„Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele“, zitierte Roland Rößert den Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenbank Volkach-Wiesentheid erinnerte in seiner Ansprache am Mittwochabend an Generationen von „Rechnern, Mitarbeitern und Geschäftsleitern, ehrenamtlichen Aufsichtsräten und Mitgliedervertretern“.
Sie hätten die Bank erfolgreich durch die Stromschnellen der Zeit und die zahlreichen Krisen der Vergangenheit gebracht.
Etwa 100 Ehrengäste kamen zu der Feier im Volkacher Schelfenhaus. Die Geburtsstunde der Bank war nicht in Volkach und auch nicht in Wiesentheid. Fortschrittliche Bürger gründeten laut Rößert am 30. April 1866 den „Creditverein“ in Prichsenstadt nach den Ideen von Hermann Schulze-Delitzsch. Noch vor Ende des 19. Jahrhunderts schlossen sie sich mit dem neu gegründeten Spar- und Darlehenskassenverein zusammen, der das Modell der von Raiffeisen entwickelten Genossenschaften als Grundlage verwendete.
Zwei Gründerväter
„Das ist schon eine Besonderheit, dass sich unsere Genossenschaft quasi auf zwei Gründerväter berufen kann“, sagte der Vorstandsvorsitzende und unternahm eine Zeitreise vom Gründerboom von Kreditgenossenschaften um 1900 bis zur Fusion der Raiffeisenbank Volkach mit der Raiffeisenbank Wiesentheid und Umgebung im Jahre 2004. „Aus den Samenkörnern von einst ist ein stattlicher Baum mit starken Zweigen und saftigen Blättern geworden“, freute sich Rößert. Die Raiffeisenbank Volkach-Wiesentheid sei ein leistungsstarkes und modernes Unternehmen. Ohne das Bankennetz mit mehr als tausend Genossenschaftsbanken wäre nach seiner Ansicht Deutschland während der Finanzkrise nicht so glimpflich davon gekommen. „Zur weichen Landung unseres Landes haben die genossenschaftlichen Grundsätze Selbsthilfe, Selbstverwaltung und -verantwortung sowie das Regionalprinzip mit Konzentration auf den heimischen Markt wesentlich beigetragen“, betonte der Vorsitzende. Vom Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg/Schweinfurt Max-Martin Deinhard nahm er die Ehrenurkunde zum 150-jährigen Bestehen entgegen.
Den Service aufrecht erhalten
Die Glückwünsche des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat überbrachte Albert Füracker. Der Zusammenhalt innerhalb der Raiffeisenbank sei die Basis für den erfolgreichen Weg des „Geburtstagskinds“, sagte der aus München angereiste Staatssekretär. In 150 Jahren Arbeit und Einsatz sei Wohlstand im ländlichen Raum entstanden.
Die Raiffeisenbank habe Vorbildcharakter als regionaler Arbeitgeber mit 99 Beschäftigten und als Ausbildungsbetrieb. Hinter dem Erfolg, „der nicht vom Himmel fiel“, stecke harte Arbeit. Weil die Bank bei den Kunden Vertrauen erworben habe, könne sie zuversichtlich in die Zukunft blicken. An die Verantwortlichen der Bank appellierte Füracker den Service für die Menschen vor Ort aufrecht zu erhalten, „solange es geht“.
Entscheidend für den Erfolg der Genossenschaftsidee sei die genossenschaftliche Solidarität gewesen, sagte der Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern, Jürgen Gros. „In den ersten Genossenschaften war diese wortwörtlich grenzenlos. Die Mitglieder standen unbeschränkt, mit Haus und Hof füreinander ein.“ Heute sei das zum Glück nicht mehr notwendig, so Gros. Grußworte sprachen Regionaldirektor Thomas Fleischmann und Bürgermeister Peter Kornell. Begrüßt wurden die Gäste vom Aufsichtsratsvorsitzenden Ernst Hey. Den Festakt moderierte Bankdirektor Martin Weber.