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Wiesentheid
Salatzucht auf neuer Fläche?
Als möglicher Standort für die Gewächshäuser zur Salatzucht in Wiesentheid wurden nun Ackerflächen in unmittelbarer Nähe zur bestehenden Gärterei Lang vorgeschlagen.
Foto: Andreas Stöckinger | Als möglicher Standort für die Gewächshäuser zur Salatzucht in Wiesentheid wurden nun Ackerflächen in unmittelbarer Nähe zur bestehenden Gärterei Lang vorgeschlagen.
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 18.03.2019 02:10 Uhr

Der Antrag der holländischen Firma Delissen zum Neubau von zwei Salatgewächshausern mit Verladebereich und Wärmespeicher auf Wiesentheider Gemarkung löste eine leidenschaftliche Debatte im Gemeinderat aus. Das Gremium möchte das auf einer Fläche von insgesamt 17 Hektar geplante Vorhaben nach wie vor nicht im Osten in Richtung Abtswind und und verweigerte dem Vorhaben mit 13:2 Stimmen sein Einvernehmen.

Der Bauantrag sieht im Detail zwei Gewächshäuser mit einer Größe von 270 mal 208 Metern, beziehungsweise 208 mal 205 Metern sowie in der Mitte davon einen Verladebereich mit 196 mal 45 Metern vor. Außerdem sollen zwei runde Wärmespeicher mit einem Durchmesser von 43 Metern errichtet werden. Sie hätten eine sichtbare Höhe von 16 Metern und dürfen wegen des dortigen Wasserschutzgebiets nicht in den Boden eingegraben werden.

Gemeinde, wie auch Bürger, zeigten sich nicht begeistert ob des Projekts. So hatte es in den Tagen zuvor im Ort eine Unterschriftenaktion gegen das Vorhaben gegeben, die von den Freien Wählern initiiert wurde. Über 800 Bürger hätten sich laut Fraktionssprecher Michael Rückel dort eingetragen.

Erst am Sitzungstag hatte der Grundbesitzer, das Haus Schönborn eine neue Fläche für das Vorhaben ins Spiel gebracht. Diese befindet sich nördlich des Firmengeländes der Gärtnerei Lang, wo bereits mehr als zehn Hektar unter Glas stehen und gehört ebenso dem Adelshaus. Graf Paul selbst war mit einem seiner Söhne unter den rund 20 Zuhörern in der Sitzung.

Tendenziell ließ sich dort heraus hören, dass dieses Areal den Gemeindevertretern eher zusagt. Bürgermeister Werner Knaier (CSU) wollte die Voranfrage für die neue Fläche gleich zur Prüfung an die Behörden weiterleiten. Das ging den Räten jedoch zu schnell, sie verwiesen darauf, dass der Antrag wie bei allen anderen bereits am Montag vor der Sitzung hätte vorliegen müssen. So habe man keine Zeit gehabt, das Ganze genauer zu lesen, monierten einige Räte. Es bestehe keine Eile, das lasse sich auch in der nächsten Sitzung besprechen, hieß es.

Im Vorfeld hatte die Fraktion Bürgerblock einen Antrag gestellt, dass die Gemeinde einen Landschafts-Grünordnungsplan aufstellt, der mindestens zwei Jahre nicht verändert werden dürfe. Gleichzeitig solle im Rahmen der Bauleitplanung eine Veränderungssperre für das Gebiet erlassen werden. Fraktionssprecher Rückel (Freie Wähler) erläuterte, dass sich seine Gruppierung juristischen Rat eingeholt habe. Das Ganze sei "ein gewaltiger Eingriff" in die Landschaft und Natur und bringe nachteilige Veränderungen. Gerade was die Punkte Hochwasserschutz, Trinkwasser betreffe, sei die Fläche in Richtung Abtswind ein empfindliches Gebiet.

Generell müsse sich die Gemeinde Gedanken über ihre Zukunft machen, um Fehlentwicklungen auf dem Gemeindegebiet entgegen zu treten, forderte Rückel. Mit einer Veränderungssperre könnte zwei Jahre lang nichts entstehen, die Gemeinde könne diese Zeit nutzen, um sich für die Zukunft zu wappnen. Rückel appellierte direkt an Paul von Schönborn, "dieses Vorhaben an dieser Stelle zu überdenken." Das wäre ein gutes Signal an die Bevölkerung.

Otto Hünnerkopf (CSU) führte zunächst aus, dass an dem Ganzen wegen der landwirtschaftlichen Privilegierung des Bauvorhabens kaum von Seiten der Gemeinde zu rütteln sei. Für ihn sei der Antrag der Freien Wähler nicht schlüssig, weil man rein rechtlich vor einem Grünordnungsplan einen Bebauungsplan für die betreffende Fläche aufstellen müsse. Ein Grünordnungsplan sei aus seienr Sicht "ein Blindflug", die Gemeinde müsse erst wissen, so Hünnerkopf, was sie mit der Fläche dort machen wolle. Er sah das neu ins Spiel gebrachte Grundstück nördlich der Gärtnerei Lang als ein "Entgegenkommen des Grundbesitzers." Dieser Standort wäre unproblematischer und günstiger gelegen, er könne dem leichter zustimmen. Es stelle sich jedoch das Problem mit der Zufahrt, etwa von der Autobahn her.

Walter Rosentritt (Reupelsdorfer Liste) fasste zusammen, dass wohl keiner der Gemeinderäte die "Salatfabrik" an der zunächst geplanten Stelle Richtung Abtswind wolle. Nun gelte es den sowieso anvisierten Bau von weiteren Umgehungsstraßen für Wiesentheid zu forcieren.

Stefan Möhringer (CSU) sagte, dass man dem Bauwerber die gleichen Rechte einräumen müsse, wie einst der Gärtnerei Lang, die aussiedelte, oder Landwirten, die ins Grüne bauten. In der Folge waren die Räte gegen den Vorschlag von Bürgermeister Knaier, die erst kurz vor der Sitzung eingegangene Anfrage zum neuen Grundstück bereits jetzt an die Behörden weiter zu geben. Die Gemeinderäte wollen sich die Unterlagen erst einmal genau ansehen und in der nächsten Sitzung darüber befinden. Bei den Abstimmungen votierte das Gremium schließlich auch dafür, dass die Gemeinde die Aufstellung eines Landschaftsplanes angehen solle. Mit 10:6 Stimmen beschloss der Rat auch, eine Veränderungssperre für die zuerst anvisierte Fläche in Richtung Abtswind zu erlassen. Das bedeutet, dass diese Fläche in den nächsten zwei Jahren nicht gravierend verändert werden darf.

Auszählung der Unterschriftenaktion des Bürgerblocks Wiesentheid "Nein zur Salatfabrik".
Foto: Bürgerblock Wiesentheid | Auszählung der Unterschriftenaktion des Bürgerblocks Wiesentheid "Nein zur Salatfabrik".
 
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  • nkestler@aol.com
    danke erst mal an die freien Wähler.
    Ich denke, dass sämtliche Unterzeichner eine Salatfabrik weder an dem einen noch an dem anderen Ort möchten. Dies sollte auch der Bürgermeister zur Kenntnis nehmen und nicht plötzlich freudestrahlend aufgescheucht woanders die Landschaft zupflastern zu wollen.
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