
Zufall, Glück, Pech: All das gehört zu dieser Geschichte. Zuerst der Zufall. "Ich hatte kürzlich etwas in der Stadtverwaltung zu erledigen", erzählt Richard Waigandt. Der Nenzenheimer fuhr also nach Iphofen. Dort fiel einer aufmerksamen Angestellten auf, dass er am 29. Februar Geburtstag hat, also ein "Schalttagskind" ist. "Die Frau hat gesagt, dass eine Kollegin auch an diesem seltenen Tag geboren ist", berichtet Waigandt. Die Kollegin heißt Susanne Kornacker und hat Sinn für Geselligkeit. Auch das verbindet sie mit Richard Waigandt.
Flashmob aller Schaltjahrskinder

"Am Sonntag, vier Tage vor unserem Geburtstag, haben Richard Waigandt und ich uns zu einem spontanen Kennenlernen getroffen. Das war so nett und inspirierend, dass wir beschlossen haben: Wir laden alle, die mit uns am 29. Februar Geburtstag haben, zu einem kleinen Treffen ein", schildert Susanne Kornacker, wie es zu der Idee kam, am Donnerstag um 13.15 Uhr einen "29-2-Flashmob" am Kitzinger Marktplatz zu initiieren. Ein bisschen aufgeregt ist die Kreisarchivpflegerin und Leiterin des städtischen Archivs Iphofen schon: "Das wird spannend! Hoffentlich kommen ein paar..."
Rein statistisch gesehen müsste es im Raum Kitzingen 50 bis 60 Menschen geben, die in Schaltjahren am 29. Februar zur Welt kamen. In ganz Deutschland leben um die 56.000 Kinder und Erwachsene mit diesem Geburtsdatum, darunter Berühmtheiten wie Model Lena Gercke und Fußballer Benedikt Höwedes.
Mal genauso alt wie die eigenen Kinder: Das können nur die am 29. Februar Geborenen sein

Sowohl Waigandt als auch Kornacker haben mit ihrem seltenen Geburtsdatum schon allerhand Denkwürdiges erlebt. Die Archivarin schildert lachend, dass sie jedes Jahr um 24 Uhr auf Anrufer wartet: "Früher haben viele versucht, mich um diese Zeit anzurufen. Sie wollten quasi einen Zeitpunkt zwischen zwei Tagen erwischen, den's ja eigentlich nicht gibt." Als Schalttagskind erlebe man auch so lustige Geschichten wie diese: "Ich war je für ein Jahr mal genauso alt wie meine beiden Kinder, die zwei Jahre auseinander sind."
Rechenspiele für Fortgeschrittene
Während man noch versucht, diese Aussage durch die Gehirnwindungen zu quetschen, ergreift Richard Waigandt das Wort: "Zu meinem sechsten richtigen Geburtstag – da war ich also 24 Jahre – hat meine Clique mir eine Schultüte gebastelt." Außerdem erinnert sich der frühere Ladenbesitzer lachend an eine Bibel und andere typische Konfirmationsgeschenke, die er als gestandener Mann erhielt. "Zum 16. – also 64. – Geburtstag hat meine Nichte mir ein Moped gebastelt, weil man ja ab dem Alter motorisiert unterwegs sein darf."
Generell eher Glückskind als Pechvogel
Und was wünscht sich Richard Waigandt zum 18. – beziehungsweise 72. – Geburtstag? "Dass meine Frau schnell wieder gesund wird!" Denn, an dieser Stelle kommt kurz etwas Pech ins Spiel, Marion Waigandt hat aktuell eine Beinverletzung, ausgelöst durch einen Sturz ihres Gatten. "Wir wollten kurz vor meinem Volljährigkeits-Geburtstag eine Reise unternehmen. Aber dann sind wir auf dem Flughafen auf eine Rolltreppe gestiegen, der Koffer hat sich verkeilt, ich bin gestürzt und habe meine Frau mit umgerissen", schildert Richard Waigand die unglückliche Verkettung von Umständen. Statt Richtung Gran Canaria ging es mit einer offenen Wunde erst einmal in die Notaufnahme.

"Generell bin ich aber eher ein Glückskind als ein Pechvogel", findet Waigandt. Seine Mutter freilich hatte einst ein bisschen Angst vor dem "verhexten" Datum 29. Februar. "Sie ist damals zum Bürgermeister hin und wollte, dass der mein Geburtsdatum ändert", berichtet der Nenzenheimer und grinst: "Der hat da aber nicht mitgemacht. Zum Glück!"
Denn in einem sind sich Richard Weigandt, Susanne Kornacker und wahrscheinlich viele andere Schalttagskinder einig: "Wir bleiben leichter jung als alle anderen. Und das ist doch was Schönes."
Treffen
Hintergrund: Das astronomische Jahr, das Sonnenjahr, dauert 365,2422 Tage. Das entspricht etwa 365 Tagen und sechs Stunden. Damit das Kalender- und das Sonnenjahr sich langfristig nicht zu weit voneinander entfernen, braucht es alle vier Jahre einen Schalttag, den 29. Februar. Die an diesem Tag Geborenen feiern ihren Geburtstag entweder am 28. Februar oder am 1. März. Ähnlich wie "Freitag, der 13." ist der 29. Februar in vielen Ländern mit Aberglauben verbunden.