Der Chef der Kitzinger Verwaltung, Ralph Hartner, wurde in der Stadtratssitzung deutlich: "Ich bin seit 21 Jahren Hauptamtsleiter und verwalte den Mangel." Das Raumprogramm im Rathaus sei "keine Situation, auf die man stolz sein kann", fasste Hartner seinen Vortrag an den Stadtrat zusammen, den er mit einer mehrseitigen Analyse unterstrich. Sein Anliegen: Hartner zufolge braucht die Verwaltung dringend mehr Räume, um ihre wachsenden Aufgaben erfüllen zu können.
Stühle werden in den Gängen gestapelt, Mitarbeiter teilen sich Arbeitsplätze, barrierefreie Zugänge gibt es nur bedingt, ein modernes, zentrales Bürgerbüro ist nicht vorhanden. Deshalb sei eine Erweiterung nicht nur auf das benachbarte Haus in der Kaiserstraße 17 nötig, sondern auch auf den ehemaligen Laden "Bellissimo" in der Marktstraße 36.
Mehrere Probleme auf einmal lösen
Damit könnte man mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Wenn die Verwaltung in ausreichend großen Büros arbeiten könne, würden auch Stellenausschreibungen auf mehr Gehör stoßen und für die Kitzinger könnte endlich ein modernes Bürgerbüro eingerichtet werden, das viele Aufgaben bündelt und, barrierefrei erreichbar, im Erdgeschoss abarbeiten könnte. So lautete die zusammenfassende Argumentation Hartners.
Architekt Thomas Geiger, Kitzingen, stellte dem Gremium die aktuelle Lage vor: Das historische Rathaus von 1563 erfuhr Mitte der 1970er-Jahre bereits eine Erweiterung auf die Kaiserstraße 15. Mit dem Haus Nr. 17 aus dem Jahr 1593 hat die Stadt ein denkmalgeschütztes Gebäude mit Renaissance- und Barock-Elementen erworben, das nun vier neue Nutzungsebenen eröffnet und gerade saniert wird.
Zugänge von allen Seiten
Geiger sieht die Erweiterung im Verbund: Mit dem neuen Gebäude sei es möglich, im Erdgeschoss des Hauses Nr. 15, heute Einwohnermeldeamt, ein großzügiges Bürgerbüro mit Schaltern für die Allgemeinheit und Einzelbüros für diskrete Besprechungen unterzubringen. Im gleichen Zuge kann die Stadt ihr "Pförtner-Kabuff", wie Geiger sagte, in eine moderne Info-Theke umbauen, um Besucher adäquat zu empfangen.
Die Erweiterung um die Räume in der Marktstraße brächten weitere Entlastung und zugleich die Möglichkeit, das Rathaus von zwei Seiten barrierefrei zu erschließen – von der Kaiserstraße, in der der Haupteingang bleiben soll, und von der Marktstraße. In der Marktstraße gibt es bislang nur einen Zugang über die historische Treppe zur Verwaltung.
Geiger erklärte auch den Zeitplan: Ende 2021 sollen Erweiterung und Umbau beendet sein. Dabei erklärte er auch, warum am Haus Nr. 17 lange außen nichts zu sehen sei. Die statische Prüfung des alten Gebäudes dauere ziemlich lange.
Grundsätzlich war der Stadtrat den Weg der Erweiterung schon mitgegangen, als er zugestimmt hatte, das Gebäude Kaiserstraße 17 zu kaufen und umzubauen. Diskussion entfachte in der Sitzung am Donnerstag der Wunsch, nun auch die stadteigenen Räume im ehemaligen "Bellissimo" in die Planung einzubeziehen.
Die Kernfrage kam von Brigitte Endres-Paul (SPD): Soll man diese 1-A-Geschäftslage dem Einzelhandel entziehen, um sie für Büros zu nutzen? Endres-Paul ist dagegen. Ihr Argument: Zum Flanieren brauche es eine zusammenhängende Kette von Geschäften, um den Einkaufsbummel attraktiv zu halten. Außerdem gebe es Ketten wie Hussel, Eilles, Lindt und andere, die gerne in solchen Lagen Läden eröffnen würden. Außerdem befand Endres-Paul, wie Andrea Schmidt (Grüne), dass die Verwaltung mit der Erweiterung um Nr. 17 schon ausreichend Platz bekäme.
Geschäft oder Büros?
Dem Bedarf des Einzelhandels an der "Bellissimo"-Lage widersprachen mehrere Redner. Das beweise der aktuelle Leerstand in mehreren Häusern rund um den Marktplatz. Auch Hauptamtsleiter Hartner war sein Unverständnis anzumerken: Er sprach von einer einmaligen Gelegenheit, Raum zu gewinnen und wies auf künftige Aufgaben und eine steigende Mitarbeiterzahl hin. Er könne jetzt schon für jeden Raum eine namentliche Zuordnung nennen. Er flehte den Stadtrat fast schon um Zustimmung an, um die "ureigensten Interessen der Stadtverwaltung" zu wahren: "Ich bitte Sie!"
Am Ende konnten sich nur sieben Räte für den SPD-Vorschlag erwärmen, das "Bellissimo" als Geschäft zu erhalten. Selbst SPD und Grüne waren in dieser Frage gespalten. Dem Ansinnen der Verwaltung auf maximale Erweiterung stimmte das Gremium dann mit 27:4 zu.