
Zwei Frauen, sechs Männer, vier Scheren: das weiß-rote Band hatte am Ende keine Chance; schnipp-schnapp, und es war durchschnitten.
Nur Dettelbachs Bürgermeisterin Christine Konrad blickte etwas bedröppelt drein, denn ausgerechnet ihre Schere wollte nicht. Aber das tat der gelösten Stimmung an diesem Vormittag keinen Abbruch, wurde doch mit dem symbolischen Akt der Schlussstrich unter ein Vorhaben gezogen, dass die Stadt bereits seit 1993 beschäftigt: die Erschließung des Industriegebiets Dettelbach-Ost. Denn aus diesem Jahr datiert der "Original-Bebauungsplan", wie die Rathauschefin erklärte. "Ein Jahrzehnte dauerndes Projekt hat so einen guten Abschluss gefunden", sagte sie mit gewisser Erleichterung.
Lob für gute Zusammenarbeit
Dabei ging es bei den Bauarbeiten für den finalen Bauabschnitt zügig voran. Und das lag wohl nicht zuletzt an der guten Zusammenarbeit von Stadt, den Planungsbüros (Plannasch / Schneider & Partner) und den ausführenden Firmen (Feickert / Richard Schulz), die bei der Einweihung mehrfach gelobt wurde. Im Februar 2018, so Bauamtsleiter Uwe Koßner, lag die Entwurfsplanung vor, im Juni 2018 erfolgte die Vergabe und einen Monat später begannen die Bauarbeiten für das 3,5 Millionen Projekt.
Dabei, so Konrad, war es der Stadt ein Anliegen, den Planungsprozess für das 12,5 Hektar große Areal flexibel zu gestalten und an die Bedürfnisse der Firmen anzupassen, die dort bauen wollen. Die Grundstücke sind auch schon alle vergeben, etwa an die VS Logistics oder an die in Dettelbach Ost bereits ansässige Firma Lindner.
Fledermäuse umgesiedelt
Eine Besonderheit hat sich dadurch ergeben, dass die neue Erschließungsstraße am Wald entlang führt. Daher galt es, die Straßenführung so zu wählen, dass etwa eine alte Eiche nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das bedeutete allerdings, dass auf der gegenüberliegenden Seite eine aufwändige Stützmauer zur Absicherung der Straße errichtet werden musste. Auch die notwendigen Fällarbeiten wurden jahreszeitlich so gelegt, dass die in den angrenzenden Bäumen lebenden Fledermäuse nicht übermäßig beeinträchtigt wurden. Zudem musste ein Teil der Tiere umgesiedelt werden.
Offen bleibt nach wie vor eine wichtige Frage, die jedoch von der Stadt Dettelbach nicht allein gelöst werden kann. Es geht um die Zufahrt zum Industriegebiet von der B 22 alt, für die das Straßenbauamt zuständig ist. Hier wird noch um eine gute Lösung gerungen. Denn schon jetzt läuft viel Verkehr über diesen neuralgischen Punkt: Um die Lage zu entschärfen, so Koßner, wurde auf der B 22 alt eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 km/h eingeführt. Doch wird diese Maßnahme allein nicht ausreichen. Die Bürgermeisterin geht davon aus, dass eine Ampellösung kommt. Konrad: "Ich hoffe, dass die Bauarbeiten im nächsten Jahr beginnen können. Bislang scheiterte es an einem Grundstück, das sich in Privatbesitz befindet und bisher nicht erworben werden konnte."
Bis zum endgültigen Abzug der Bauleute sind nur noch wenige Maßnahmen erforderlich. In den nächsten Tagen werden laut Koßner die letzten Begrünungsmaßnahmen durchgeführt und zu Beginn des nächsten Jahres wird zusätzlich eine leistungsfähige Stromversorgung installiert. Mit dem in Kürze geplanten Rückbau des Wendehammers am Ende der Langen Länge wird dann die Ringstraße durch das Industriegebiet durchgängig befahrbar sein.
Oh nein!
Da ist doch genug Platz für einen Kreisel. Bezahlen dürften diese Erschließung gerne die industriellen Nutzer zumal die "B22" an dieser Stelle schon längst keine Bundesstrasse mehr ist. Staatsstraße 2450 heißt das Ding seit 2017.