
Eine Woche lang konnten Teilnehmende in der Mönchsondheimer Bühnenakademie vom bekannten Figurenbildner Norman Schneider lernen, wie man Puppen zum Leben erweckt. Schneider, geboren 1972 im hessischen Schwalmstadt, baut Puppen für Fernsehen und Theater, darunter "Rudi Rabe" aus der ZDF-Serie "Siebenstein". In einem Interview erzählt der Puppenmacher und Puppenspieler, mit wem er schon vor der Kamera stand.
Norman Schneider: Das wollte ich tatsächlich schon mit fünf Jahren werden. Ich saß in meiner Kindheit schon im Schneider-Atelier meiner Mutter und habe dort Sachen zusammengenäht und versucht, den Puppenbau autodidaktisch zu verstehen. Mit 16 Jahren habe ich auf Wunsch meines Vaters eine solide Schreinerlehre gemacht und dann ein Volontariat im Figurentheater in Bielefeld. Dort war ich mehrere Jahre Puppenspieler. Nach etwa sieben Jahren habe ich entschieden, dass ich Figurenbildner werden möchte. Das habe ich über Workshops, Praktika und ein Volontariat umgesetzt. 2005 habe ich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.
Schneider: Nachdem ich mich selbstständig gemacht hatte, schrieb ich ganz dreist und eigentlich naiv die Hensons an . . .
Schneider: Ja, nach meiner dritten Mail haben die mich tatsächlich für ein Kennenlernen nach New York eingeladen. Letztlich war ich dort für den Bau der Sesamstraßen-Figuren tätig und hatte Einblick in das komplette Muppet-Henson-Universum.
Schneider: Zu 99 Prozent sind es Kundenaufträge – etwa 70 bis 80 Figuren im Jahr. Ich mache zwar die Entwürfe der Figuren zu den Ideen der Kunden, aber man muss die Sachen machen, die der Kunde gerne hätte. Zwei-, dreimal im Jahr habe ich die Möglichkeit, eine Puppe für mich zu bauen.

Schneider: Man glaubt es kaum, aber der kleine "Pittiplatsch" für das "MDR-Sandmännchen". Das ist eigentlich nur so ein simpler Ei-Kopf, aber da sollte ein kleines Mündchen integriert werden. Bei dem Versuch, das organisch wirken zu lassen – mit ganz freundlichem Lächeln, aber nicht zu freundlich – dachte ich, ich verzweifle. Es gab vier Redakteure, die Produktion, den Puppenspieler – und allen musste man es recht machen. Das auf einen Nenner zu bekommen, so dass ich auch noch glücklich mit der Puppe war, hat viele schlaflose Nächte gefordert.
Schneider: Zwischen 70 und 120 Stunden. "Pitti" hat mindestens 200 oder 300 Stunden gekostet. Allein seine Augen haben wir über Tage mit dem MDR besprochen.
Schneider: Immer die, die gerade am Entstehen ist. Nach all den Jahren reizt mich das immer noch, am Schluss zu sehen, wie sie aussieht und ob ich das genauso wie auf dem Entwurf hinbekommen habe. Was ich sehr mochte, war die Produktion von Max Raabes Musikvideo zu "Küssen kann man nicht alleine". Das hat total Spaß gemacht, das Video hat eine schöne Ästhetik, und das gucke ich heute noch gerne.

Schneider: Gerade wird tatsächlich mehr denn je produziert – vor kurzem haben wir für die Produktion des "Sandmännchens" den Grimme-Preis bekommen. Da gibt es jetzt zum Beispiel ein Spin-Off namens "Moppi und der Leckerladen", wo "Moppi" Kindern das Thema Ernährung näherbringt. Die Themen der Produktionen sind natürlich andere, eine Kollegin spielt zum Beispiel gerade eine Puppe mit Rollstuhl, die in die "Sesamstraße" eingezogen ist.
Schneider: Das gibt’s immer wieder. Mit Cassandra Steen war ich an einem Nordsee-Strand, um das Kinderlied mit dem "Giraffenaffen" zu verfilmen. Ich bin dann bei Sonnenuntergang mit meiner Puppe neben ihr auf Schienen gerollt und guckte immer nur zu ihr hoch und dachte mir: "Mein Gott, ist diese Frau schön!" Oder Thomas D von den Fantastischen Vier: Da sollte die Puppe mit ihm scratchen, das musste er mir dann erstmal zeigen.

Schneider: Eine große Portion Geduld, auch mal etwas verwerfen zu können, und die Fähigkeit, sehr viel Kritik einstecken zu können, diese nicht persönlich zu nehmen und immer an sich zu arbeiten. Immer auf der Suche zu sein, nach neuem Material, nach einem neuen Ausdruck. Beharrlich zu bleiben, sich auszuprobieren, immer an sich selbst zu glauben und: machen, machen, machen.
Schneider: Den Landkreis Kitzingen finde ich unglaublich schön und malerisch!
Die Bühnenakademie in Mönchsondheim wurde vom Mimen und Clown Klaus Kreischer gegründet und bündelt ein Angebot an Seminaren und Workshops zum Thema Kreativität und Kommunikation. Neben dem Inhaber bieten dort regelmäßig externe Experten und Expertinnen Kurse in ihren jeweiligen Fachgebieten an.