. Ein Ergebnis gebe es aber noch nicht. Klar sei aber: Sowohl der potenzielle Biomarktbetreiber (eine renommierte Kette) als auch der Investor stünden weiter zu dem Projekt.

Die Schwierigkeit, hier eine Lösung zu finden, sieht Bauamtschef Oliver Graumann. Hier stünden zwei Dinge konträr zueinander, die schwer zu verbinden seien: Eine wirtschaftlich sinnvolle Nutzung kollidiere mit einer „historischen Bebauung, die eine solche Nachnutzung nicht zulässt.“

Alle Versuche gescheitert

Der Supermarkt mit einer Verkaufsfläche mit gut 600 Quadratmetern und den nötigen Parkplätzen werde wohl nicht auf das Grundstück passen, wenn die Schmiedel-Villa stehen bleibe. Schon bisher seien alle Versuche, Historie mit Wirtschaft zu verbinden gescheitert.

Es passt nicht zusammen

Dass der Biomarkt mit der Villa nicht räumlich zusammenpasst, sagt auch das Landesamt für Denkmalpflege. Es schlägt alternative Nutzungen vor, um den Erhalt zu sichern – beispielsweise eine gemischte Nutzung für ein Haus mit Ärztepraxen, Büros und Wohnungen. Der Stadtheimatpfleger denkt ähnlich, um das „historisch wertvolle Haus“ zu retten. Wohnbebauung – aus „sensibler Architektenhand“ könne hier einen Platz finden. Und vielleicht die Stadt der Bauherr sein, damit Kitzingen nicht schon wieder ein Baudenkmal verliere. Knoblings Sorge: „Kitzingen verliert zunehmend sein Gesicht.“

 
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