Er ist schon Hummeln hinterher gejagt, lag nachts um 3 Uhr auf seiner Terrasse dem Blutmond auf der Lauer und hat im Wald ein verwesendes Wildschwein fotografiert. Seine damals 16-jährige Tochter Denise fand das eklig, Leserfotograf Robert Nowak aus Iphofen schreckt der Tod nicht. „Er gehört zum Leben dazu“, sagt er.
Nach solch morbiden Motiven sucht er freilich nicht, aber er weicht ihnen auch nicht aus. Das etwas Düstere, Unheimliche fasziniert ihn.
Faszination für verlassene Orte
So hat der 47-Jährige vor einiger Zeit angefangen, so genannte „lost places“ (verlassene Orte) im Kitzinger Landkreis fotografisch festzuhalten, zum Beispiel den ehemaligen Schönbornschen Gutshof bei Öttershausen, rund vier Kilometer hinter Gaibach. Herausgekommen sind fast mystische Bilder von alten Gemäuern, über die buchstäblich Gras wächst. Im vergangenen Jahr hat er Plätze seiner Jugend in Kitzingen mit der Kamera aufgesucht.
Für die nächsten Monate hat er sich aber ein sehr lebendiges Vorhaben gesetzt: Wasservögel am Iphöfer Stadtsee fotografieren. Eine Ente im Anflug etwa. Klingt nicht so schwer, aber man muss eben doch zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Und „auch als Hobbyfotograf braucht man ein Ziel“, findet Nowak.
Eine Ritsch-Ratsch zur Kommunion
Seine Leidenschaft fürs Fotografieren hat er früh entdeckt. Zur Kommunion schenkte ihm seine Mutter eine „Ritsch-Ratsch“, eine Pocketkamera von Kodak, mit der er erste fotografische Ausflüge unternahm. Mit 18 kaufte er sich dann von seinem Lehrgeld als Bäcker eine analoge Pentax Zoom 105, kurz darauf, als er zum Bund ging, wurde er stolzer Besitzer seiner ersten analogen Spiegelreflexkamera, einer Pentax SF1.
Damit hat er zum Beispiel Übungen im Nachtschießen festgehalten und später Abzüge an seine Kameraden verkauft. In Urlauben mit Freunden hielt er Dinge fest, an denen andere vorbeigingen. „Ich hab schon damals nicht geknipst, ich hab Bilder gemacht“, sagt er und klingt ein wenig stolz, als er noch ergänzt: „Ich guck' ganz anders und sehe manchmal Motive, wo ein anderer nichts sieht.“
Rund 40.000 Fotos gemacht
Digital fotografiert er seit seine Tochter Denise 1999 auf die Welt kam. Seitdem hat Robert Nowak auf seinem Computer im Arbeitszimmer 759 Bilderordner angelegt. Rund 40 000 Fotos hat er schätzungsweise schon in seinem Leben gemacht. Heute fotografiert er – neben seinen Töchtern sowie Familienhund Shila – am liebsten die Natur.
Aktuell mit einer Nikon D7100. Mit dem Handy macht er so gut wie nie Fotos („ich will etwas in der Hand haben“). Auf seinen Streifzügen rund um Iphofen ist oft Hündin Shila dabei, ein tiefschwarzer gut gelaunter Retriever-Labrador-Mix. „Ich bin ein Feld-Wald-und-Wiesen-Fotograf“, sagt Robert Nowak und lacht.
Von Spatzen und Kranichen
Ein besonderes Faible hat der 47-Jährige für Vögel in freier Wildbahn entdeckt und dabei schnell festgestellt: Ein Spatz im Flug ist schwieriger zu fotografieren als ein Kranich, der eher behäbig daherkommt. Shila hilft ihm manchmal sogar dabei, Motive zu entdecken, da sie Tiere anzeigt – es kann allerdings auch passieren, dass sie im Übermut darauf losstürzt und weg ist das Motiv. Wenn Robert Nowak so etwas ahnt, lässt er die Hündin schon mal zuhause und zieht stattdessen alleine mit Kamera, zwei Objektiven und Fernglas los.
„Früher kam vieles zu kurz“
Das Laufen tut seinem Rücken gut, lange Sitzen kann der gelernte Bäcker seit vier Bandscheiben-OPs nicht mehr. Vor knapp sechs Jahren musste er deshalb seinen Beruf aufgeben. Was ihn erst aus der Bahn warf, sieht er heute als glückliche Fügung. „Früher kam alles mögliche zu kurz“, sagt er und meint die Zeit als er bis zu zehn Stunden am Tag in der Backstube stand – bis sein Rücken streikte.
Er schulte um und arbeitet seit 2013 als Betreuungsassistent der Gerontopsychiatrie im Caritas-Seniorenheim St. Elisabeth in Kitzingen. Nowak liebt seine neue Aufgabe: „Meine soziale Ader ist ziemlich dick“, sagt er. Sein Fell auch. Der Umgang mit den meist demenzkranken Bewohnern ist nicht immer leicht, er braucht Geduld und muss flexibel sein. Eigenschaften, die ihm auch beim Fotografieren helfen.
Seine Fotos bringen die Senioren zum Lächeln
Für ein gutes Bild sitzt Robert Nowak auch mal 40 Minuten im Gebüsch, streift Stunden durch den Wald und statt seine Fotos lange am PC nachzubearbeiten, investiert er lieber vorher Zeit und probiert verschiedene Einstellungen aus. Auch im Pflegeheim hat man seine fotografischen Fähigkeiten schnell erkannt. Heute macht er fast alle Bilder für die Homepage und betreut eigene kleine Projekte.
Während seine Kollegen basteln oder singen, ist er „der mit den Bildern“. Seine Fotos bringen die Bewohner oft zum Lächeln und manchmal sind sie auch selbst Hauptdarsteller. Einmal hat er die Hände von Bewohnern fotografiert, als Hintergrund diente ein schwarzes T-Shirt, das er den Senioren auf den Schoß legte. Eine Collage der beeindruckenden schwarz-weiß-Aufnahmen hängt im Gang seiner Iphöfer Wohnung.
Englische You-Tube-Tutorials
Beigebracht hat Robert Nowak sich das meiste selbst. Regelmäßig liest er Fachzeitschriften oder schaut sich auf YouTube so genannte Tutorials an, zum Beispiel von Benjamin Jaworskyj, Stephan Wiesner oder Jared Polin. Dass viele der Videos auf Englisch sind, stört den Sohn eines amerikanischen Soldaten nicht – Nowak ist zweisprachig aufgewachsen.
Ansonsten gilt: Ausprobieren. Ob Experimente mit platzenden Luftballons im heimischen Badezimmer, spezielle Techniken wie Mehrfachbelichtung, HDR-Aufnahmen oder Ausflüge ins Surreale, wenn Nowak am Computer aus mehreren Einzelbildern ein völlig neues Bild zusammenfügt.
Der Traum vom Flugzeugträger
Ideen hat der 47-jährige Familienvater genug. Träume auch. „Mal für zwei, drei Tage Gast auf einem Flugzeugträger sein und Flugzeuge beim Starten und Landen fotografieren – das wär's“, sagt er mit leuchtenden Augen. Oder an einer Exkursion zu alten Maya-Tempeln teilnehmen – Nowak wäre sofort dabei.
Aber auch im Kitzinger Landkreis gibt es genug zu sehen: „Wer zuhause mit offenen Augen (und Kamera im Anschlag) unterwegs ist, kann vielen lohnenden Motiven begegnen“, schreibt er auf seiner Homepage.
Infos zu Robert Nowak
Der gebürtige Würzburger, Jahrgang 1969, hat die deutsche und die amerikanische Staatsbürgerschaft.
Einen Teil seiner Kindheit hat er in den USA verbracht, da sein Vater, ein amerikanischer Soldat, dort an verschiedenen Orten stationiert war. Mit knapp sechs Jahren kam Robert Nowak mit seiner Familie wieder nach Deutschland/Kitzingen.
Seit 2005 lebt er mit seiner zweiten Frau Tristanti und den Töchtern Denise (18) und Rinjani (6) in Iphofen.
Mit 15 Jahren begann er eine Lehre bei der ehemaligen Bäckerei Lux in Kitzingen, die er 1988 als Bäckergeselle abschloss. Später wechselte er zur Bäckerei Fuchs in Markt Einersheim, unterbrochen von einem Jahr bei der Bundeswehr (1992). Anschließend war er rund zwölf Jahre, bis 2011, beim „Süßen Wolf“ in Altenschönbach beschäftigt.
Mehrere Bandscheiben-Operationen zwangen den 47-Jährigen schließlich zur Umschulung – seit Mai 2013 arbeitet er 25 Stunden die Woche als Betreuungsassistent der Gerontopsychiatrie im Caritas-Seniorenheim St. Elisabeth in Kitzingen. Seine Hündin Shila, eins von Robert Nowaks liebsten Fotomotiven, ist zwar kein ausgebildeter Therapiehund, aber ein gern gesehener Gast bei den Bewohnern und sorgt immer wieder für strahlende Gesichter.
Robert Nowak macht fast alle Bilder für das Seniorenheim und betreut die Homepage mit. Er ist Mitglied bei der Foto-Community.
Mehr Bilder von Robert Nowak finden Sie auf seiner Homepage: bobbysbilderbox.simplesite.com