Auf einer Großbaustelle in Kitzingen am Main haben im vergangenen Jahr an einem Montagmorgen die Zimmerer und Fensterbauer nicht arbeiten können, weil jemand ihre Werkzeugkiste übers Wochenende ausgeräumt hatte. Für diesen und fünf weitere Fälle – Einbrüche in Firmengebäude und Lagerhallen in Kitzingen – hat das Schöffengericht in Würzburg zwei Männer, 26 und 31 Jahre alt, wegen gewerbsmäßigen Diebstahls zu Freiheitsstrafen von drei Jahren drei Monaten und zwei Jahren zwei Monaten verurteilt.
Sie hatten sich auf Werkzeug spezialisiert, das sie über Ebay zu Geld machen wollten. Der für die Planung zuständige Mann war zuversichtlich, dass das gut läuft, "weil ja jeder mal ein Werkzeug braucht". Und beiden brauchten damals Geld. Der Dieb, der von Beruf Maschinenführer war, hatte kurz zuvor seinen Job verloren. Der andere hatte gar keinen Job und hatte erst kurz zuvor eine Freiheitsstrafe verbüßt. Das zeige, so Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen, "dass ihm alles am A... vorbeigeht". Führerschein und Auto hatte zu der Zeit keiner von beiden.
Diebe täuschen nächtlichen Umzug vor
Es sehe alles, so der Oberstaatsanwalt, ein bisschen dilettantisch aus, aber es stecke doch erhebliche kriminelle Energie hinter der Tat: Die Männer, die sich zufällig vom Trinken her kannten, sind nachts mit einer Schubkarre zu Objekten ausgerückt, die sie tagsüber ausgespäht hatten. Dort haben sie Werkzeug in allen Variationen aufgeladen: Akku-Schrauber, Elektro-Hobel, Stichsäge, Schweißgerät, Sägeblätter, Steckschlüssel-Satz, Kabeltrommeln und Kabel. Mitgenommen haben sie auch mal eine Geldkassette mit 1800 Euro, eine Flasche Ouzo und eine mit Whisky. Dann wurde ein Teppich über die Beute gelegt, um, wenngleich es sehr spät in der Nacht war, einen kostensparenden Umzug vorzutäuschen.
Die Beute haben die beiden in der "Wohnung", einem Carport mit dahinter liegendem Zimmer, das sie "Suite" nannten, gestapelt. Die Vermieterin, der das angeblich nicht auffiel, musste deswegen bereits beim Amtsgericht Kitzingen antreten. Über 30 000 Euro war das Werkzeug wert. Verkauft wurde davon nahezu nichts. Ein Teil ist verschwunden, ein großer Teil an die Geschädigten zurückgegeben worden.
Firmenchef entdeckt vermisstes Werkzeug auf Ebay
Einer der Angeklagten war bei Ebay als Kunde registriert. Er hat zum Teil sehr teure Werkzeuge sehr günstig angeboten, aber nicht lange. Denn ein Kitzinger Firmenchef entdeckte auf Ebay, was bei ihm seit kurzem fehlte und informierte die Polizei. Es wurde ein Treffen eines angeblich an günstigem Werkzeug interessierten Kunden mit den beiden Männern am Würzburger Hauptbahnhof eingefädelt. Das war das Ende der Serie.
Beide Angeklagte haben vor Gericht die Flucht nach vorn angetreten und auch sie belastende Umstände zugegeben, die erst nach längerem Prozess nachzuweisen gewesen wären. Bei den Ermittlungen zu den Werkzeug-Fällen konnten über DNA-Spuren auch zwei bis dahin "offene" Einbruchsversuche ohne Beute in eine Kitzinger Bäckerei-Filiale und einen Kiosk im Jahr 2017 geklärt werden.
Aufhorchen ließ das Gericht die Ankündigung des Angeklagten, der eine richtige Ausbildung aus Prinzip ablehnt, weil ihm die Theorie nicht liegt. Mit dieser Einstellung werde er nie einen richtigen Job finden, meinte der Oberstaatsanwalt. Das Gericht ließ sich auch zu einer deftigen Aussage hinreißen: Dass der Angeklagte einen "Ist-mir-alles-scheiß-egal-Eindruck" vermittle. Dennoch sagte dieser zum Schluss, er könne sich in Zukunft etwas in der Altenbetreuung vorstellen, jedenfalls was Soziales.