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Kitzingen
Reise-Reportage: Warum das Baltikum unvergesslich ist
Mit einer Live-Multivision über das Baltikum kommt der Würzburger Reisefotograf und Journalist Stefan Pompetzki am Sonntag, 13. März, in die Alte Synagoge nach Kitzingen.
Stefan Pompetzki mit seinem Baltikum-Bildband vor der Festung in Würzburg.
Foto: Thomas Obermeier | Stefan Pompetzki mit seinem Baltikum-Bildband vor der Festung in Würzburg.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:00 Uhr

Warum sind Litauen, Lettland, Estland so spannend? Die Live-Multivision von Stefan Pompetzki zeigt am Sonntag, 13. März, um 17 Uhr in der Alten Synagoge die Schönheit des Baltikums. Im Interview erklärt der Reisefotograf, was ihn an den Baltischen Staaten fasziniert – und was man bei einer Reise dorthin nicht verpassen sollte.

Frage: Wann ging’s mit der Reiselust los?

Stefan Pompetzki: Früh. Eigentlich schon mit 19 Jahren. Die erste große Reise ging mit meiner Freundin Elly nach Frankreich in die Normandie. Standesgemäß mit einem Renault vier. Großartig!

Und wann mit den Multimedia-Vorträgen?

Pompetzki: Später. Das muss so Mitte der 1990er-Jahre gewesen sein. Immerhin noch zu Zeiten, als mit Kodak-Karussell-Magazinen gearbeitet wurde. Allein das Einsortieren der – auf dem Kopf stehenden – Dias in der richtigen Reihenfolge war ein Abenteuer. Die Musik kam aus einem Ghettoblaster. Heute unvorstellbar.

Wie viele Bilder entstehen pro Reise?

Pompetzki: Das kommt auf die Zeit an. Und auf die Themen, die sich ergeben. Aber in drei Wochen kommen schon einige tausend Fotos zusammen. Wobei ich immer überlegter fotografiere. Der Segen der frühen Geburt.

Woher kommt der spezielle Foto-Blick?

Pompetzki: Gibt es den? Eine von mir hoch geschätzte Kollegin hat einmal gesagt, sie betrachte ihr gesamtes Leben wie durch eine Kamera. Das versuche ich auch! Ich glaube, ich habe keinen speziellen Blick. Ich fotografiere einfach nur gerne.

Faszinierend am Baltikum ist…

Pompetzki: ... das Wesen der Menschen, die Kultur der Städte, die Natur auf dem Land. Eine grandiose Mischung.

Was sollte man darüber wissen, bevor man hinfährt?

Pompetzki: Dass man soviel Zeit wie möglich einplanen sollte. Die Baltischen Staaten haben unglaublich viel zu bieten. Viel mehr, als es die Größe der Länder vermuten ließe.

Wie sieht die perfekte Baltikum-Reise aus?

Pompetzki: Das muss jeder für sich selbst herausfinden. Wichtig ist nur, dass man überhaupt hinreist. Ich habe bisher niemanden kennengelernt, der es bereut hätte.

Die Top Fünf der Sehenswürdigkeiten?

Pompetzki: Auch das ist sicher sehr individuell. Für mich war es eher ein Gesamteindruck. Die Kultur in den Städten, die ich so nie erwartet hätte, die Natur auf dem Land. Was mich nachhaltig beeindruckt hat, war sicher das Sängerfest in der lettischen Hauptstadt Riga mit 30 000 Akteuren. Aber das ist keine Sehenswürdigkeit, das ist ein unvergessliches Erlebnis.

Warum findet das Baltikum bei uns so wenig Beachtung?

Pompetzki: Berechtigte Frage! Ich glaube, die Baltischen Staaten werden – völlig zu Unrecht – unterschätzt. Vielleicht ist es auch mangelndes Wissen. Und obwohl sie noch zu Mitteleuropa zählen, liegen sie schon recht weit im Norden. Für einen Badeurlaub ist das Baltikum eher nicht geeignet.

Wie oft waren Sie dort?

Pompetzki: Oft. Die Baltischen Staaten sind für mich ein bisschen wie eine Droge. Das lag aber auch am Fotografieren. Ich habe nie das geschafft, was ich eigentlich wollte. Aber das schaffe ich nie und das ist gut so. Konkret: Mehr als ein halbes Dutzend mal, zusammengerechnet über vier Monate.

Wie aufwendig die Produktion einer Live-Multivision?

Pompetzki: Extrem aufwendig. Viele hundert Stunden. Aber ich programmiere gerne, bekomme dabei immer neue Ideen und mache darum auch alles selbst. Wenn man das nicht mag, ist so eine Produktion eine Strafe. Viele Referenten lassen ihre Vorträge programmieren, die machen das nicht selbst.

Dass jetzt endlich wieder Kultur möglich ist…

Pompetzki: ...ist ein Segen. Der Mensch ist ein soziales Wesen.

Wohin führt die nächste Reise?

Pompetzki: Nach Georgien. Ein unglaublich schönes und interessantes Land. Ich war schon zweimal da und fahre im Sommer wieder hin.

Wann sagt ein Bild mehr als 1000 Worte?

Pompetzki: Es gibt ein wunderbares Zitat von Henri Cartier-Bresson. Der hat gesagt: 'Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut.' Er hat recht. Genau das gleiche habe ich mal einer Freundin gesagt. Leider nur ihr, und so bin ich nicht berühmt geworden. Nach diesem Kriterium suche ich aber bis heute meine Fotos für Bücher und Vorträge aus.

Wie sehr sehen Sie das Baltikum durch den Krieg in der Ukraine in Gefahr? Wie beurteilen Sie die russischen Kriegsverbrechen?

Pompetzki: Der Krieg in der Ukraine beunruhigt mich sehr und die geografisch sensible Lage des Baltikums ist auch mir bewusst. Auf meinen vielen Reisen in die Baltischen Staaten habe ich die latente Angst vieler Menschen vor einer erneuten Besetzung immer wieder gespürt, auch weil ich explizit danach gefragt habe. Mein Freund Tomasz in Litauen war ganz gerührt, als ich mich nach seiner Einschätzung der Lage in Litauen erkundigt habe. Seine Antwort lautete: ,Wir warten.‘

Kartenreservierungen bis spätestens Freitag, 11. März, 13 Uhr, über die Internetseite der Vhs Kitzingen. Karten gibt es auch an der Tageskasse ab 16 Uhr.

Das Buch zum Vortrag: Stefan Pompetzki, „Baltische Staaten – Litauen, Lettland, Estland“, Würzburg 2019, Verlagshaus Würzburg. 188 Seiten, 29.95 Euro. Das Buch ist in der Reihe "Stürtz Panorama" erschienen.

 
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