Namen sind nach Goethes Faust Schall und Rauch – aber nicht, wenn es um Kitzingens neuen Stadtteil Marshall Heights geht. Da stritt der Stadtrat am Donnerstagabend vehement um Namen für drei Straßen in der einstigen US-Wohnsiedlung. Ergebnis nach kontroverser Diskussion: Drei herausragende amerikanische Persönlichkeiten sollen die Straßen im bald neu eröffneten Wohngebiet schmücken.
Vom Krähwinkel zum Wacholderweg?
Das rätliche Ringen um die Straßenbezeichnungen hatte Marshall-Heights-Eigentümer Georg Wittmann ausgelöst. Der schlug mit Oskar Klemmert, Rudolf Schardt (beides ehemalige Oberbürgermeister) und Kuno Meuschel (einst Freie-Wähler-Stadtrat) drei verdiente Kitzinger als Namensgeber vor. Das Problem: Laut OB Siegfried gibt es eine klare Festlegung der Stadt, dass lebende Personen nicht in den Genuss dieser Ehrung kommen.
Damit war der Vorschlag – auch mit Billigung des Stadtrats und der Fraktionschefs – rasch vom Tisch. Eine Alternative lieferte die CSU-Fraktion. Die empfahl in einem Antrag an den Stadtrat, den Strecken in Marshall Heights Flurnamen zu geben: Beireuterstraße, Im Krähwinkel und Wacholderweg sollten die Durchfahrten zwischen den 103 Texashäusern und etlichen Wohnblocks heißen.
Plädoyer für den Initiator des Marshall-Plans
So recht auf Sympathie stieß der Rückgriff auf die landwirtschaftliche Vergangenheit nicht. Schon weil der Name Marshall Heights in den Köpfen der Kitzinger ein fester Begriff sei, regte Oberbürgermeister Siegfried Müller an, zumindest Namensgeber George Marshall in irgendeiner weise im neuen Stadtteil zu verewigen. Der General und Staatsmann Marshall (Friedensnobelpreis 1953) sei als Vater des Marshall-Plans, der vielen Hungerleidenden nach dem Zweiten Weltkrieg Lebensmittel verschaffte, eine geeignete Persönlichkeit.
Es gebe keinen Grund, die „Amerikaner zu glorifizieren“, betonte dagegen Gertrud Schwab (CSU) und erinnerte an die Anfänge der US-Wohnsiedlung. Um die Blocks im vorderen Teil errichten zu können, seien die Bauern damals enteignet worden, vor dem Bau der Texashäuser in den 80er Jahren sei es – fast – ähnlich schlecht für die Landwirte und ihre Eigentum ausgegangen. Dies sei Grund genug, stattdessen an alte Flurnamen zu erinnern.
Flurnamen im Wettbewerb mit US-Größen
Eine Lanze für George Marshall brach dagegen KIK-Fraktionschef Klaus Christoph. Es müsse auch in Kitzingen an einen Mann erinnert werden, der „erkannt hat, man muss dem Volk helfen“. Auch Jens Pauluhn (Ödp) sprach sich für eine Bewahrung der US-Historie von Kitzingen aus – beispielsweise für einen Marshall-Heights-Ring. Flurnamen wie die Beireuterstraße seien „verwirrend“ und passten „nicht in die heutige Zeit.“
Ein möglicher Kompromiss-Vorschlag kam von Bürgermeister Stefan Güntner. Danach sollten die drei Straßen nach den Flurnamen benannt werden, der Stadtteil weiter Marshall Heights heißen.
Zwei Mal war die Mehrheit hauchdünn
Der Kompromiss stieß letztlich nicht auf große Begeisterung, die Diskussion blieb kontrovers. Erst eine Abstimmung über zwei Anträge brachte eine Entscheidung – nach spannendem Verlauf. Eine Vertagung der Entscheidung (Andreas Moser, CSU) fiel mit 13:14 Stimmen durch, der Vorschlag, drei herausragende amerikanische Persönlichkeiten mit Straßennamen zu ehren, fand eine ebenso knappe (14:13) Mehrheit.
„Damit ist mal die Richtung vorgegeben“, betonte OB Müller. Der sah schon den Namen von George Marshall als fest gesetzt. Wer sonst noch eine Straße kriegt, hänge nun von den Vorschlägen aus Stadtrat und Verwaltung ab.