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Dettelbach
Problem Rettungsgasse: "Es geht über den Geldbeutel!"
Es ist ein Phänomen: Immer wieder gibt es Probleme mit der Rettungsgasse auf den Autobahnen. Auch die Polizei kann sich das kaum erklären – höchstens mit Ignoranz.
Im Grunde ganz simpel: Die linke Spur ganz nach links, der anderen Spuren nach rechts – fertig ist die Rettungsgasse. Warum das oft nicht klappt, ist auch der Autobahnpolizei Würzburg/Biebelried ein Rätsel.
Foto: Julian Stratenschulte, dpa | Im Grunde ganz simpel: Die linke Spur ganz nach links, der anderen Spuren nach rechts – fertig ist die Rettungsgasse. Warum das oft nicht klappt, ist auch der Autobahnpolizei Würzburg/Biebelried ein Rätsel.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:34 Uhr

Es passiert immer wieder mal. So wie Anfang Juni, als es in den Mittagsstunden auf der A 3 zwischen Randersacker und Heidingsfeld einen Unfall mit drei Schwerverletzten gab: Die Rettungsgasse funktionierte nicht. Laut Einsatzbericht der Rettungskräfte mussten diese die letzten 500 Meter zu Fuß laufen, um die Unfallstelle zu erreichen. Und das mit voller Ausrüstung bei über 30 Grad. Das Problem damals: Auf der mittleren Fahrspur waren damals laut BRK-Einsatzbericht mehrere Gespanne unterwegs gewesen, die sich beim Rangier-Versuch verkeilten. Wird so etwas eigentlich geahndet? Werden die Rettungsgassen-Blockierer zur Rechenschaft gezogen? Albert Lindner aus Würzburg hat sich mit dieser Frage an die Redaktion gewandt. 

Eine einfache Antwort darauf gibt es nicht, wie Frank Ladnar, Polizeihauptkommissar und seit fünfeinhalb Jahren stellvertretender Dienststellenleiter der Autobahnpolizei Würzburg/Biebelried im Mainfrankenpark, betont. Es ist eher ein "Ja, aber". Denn zunächst, so stellt der 56-Jährige klar, gelte das gesamte Augenmerk dem Unfall. Die Rettung von Leben steht im Vordergrund. Womöglich laufen Menschen auf der Fahrbahn. Zeugen müssen gesucht und die Autobahn gesperrt werden. Für das Drumherum bleibt kaum Zeit. Und wenn die Arbeit erledigt ist, löst sich oftmals auch schon der Stau auf.

Zivilstreifen mit moderner Technik

Deshalb könne es durchaus sein, dass in dem besagten Fall Anfang Juni letztlich keiner der Blockierer belangt wurde. Für die Polizei ein schwieriger Spagat. Frank Ladnar betont aber auch: "Es soll sich keiner zu sicher sein!" So verfügt die Autobahnpolizei über mehrere Zivilstreifen mit moderner Technik an Bord, die jedwede Verstöße gestochen scharf aufzeichnet.

Warum die Rettungsgasse öfter nicht gebildet wird, kann sich der Profi auch nicht erklären. Die linke Spur geht nach links, die anderen Spuren nach rechts. Und, auch ganz wichtig: Die Gasse bereits bilden, wenn man noch rollt, nicht erst stehen bleiben und dann wild rangieren. Einfacher geht's kaum. Deshalb vermutet Frank Ladnar auch schlichtweg Ignoranz. Eine Ignoranz, die unter die Ordnungswidrigkeiten fällt und zwischen 200 und 320 Euro sowie ein einmonatiges Fahrverbot nach sich ziehen kann. Um einiges teurer kann es noch werden, wenn Unverbesserliche die Rettungsgasse für sich nutzen – mittlerweile auch schon mal gegen die Fahrtrichtung.

Das Beispiel Österreich

Ein Phänomen, das auch die Autobahnpolizisten staunen lässt. Wobei eine Vermutung ist, dass die angedrohten Geldstrafen womöglich zu niedrig sind. Zumindest lässt das der Blick ins Ausland vermuten: In Österreich beispielsweise kenne man das Rettungsgassen-Problem so gar nicht. Vielleicht ja auch deshalb, weil eine entsprechende Bestrafung bis zu zehnmal höher ausfällt. Viele reagierten eben erst, "wenn es richtig an den Geldbeutel geht", meint Frank Ladnar. Was die Ignoranten zudem nicht bedenken: "Wer keine Rettungsgasse bildet, trifft sich selber, weil es länger dauert!"

Frank Ladnar, Polizeihauptkommissar und stellvertretender Dienststellenleiter der Autobahnpolizei Würzburg/Biebelried im Mainfrankenpark.
Foto: Frank Weichhan | Frank Ladnar, Polizeihauptkommissar und stellvertretender Dienststellenleiter der Autobahnpolizei Würzburg/Biebelried im Mainfrankenpark.


Wobei es rund um die Unfälle auf der Autobahn – wegen der Baustellen zu einem Großteil zwischen Rottendorf und Würzburg – nicht nur das Problem der Erreichbarkeit für die Rettungskräfte gibt. Regelmäßig machen auch die Gaffer den Beamten zu schaffen. Auch hier steht man vor einem Rätsel: Warum filmt man Schwerverletzte oder Tote?

Ein unfassbarer Voyeurismus, um den die Polizisten sich meist erst kümmern können, wenn an der Unfallstelle alles geregelt ist. Oder anders gesagt: Es müssen zusätzliche Kräfte alarmiert werden, die sich Blockierer und Gaffer zur Brust nehmen, was aber laut Ladnar eher unrealistisch ist.

Zuletzt wurde mit Sichtschutzwänden reagiert. Die Initiative kam von Berthold Diem, dem "Blaulichtfotografen" dieser Redaktion, der mehreren Feuerwehren Sichtschutzwände gesponsert hat. Die Barrieren aus leichtem Gewebe können von zwei Personen wie eine Decke gehalten oder an schnell zu montierenden Stativen befestigt werden. Für Frank Ladnar eine sinnvolle Maßnahme. "Manche blockieren die Gegenfahrbahn, weil sie alles sehen wollen."

Body Cams im Einsatz

Um Blockierer und Gaffer zu belangen, müssten Kennzeichen, Fahrerbeschreibung und Uhrzeit notiert werden, damit später der Bußgeldbescheid erstellt werden kann. Das muss man sich personell allerdings erst einmal leisten können. Zumal es noch ein Problem gibt: Hält die Polizei an, um sich der Blockierer und Gaffer anzunehmen, blockiert sie schließlich selbst die Rettungsgasse.

Womöglich bringt aber auch neue Technik mehr Möglichkeiten: Seit Juli dieses Jahres geht's mit Body-Cams auf Streife. Noch wird ausprobiert und die Kameras sind "für den Präventivbereich" gedacht. Vielleicht aber halten genau diese Kameras eines Tages das Übel der heutigen Zeit bildlich fest: die Blockierer und Gaffer.

VPI Würzburg-Biebelried
Die Verkehrspolizisten dieser Inspektion betreuen die A 3 von Marktheidenfeld bis zur Tankrastanlage Steigerwald, die A 7 von Gramschatz bis Gollhofen sowie die A 81 vom Autobahndreieck Würzburg-West bis zur Landesgrenze Baden-Württemberg. Hinzu kommen vier Rastanlagen und drei Autohöfe.
 
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  • hansi07
    Manchmal habe ich den Eindruck, man müsste den Leuten erst mal zeigen, wie und vor allem ab wann eine Rettungsgasse gebildet wird. Die Einen scheren schon bei leichter Verdichtung und Geschwindigkeiten über 60 km/h auf den Standstreifen aus, während die anderen erst meinen, die Gasse sei zu bilden, wenn alles steht. Wenn es dumm geht, kann man da aber gar nicht mehr reagieren.
    Also, gelegentlich mal ein Video im Fernsehen, Youtube und die ganzen anderen sozialen Medien könnten da ruhig mal Nachhilfe leisten.
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