Ehre, wem Ehre gebührt. Für den Silvaner gab es eine eigene Gala im Casteller Weinstall. Ein kleiner Kreis feierte mit und erlebte den Silvaner in all seinen Facetten. Auf den Tag genau, am 6. April, wurde der Geburtstag gefeiert. Ferdinand Fürst zu Castell-Castell zeigte im Archiv die 1992 entdeckten Schriftstücke, die den Kauf von 25 Silvaner-Fechsern bei dem Obereisenheimer Gastwirt und Händler Georg Kraus belegen.
Das ist das erste von drei Jubiläen, die heuer gefeiert werden. Die älteste Darstellung des Casteller Wappens stammt von 1224 und ist damit heuer 800 Jahre alt. 250 Jahre alt ist das älteste Rechnungsbuch der gräflich Castell‘schen Land-Credit-Casse – es stammt aus dem Jahr 1774.
Für Ferdinand Fürst zu Castell-Castell ist das Silvaner-Datum nicht nur ein historisches, sondern ein zukunftsweisendes. Man habe damals die neuen Reben nicht aus Jux und Tollerei gepflanzt, sondern in einer Krisenzeit. Nach dem Ende des 30-jährigen Krieges habe Franken am Boden gelegen.
Neue Reben anzupflanzen sei auch ein Thema, mit dem man sich heute beschäftige. Schon damals habe es einen Klimawandel gegeben, nur, dass es damals kälter wurde.
Silvaner hat Zukunft
Zur Geburtstagsfeier wurden Gäste aus anderen Weingütern eingeladen, "weil der Silvaner wie keine andere Rebsorte seine Heimat widerspiegelt", sagte Ferdinand Fürst zu Castell-Castell. "Für unser Haus ist der Silvaner traditionell unsere wichtigste Rebsorte und ist für uns vor allem für die Zukunft sehr wichtig, weil er auch weinbaulich mit dem Klimawandel gut zu Recht kommt und er ist persönlich meine Lieblingssorte."
Vieles wird mit dem Silvaner verbunden. Doch immer wieder nur "Silvaner und Spargel" zu spielen, das ist nicht das Ding von Peter Geil, der das Domänenweingut Castell leitet. So wollte man mit der Silvaner Gala dem Silvaner mit einem hochwertigen Menü, gekocht von den regionalen Spitzenköchen, dem Sternekoch Valentin Rottner (Restaurant Rottner, Nürnberg) und seinem Kollegen Andreas Kröckel sowie Dave Metz vom Weinstall, ein anderes Speisenbegleiter-Image verleihen.
Von Gipskeuper bis Schiefer
Dazu gab es die passenden Silvaner unterschiedlicher Regionen. Die Weine der VDP-Weingüter Fürstlich Castell’sche Domäne wachsen auf Gipskeuper, die von Fürst Löwenstein auf Buntsandstein und die von Rudolf May auf Muschelkalk. Auf Quarz-Phyllit und Schiefer gedeiht der Silvaner des Weinguts Kuenhof in Südtirol – und das laut Peter Pliger in einer Höhe zwischen 550 bis 750 Metern. Vertriebsleiter und Sommelier Matthias Schäfer erläuterte die Zusammenstellungen.
Die Begleitung der Speisen war älteren Silvanern vorbehalten. Zur Begrüßung vor der Archivführung hatte es einen 1999er Silvaner aus Castell gegeben, vor der Gala einen Sekt aus dem Hause Löwenstein, den Prinzessin Stephanie zu Löwenstein selbst vorstellte.
Beim Menü gab es Kreationen von Lachs, Gemüse, Hummersuppe – dazu einen 2001er Apriles Castell, Zander mit Spinat- was für jeden Wein eine Herausforderung darstellt, Schweinbacke und Reh (Rücken, Leber, Herz) sowie zum Schluss Kreationen mit Gurke und mit Rhabarber.
Ein begeisterter Präsident
Der Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes Artur Steinmann zeigte sich begeistert: "Silvaner hat mich immer beeindruckt. Heute ist mir wieder bewusst geworden, welche Varianten Silvaner zu Stande bringt. Wir haben vier tolle Weingüter erlebt, wir hatten ein grandioses Essen. Der Silvaner konnte alle acht Gänge perfekt begleiten – von den Vorspeisen bis hin zum Dessert. Der Silvaner hat ein Riesenpotenzial, was die Begleitung zum Essen betrifft."
Die Vielfalt faszinierte auch Weinkönigin Lisa Lehritter: "Dieser Abend hat mir gezeigt, dass Silvaner unsere Identität nochmal mehr widerspiegelt als ohnehin schon. Er zeigt die ganze Vielfalt, die wir auch in den Persönlichkeiten der Menschen in Franken haben. Vom Sekt bis zum Eiswein, alle Facetten konnte der Silvaner abdecken."