
Die Milchviehhalter protestierten in den vergangenen Jahren immer wieder gegen die Tiefpreispolitik der Einzelhandelskonzerne, vor Jahren löste der drohende Anbau von genmanipuliertem Mais im Landkreis große Auseinandersetzungen aus, aktuell schlagen sich die Landwirte mit möglichen Auswirkungen der Stromautobahn Südlink herum.
Bei all den Problemen, die die Landwirte seit Jahrzehnten beschäftigen, lässt sich einer nicht aus der Ruhe bringen: Rudolf Bender.
Gebürtiger Gülchsheimer
Der Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) feierte kürzlich sein 40-jähriges Mitarbeiterjubiläum im BBV und wurde mit Ehrenurkunden des BBV und des bayerischen Sozialministeriums geehrt.
Der gebürtige Gülchsheimer stammt aus einem Bauernhof und studierte in Triesdorf mit dem Abschluss als Agrartechniker. „Ich wollte immer der Landwirtschaft treu bleiben“, sagt der 62-Jährige. Deswegen startete er 1977 seine Laufbahn beim Bauernverband als Fachberater in der Dienststelle Fürth und danach in Herzogenaurach, ehe er 1978 zum BBV-Geschäftsführer in Karlstadt aufstieg. Um einen heimatnäheren Arbeitsplatz zu bekommen, wechselte Rudolf Bender 1989 nach Kitzingen, wo er drei Jahre später die Nachfolge von Walter Scharvogel als Kreisgeschäftsführer antrat.
„Damals war noch vieles anders“, erinnert sich der in Kolitzheim lebende BBV-Funktionär, der in Kitzingen als Konstante im Wandel gilt. Um 1990 hatte der BBV im Landkreis 2700 Mitglieder, während es heute nur noch 2200 sind. Zu dieser Zeit erledigten Rudolf Bender und sein Team nahezu alles vor Ort, was sich bis heute sehr gewandelt hat. Elf zentrale Servicegesellschaften kümmern sich um die Belange der Landwirte.
Eine davon ist die BBV-Buchstelle. Vor Jahrzehnten hätten die Fachberater die Landwirte noch persönlich gekannt. Ab den 1990er-Jahren setzte der Strukturwandel in der Landwirtschaft ein: Die Landwirte wurden zu immer größeren Dimensionen ihrer Betriebe gedrängt, um wirtschaftlich überleben zu können. Veränderte Betriebsgrößen führten dazu, dass immer mehr Landwirte ihre Höfe nur noch im Nebenerwerb weiterführten und sich als Arbeitnehmer ihren Lebensunterhalt verdienten, da Industrie und Handel immer mehr Mitarbeiter benötigten.
Weniger Mitglieder, mehr Arbeit
„Die Landwirte erwarten Lösungen von uns“, beschreibt Rudolf Bender den Auftrag seiner Verbandsmitglieder. Besonders bei Hofübergaben gibt er Hilfestellung und weiß unterschiedliche Interessen unter einen Hut zu bekommen. Obwohl der BBV heute weit weniger Mitglieder hat, hat die Arbeit in der Kitzinger Geschäftsstelle permanent zugenommen. Belange wie Umweltpolitik, Baurecht und andere diffizile Problemstellungen prägen das Alttagsgeschäft. „Helfen zu können, bringt mir die Erfüllung im Beruf“, sagt Rudolf Bender.
Er sieht seine Aufgabe darin, neue Ideen zu entwickeln, um den Mitgliedern Perspektiven aufzuzeigen. Er gilt als Mann des Ausgleichs und hat sich zum Mediator weitergebildet. Diese Zusatzausbildung befähigt ihn, Familien zu begleiten und Lösungen anzubieten.
Kampf an zwei Fronten
„Wir in der Landwirtschaft kämpfen an zwei Fronten“, betont der langjährige Kommunalpolitiker aus Kolitzheim, denn einerseits gibt es die Dauerthematik Tierhaltung und Naturschutz und andererseits die unbefriedigende Erlöse-Situation. Er verwahrt sich gegen Kritik an der Massentierhaltung, denn er vertrete bäuerliche Betriebe, deren Ställe halt größer geworden sein. Die Einzelhandelsketten würden die Landwirte dazu zwingen, denn nur über die Masse sei die wirtschaftliche Existenz zu sichern.
Qualität hat ihren Preis
„Unsere Herausforderung ist es, Schritt zu halten mit den Erwartungen der Gesellschaft“, meint Rudolf Bender. Er ist ein Verfechter regionaler Versorgungsketten und hofft, dass der Trend zu Regionalität Verbraucher und Politiker zum Umdenken bewegt. Denn Qualität habe eben seinen Preis, was die Einzelhandelskonzerne und Discounter oft nicht interessiere, wenn sie Preiskämpfe auf dem Rücken der Bauern austragen. Im BBV ist Bender seit 2011 Vorsitzender des Gesamtpersonalrats.