Das Rödelseer terroir f ist seit Sonntag offiziell für die Öffentlichkeit freigegeben. Nun muss niemand mehr Bauzäune umgehen oder Absperrbänder überschreiten (Letzteres hatte jüngst eine Wildkamera um drei Uhr nachts dokumentiert), um den besonderen Ort zu betreten. Coronabedingt gab es nur eine Feier im kleinen Rahmen, musikalisch gestaltet von der Winzerkapelle.
Auch wenn es der frühere Präsident der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) und Ideengeber für die magischen Orte beim Rödelseer terroir f den Begriff Röhre nicht so gerne hört und vielmehr von einer architektonischen Skulptur spricht, der Name "Rödelseer Röhre", kurz "RöRö", hat sich bereits eingeprägt. Doch die Skulptur hat Symbolkraft. Sie könnte ein Refraktometer sein, wie es die Winzer für die Bestimmung der Öchslegrade nutzen, es könnte aber auch ein Fernrohr sein, wie Thomas Wirth von arc.grün meinte, der mit der Planung des Objektes betraut war. Denn es werde etwas fokussiert. In Rödelsee richtet sich der Fokus auf den Silvaner in der fränkischen Weinlandschaft.
In Rödelsee steht der Silvaner im Fokus
Jeder der magischen Orte des Frankenweins widmet sich einem Thema. In Rödelsee ist es der Silvaner. Dieses Thema war ursprünglich für Castell gedacht, doch dort hat man das Thema freigegeben. Dieser Entscheidung ihres Heimatortes trauert die Fränkische Weinkönigin Carolin Meyer schon noch etwas nach. Doch nun wirft sie am Standort Rödelsee einen Blick durch das Fernrohr auf die Weinlandschaft.
Weinprinzessin Damaris Heß schwärmte von diesem Ort, der wie alle magischen Orte im Gedächtnis bleiben werde. Solche Orte müsse man selbst erleben: "Die Aussicht von hier zeigt, wie bezaubernd die Weinlandschaft ist."
Den traumhaften Ausblick würdigte auch Landrätin Tamara Bischof. Sie riet Erholungssuchenden, hier mit einem Silvaner die Weite zu genießen. Sie hätte sich gewundert, wenn es Bürgermeister Burkhard Klein nicht geschafft hätte, einen solchen Ort, den fünften im Landkreis, nach Rödelsee zu holen. Zumal man im Landkreis auch die nötigen Firmen habe, eine solche Skulptur zu verwirklichen.
Das hat die Wiesenbronner Firma Ackermann getan. Ursprünglich habe man an eine verkleidete Stahlkonstruktion gedacht, doch der Kontakt zu Frank Ackermann habe zu einem Umdenken geführt. Der verwendete Corian, ein mineralisch-organischer Verbundwerkstoff, der sich wie Holz bearbeiten lässt. Das Objekt besteht laut Ackermann aus 3069 Teilen – ohne die Schrauben. Er sei sehr froh, auch einmal hier in der Region und in der Natur einmal etwas mit diesem Werkstoff machen zu können.
Kosten von knapp 350 000 Euro
Auf die Kosten der Skulptur, die seiner festen Überzeugung nach die Weinlandschaft aufwertet, ging der neue LWG-Präsident Andreas Maier ein. Über 342 000 Euro habe das Projekt gekostet. 144 000 Euro seien an Fördermitteln geflossen. Sein Vorgänger Hermann Kolesch sagte, dass jede Zeit ihre Gestaltung, ihre Architektur habe. Früher hätten die Menschen Kapellen und Bildstöcke in den Weinbergen errichtet, jetzt trage man eine moderne Weinarchitektur hinein.
Die Stimmkreisabgeordnete Barbara Becker hatte sich schon am Tag vor der Eröffnung die "Röhre" angeschaut und sich dabei gefragt, was man sich wohl dabei gedacht habe. Ihr seien da drei Ebenen eingefallen. Heimat sei die erste, die man mit dem Blick aus dem Fernrohr auf Rödelsee erfährt. Dann führt der Weitblick auf die fränkische Landschaft und schließlich zum Himmel, der einen daran erinnert, dass es Dinge gibt, die größer als wir selbst sind.
Bürgermeister Burkhard Klein ist dem Gemeinderat dankbar, den modernen Weg mitgegangen zu sein. Ebenso den Sponsoren, denn fast 60 000 Euro seien so zusammengekommen, aus der Weinbaufamilie allein 18 000 Euro. Dankbar ist er aber auch Peter Heß, der das Projekt vorangebracht und viele Stunden damit verbracht hat. Ihm widmete Klein das Sponsorenschild der ersten Treppenstufe hinauf zur Einsiedelei, das Hess selbst anschrauben durfte.