Ruhe strahlt der Betrieb der Familie Drobek in Willanzheim aus. Die 120 Rinder reagieren unaufgeregt auf Besuch im Stall. Die 60 Mastschweine im Hof in der Ortsmitte nehmen diesen gelangweilt zur Kenntnis. Ruhe ist auch das Ding von Vater Erwin und Sohn Marcel Drobek, die den Betrieb führen. Die weicht für ein paar Stunden einer gewissen Spannung: Prüfungsatmosphäre auf dem Bauernhof.
„Man ist schon ein bisschen nervös“, sagt Erwin Drobek bei der Vorbesprechung. Der Prüfdienst ist da: Bernd Kuchenbrod und Paul Hutten werden drei Stunden für die Vor-Ort-Kontrolle brauchen. Ohne die gibt es keine Agrarförderung. Kein beliebter Termin. „Ein Landwirt muss draußen sein“, sagt Erwin Drobek. Heute ist Innendienst angesagt.
Wer öffentliche Gelder aus EU- und anderen Töpfen will, muss Kontrollen schlucken. Dass sich ein Betrieb dabei über die Schulter schauen lässt, ist eher selten. Die Drobeks haben es für die Reihe „Das grüne Zentrum“ gemacht. Dafür bedankt sich Herbert Pfriem vom Bauernverband (BBV). BBV-Geschäftsführer Rudolf Bender macht klar, worum es geht. „Bis zu 50 Prozent der Einnahmen eines Betriebs sind oft Fördermittel.“ Geld gibt es erst, wenn die Anträge geprüft und alle Auflagen erfüllt sind. Bei Beanstandungen kann die Förderung um bis zu fünf Prozent reduziert werden. „Das kann sich kein Betrieb leisten“, sagt Bender. Also muss sauber dokumentiert werden.
Die Drobeks machen das unter anderem im Arbeitsbuch: Wann welcher Acker umgegraben, welche Wiese gemäht, welches Pflanzenschutzmittel eingesetzt wurde, alles findet sich in dem Kalender. Der wird täglich auf dem Laufenden gehalten. Nachtragen klappt nicht. Nur wer dran bleibt, kommt bei der Prüfung unbeschadet durch. „Einen Tag vor der Prüfung den Hof kehren, reicht nicht“, sagt Marcel Drobek. „Stimmt, blenden lassen wir uns nicht“, sagt Kuchenbrod. Zur Prüfung: Dass es nach 1993 wieder die Willanzheimer getroffen hat, ist kein Zufall, eher von oben verordnet. Hutten: „Wer dran ist, wird im Ministerium in München nach einer Risikobewertung entschieden.“ Diesmal sind die Drobeks dabei. Das wissen sie 14 Tage vor der Prüfung.
Der Ablauf ist festgelegt: Flächenprüfung, Hofrundgang, Schlussrunde. Die Prüfer vergleichen mit satellitengestützter Technik und Luftbildaufnahmen die für die Förderung angemeldeten Flächen. Da kommt was zusammen. Etwa 26 000 haben die Kitzinger 2014 verglichen. Gut 12 400 sind vor Ort überprüft worden, darunter einige der gut 70 Feldstücke der Drobeks. Die Flächendaten sind Grundlage für die Auszahlung. Bei den „Prüfungen auf der Hofstelle“ ist der Bauer dabei. Bei den Drobeks geht es erst zum Stall am Ortsrand. „Es ist ungewöhnlich ruhig hier“, sagt Kuchenbrod mit Blick auf 120 Rinder. „Ein Zeichen, dass sich die Tiere wohlfühlen“. Hier, wie im Hof geht es um die Einhaltung von Umweltauflagen. Das Wort Cross Compliance macht die Runde, die Verknüpfung der Prämienauszahlungen an die Einhaltung bestimmter Umweltauflagen. Geprüft wird, ob der Standard bei technischen Geräten oder Gebäuden eingehalten wird. Es geht um die Größe der Güllegruben – sechs Monate müssen sie reichen, damit der Bauer den Dünger gezielt in der Vegetationszeit ausbringen kann. Die Prüfer schauen nach, ob Diesel, Öle oder Pflanzenschutzmittel richtig gelagert sind und haken nach und nach ihre dreiseitige Liste ab.
Schlussbesprechung. Die Daten werden mit einem speziellen Erfassungsprogramm in den Laptop eingegeben, Aktenordner geprüft, Fragen geklärt. Ein Thema: Sachkundenachweis für den Umgang mit Pflanzenschutzmitteln. Das ist relativ einfach. Marcel holt die Urkunde, die ihn seit November 2013 als Landwirtschaftsmeister ausweist. Das ist Nachweis genug. So einfach ist es nicht immer. Drei Ordner mit Unterlagen und Belegen stehen bereit. Am Ende die Bilanz: Bis auf eine kleine Beanstandung ist alles gut. Erwin Drobek ist zufrieden. „Sachlich, bestimmt, aber menschlich in Ordnung.“ Trotz einiger Anspannung eine gute Atmosphäre. Das wollen auch die Prüfer. „Eine Prüfung auf Augenhöhe“, nennt das Hutter am Ende. Damit ist diese Prüfung vorbei.
Die Arbeit der Prüfer nicht. Die Daten werden auf den Großrechner übertragen, zentral verarbeitet und sind Grundlage für die Auszahlung der Fördergelder. Vor dem Bescheid über die Förderung bekommt der Landwirt noch einen Brief vom Prüfdienst über das genaue Ergebnis. Das einzige Papier in einem Vorgang, der seit 2002 nahezu papierlos abläuft.
Das Grüne Zentrum – Prüfdienst am Amt für Landwirtschaft
Das Grüne Zentrum: 13 landwirtschaftliche Organisationen unter einem Dach – das ist das „Grüne Zentrum“ in der Mainbernheimer Straße, darunter das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF).
Organisation: Die Abteilung Prüfdienst (L 3.P) ist die jüngste Abteilung am AELF. Der Prüfdienst wurde 2005 gegründet und ist seit 2012 dem AELF Kitzingen zugeordnet. Bayernweit gibt es fünf weitere Prüfdienste. Zuständigkeit: Die Abteilung arbeitet im Regierungsbezirk Unterfranken, sowie in vier Landkreisen in Oberfranken und im Landkreis Neustadt Aisch/Bad Windheim (NEA) in Mittelfranken. Standorte: Neben Kitzingen gibt es Außenstellen in Karlstadt, Bad Neustadt/Saale und Bamberg.
Besetzung: Von April bis November (Hauptprüfzeitraum) sind 34 Mitarbeiter beschäftigt. Im Winter 13 Personen.
Aufgaben: Fünf Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern, die einen Antrag auf Flächenförderung stellen, müssen nach den EU-Vorgaben vor Ort überprüft werden. Für das Prüfgebiet entspricht dies etwa 1000 Betrieben pro Jahr. Erst wenn bayernweit die Kontrollen abgeschlossen sind, erfolgen die Auszahlungen.
Der Betrieb: Familienbetrieb mit drei Arbeitskräften, Vater, Ehefrau und Sohn, mit Ackerbau (74 Hektar), Grünland (elf Hektar) und Tierhaltung (120 Rinder, darunter 60 Milchkühe im 2009 ausgesiedelten Stall sowie 60 Mastschweineplätze). Die Drobeks öffnen als Erlebnisbauernhof für Schulklassen und Kindergärten ihre Türen.