Es war der 14. März, der Tag vor der Kommunalwahl 2020. So langsam realisierte man auf der ganzen Welt, dass Corona ein ernstes Problem werden würde. Auch Carsten Schmidt aus Kitzingen und seine gute Freundin Silvia Kipke aus Sickershausen – beide Eltern, beide Hobbysportler – machten sich so ihre Gedanken über die Zukunft mit dem Virus. Und sie gingen eine ebenso spontane wie weitreichende Wette ein.
Die Familien Schmidt und Kipke kennen sich seit 14 Jahren. „Wir haben uns über unsere Kinder kennengelernt“, erzählt Carsten Schmidt. „Als wir festgestellt hatten, dass sowohl Silvia als auch ich gerne mal ein Runde laufen, haben wir uns zusammengetan und sind jeweils samstags joggen gegangen, Startpunkt war am Michelfelder See. Von dort ging's Richtung Willanzheim.“
An besagtem Samstag unterhielten sich die beiden beim Laufen über Corona. „Wir haben darüber geredet, dass Bewegung im Freien das Immunsystem stärkt“, erinnert sich der 50-Jährige „Und dann hat einer von uns, eigentlich scherzhaft, gesagt: 'Na dann laufen wir einfach, bis der ,Spaß' vorbei ist!'“
Die beiden sahen einander an – und hatten den gleichen Gedanken: Warum eigentlich nicht? „Da ich ohnehin seit März im Home-Office arbeiten musste, hat sich täglicher Frühsport angeboten“, meint der Kitzinger, der bei Siemens im Vertrieb als Global Account Manager tätig ist. Von nun an trafen sich Schmidt und Kipke fast täglich – Ausnahmen waren Sonn- und Feiertage und der verschärfte Frühjahrs-Lockdown – und liefen die 5,5 Kilometer lange Strecke am Michelfelder See.
„Irgendwann haben wir auch mal andere Strecken ausprobiert, damit es nicht langweilig wird“, sagt Schmidt. „Und dann habe ich vorgeschlagen, den Schwanberglauf mitzulaufen.“ Der bekannte, gut zehn Kilometer lange Lauf fand im Juli virtuell statt – das heißt, jeder Interessent bewältigte die Strecke individuell für sich. „Silvia hat erst gemeint, das schaffe sie nie. Es hat sich dann aber schnell gezeigt, dass es gar nicht so schwer war, nahezu die doppelte Strecke zu laufen.“
Mittlerweile haben die beiden den Schwanberglauf von Iphofen nach Castell schon viermal zurückgelegt. „Ein schönes Gefühl ist das“, sagt Carsten Schmidt. Man könne dem Corona-Virus zwar nicht davonlaufen, aber man könne es laufend in Schach halten. „Die tägliche Bewegung bei Wind und Wetter hat uns beiden viel gebracht, für die Fitness, aber auch fürs Immunsystem.“ Weder Viren noch die sonst oft spürbare winterliche Müdigkeit hätten in diesem Winter eine Chance gehabt. „Und es macht einfach Spaß, den Tag mit einer Laufrunde in der Natur zu beginnen.“
Carsten Schmidt, der auch in der TGK aktiv ist und Tennis spielt, möchte gern andere Menschen zum Laufen motivieren. „Wenn man zu zweit ist, läuft es sich leichter“, rät er, sich einen Gleichgesinnten als Trainingspartner zu suchen. „Für Silvia und mich ist der morgendliche Lauftreff aus dem Alltag fast nicht mehr wegzudenken. Wenn man erst mal drin ist, will man nicht mehr aufhören.“
Bereits im Dezember haben Schmidt und Kipke jeweils die 1000-Kilometer-Marke geknackt. Das, was sie vor zehn Monaten aus einer Laune heraus geäußert haben, unterstreichen sie nun ganz bewusst: „Wir laufen, bis der Spaß vorbei ist.“