Die Sonne brennt nicht mehr vom Himmel, die Temperaturen sind nicht mehr so hoch wie in den letzen Wochen: ideale Voraussetzungen, um sich aufs Fahrrad zu schwingen. Ob auf dem E-Bike mit Unterstützung oder per purer Muskelkraft auf dem herkömmlichen Rad – im Landkreis Kitzingen gibt es für alle eine große Auswahl an Wegen und Routen.
Die Räder surren, frische Luft weht um die Nase, der Körper wird trainiert, der Kopf wird frei: Für die einen ist das Fahrrad nur ein Fortbewegungsmittel, vielleicht um das Auto zu ersetzen, für andere weit mehr. Eine Sportart zum Beispiel, dann werden mit dem Mountainbike alle möglichen Berge erklommen oder mit dem Rennrad die Straßen unsicher gemacht, Zeiten und Ziele gesetzt, auf die hintrainiert wird. Wieder andere genießen einfach die gelenkschonende Bewegung in frischer Natur. Egal ob in der Gruppe oder alleine: der Weg ist das Ziel.
Um den Radtourismus zu stärken, wurde in den vergangenen Jahren viel getan: neue Radwege wurden gebaut, alte ausgebaut, Ladestationen für E-Bikes wurden installiert, damit jeder Anstieg zu bewältigen ist, und Themenradwege ausgeschildert. Die Ärchäologietour zum Beispiel, die von Kitzingen über Buchbrunn und Kaltensondheim nach Sulzfeld und Segnitz und wieder zurück führt. Auf der mit Schwierigkeitsstufe „mittel“ betitelten 38 Kilometer langen Strecke kommen die Radfahrer innerhalb von etwa drei Stunden und 15 Minuten gleich an mehreren Ausgrabungsstätten vorbei. Die Beschreibungen dieser und der elf weiteren Thementouren sowie viele Tipps rund ums Radfahren im Landkreis gibt es unter kitzinger-land.de/erleben/radfahren.
Immer öfter erkunden Touristen mit dem Fahrrad den Landkreis. „Man sieht viele Radfahrer mit Packtaschen“, erzählt Oskar Friedel. Er ist Vorsitzender des Radfahrervereins „Pfeil 1908“ in Kleinlangheim und kommt häufiger mit den Gästen ins Gespräch, unterwegs oder im Biergarten. Besonders großer Beliebtheit erfreut sich der Mainradweg, wie die hohe Frequentierung zeigt. Doch gerade die viel befahrenen Radwege sind bei den einheimischen Fahrradfahrern gar nicht so beliebt. Sie seien zwar sehr schön, aber auch „Autobahnen“, wie sie Oskar Friedel bezeichnet. Bei den Fahrradtouren mit dem Verein versuche man diese Radwege zu vermeiden, beispielsweise den zwischen Kitzingen und Volkach.
3000 Kilometer im Jahr
Auch Silke Reichel, die laut Friedel jeden Zentimeter Radweg im Landkreis kennt, meidet die viel befahrenen Fahrradwege auf ihren Touren vor allem am Wochenende lieber. Die Radwege seien zwar schön, aber sie bevorzugt Wald- und Schotterwege statt geteerter Wege und ist so beispielsweise lieber am Schwanberg, bei Birklingen, Krautheim oder Wiesenbronn unterwegs.
Die 54-Jährige ist vor 40 Jahren durch den besten Freund ihres Vaters zum Fahrradfahren gekommen. Die Begeisterung für die Bewegung in der freien Natur und an der frischen Luft hat sie seitdem nicht mehr losgelassen. Ihre Touren sind im Durchschnitt 50 Kilometer lang. Wenn sie auf ihr Mountainbike steigt – sie besitzt sowohl ein normales als auch ein E-Bike – hat Silke Reichel meist schon einen groben Plan im Kopf, wo sie hinfahren will. Etwa 20 Grad ist für sie die optimale Temperatur fürs Fahrradfahren, auch könne gern die Sonne scheinen.
Spaß in der Gruppe
Etwa 3000 Kilometer legt Silke Reichel im Jahr mit dem Fahrrad zurück. „Früher waren es mehr“, sagt sie. Aber jetzt ist sie Hundebesitzerin. „Wenn er mich dann mit seinen großen Augen anschaut, geh ich doch mit ihm Gassi“, sagt sie und lacht. Sie hat auch schon ausprobiert, mit dem Hund Fahrrad zu fahren und sich extra einen Anhänger zugelegt. Doch der bleibt jetzt trotzdem stehen, denn der Hund verträgt das Fahrradfahren im Anhänger nicht.
Seit etwa zwei Jahren ist Reichel nicht mehr nur alleine unterwegs, sondern auch mit dem Radfahrerverein „Pfeil 1908“. Der Verein biete häufiger Touren und Aktionen an, erzählt der Vorsitzende. Das sei auch der Grund, warum er seine Mitgliederzahlen von rund 120 Mitgliedern relativ stabil halten könne. Aber auch die E-Bikes haben wohl einen Teil dazu beigetragen, denn die Altersstruktur im Verein sei relativ hoch. Die E-Bikes seien ein Segen für Ältere, meint Oskar Friedel. So behalte man seine Beweglichkeit bis ins hohe Alter. So trifft sich mittwochs ein Gruppe von Senioren, die über 80 Jahre alt sind und immer noch gemeinsam fahren. Auch Friedel selber macht es viel Spaß, in der Gruppe Touren zu unternehmen und dabei an der frischen Luft zu sein. Dabei fahren sie gerne von Kleinlangheim über Kitzingen, Sulzfeld bis nach Obernbreit.
Ganz wichtig während einer Radtour ist ein gutes Lokal zum Einkehren, findet Friedel – und kennt da natürlich genauso wie Silke Reichel längst die guten Anlaufstellen, bei denen sie immer wieder gerne Halt machen. Und so wird aus jeder Tour dann eine runde Sache, die Spaß macht – allein genauso wie in der Gruppe.