Migration gab es schon immer, unter verschiedensten Vorzeichen. Wie unfreiwillig diese geschah, aber auch mit welchen Chancen, zeigt bis zum 30. September die Wanderausstellung "Woher/Wohin – Eine Ausstellung vom Ankommen und Weggehen" in der Verkündhalle des Rathauses in Iphofen, heißt es in einer Pressemitteilung.
Von "Glaubensflüchtlingen" aus den Jahren der Reformation und Gegenreformation in Iphofen berichtet Susanne Kornacker. Die Stadtarchivarin hat der wechselvollen Geschichte des Miteinanders zwischen Katholiken und Protestanten in ihrer Heimat eine eigene Schautafel gewidmet. "Noch heute ist vielen Menschen wichtig, welcher Konfession beispielsweise der angehende Partner des Kindes angehört. Doch im 16. Jahrhundert wurde richtig gestritten", erklärt die Historikerin.
In den Archiven fand sie Aufzeichnungen über aus Iphofen vertriebene Evangelische. Lutheraner durften zeitweise nicht kirchlich bestattet werden oder wurden zu Lebzeiten enteignet. "Diese Behandlung wurde allerdings weitgehend von den Würzburger Fürstbischöfen forciert, während die Bevölkerung die konfessionellen Unterschiede weitgehend tolerierte", meint sie.
Steht Iphofen heute dank hoher Gewerbesteuereinnahmen als reiche Kommune da, war dies im Zuge der Industrialisierung in der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht so. Die Archive verzeichnen viele Anträge auf Auswanderungen in Richtung Nordamerika, in denen die Ausreisewilligen familiäre, berufliche und finanzielle Sorgen als Gründe darlegen. Der Iphöfer Michael Heumann brachte es in New York dann zu großem Wohlstand, unterstützte zahlreiche Einrichtungen in seiner alten Heimat und erlangte 1901 in Iphofen sogar die Ehrenbürgerwürde.
Heimatvertriebene und Flüchtlinge machten sich im Zuge des Zweiten Weltkrieges auch auf den Weg nach Iphofen. Wie auch in anderen Kommunen in Franken entstanden neue Siedlungen, deren Namen wie "Sudeten-" oder "Schlesienstraße" zeugen noch heute von der Herkunft eines Großteils der neuen Bewohnerinnen und Bewohner.