Eine weitere Kapriole gab es in der jüngsten Sitzung des Stadtrats in Prichsenstadt, in dessen Mittelpunkt der Haushaltsplan für 2024 stand. Das Zahlenwerk sollte eigentlich verabschiedet werden, doch dazu kam es nicht. Das Ratsgremium lehnte bereits den vorgelegten Stellenplan der Stadt, der sämtliche Angestellten umfasst, mit neun zu sechs Stimmen ab. Dieser gilt als Grundlage für die weiteren Berechnungen im Etat.
Bürgermeister René Schlehr machte im Anschluss deutlich, welche Folgen das für die Kommune haben wird. So müsse die Stadt nun die zum 1. April beschlossene Einstellung eines neuen Mitarbeiters rückgängig machen. "Sie haben den Stellenplan abgelehnt, also muss ich ihm kündigen." Zu der Neueinstellung eines Mitarbeiters hieß es am Tag darauf aus der Verwaltung, dass man diese Frage noch rechtlich prüfen müsse.
Auch Projekte der Stadt und Stadtteile sind nun finanziell in Gefahr
Nicht nur hier könnte es Schwierigkeiten geben. Auch andere, teils weit gediehene Projekte, wie der Bau eines Feuerwehrhauses in Kirchschönbach, würden sich nun verschieben. Schlehr stellte selbst die Realisierung der Dorferneuerung in Stadelschwarzach infrage. Man müsse rechtlich klären, ob die seit Jahren geplante Maßnahme unter diesen Voraussetzungen im Moment überhaupt weitergehen könne. Dafür muss die Stadt das Geld vorfinanzieren. Das Stadtoberhaupt kritisierte das Gremium, weil es im Vorfeld der Sitzung vonseiten der Stadträte keine konkrete Nachfrage zum Stellenplan gegeben habe.
Bevor der Stellenplan in der Sitzung zur Abstimmung stand, wurde erneut die generelle finanzielle Situation Prichsenstadts debattiert. Stadtrat Alfons Saugel betonte, man müsse versuchen, "im Rathaus Stellen einzusparen, egal wie. Wir müssen mit dem Sparen beginnen und ein Zeichen setzen." Bürgermeister Schlehr antwortete, er wisse nicht, wo man noch reduzieren könne. Bereits jetzt könne die Stadt ihre gesamten Pflichtaufgaben nicht erfüllen.
Stadtrat schlägt vor: Trägerschaft für Kita abgeben
Ein Punkt, der manchen Stadträten aufstieß, war das Defizit bei den Betriebskosten der städtischen Kindertagesstätte. Die Frage wurde aufgeworfen, ob die Stadt ihre Trägerschaft an einen externen Dienstleister abgeben solle. Das steht derzeit in Stadelschwarzach und in Kirchschönbach zur Debatte. Dort wurden die Horte jeweils von Trägervereinen ehrenamtlich geführt. Beide Einrichtungen haben ihre Tätigkeit gekündigt; derzeit suchen sie nach einem Träger.
Im Stadtrat hatte es zum Betreuungsschlüssel sowie zum Personalschlüssel der Kita in Prichsenstadt Nachfragen gegeben. Ob man nicht auch hier Stellen einsparen könne, wurde als Frage aufgeworfen. Bürgermeister Schlehr verwies auf die Vorzeigerolle, welche die Einrichtung derzeit habe. Bei einem externen Träger würde man einige Kompetenzen abgeben. Das Gremium einigte sich darauf, dass man das Thema mit der Leitung der Kita besprechen werde.
Zum Schluss meldete sich Stadtrat Helmut Hümmer. Die Stadt habe zum Thema Kindergarten-Defizit zu wenig unternommen, nachdem das bereits letztes Jahr moniert worden sei. So könne man nicht in die Zukunft gehen. Auch Susanne Karb pflichtete bei; sie warte auf ein Konzept zur Einsparung.
Die Ratssitzung bot auch Positives. So wurde ganz zu Beginn Roland König als neuer Stadtrat der Lauber Wählerliste vereidigt. Er folgt auf Alexander Schöpfel, der das Amt aus persönlichen Gründen abgegeben hatte.
Außerdem teilte Bürgermeister Schlehr mit, dass die BR-Radltour dieses Jahr am Freitag, 2. August, in Prichsenstadt Station machen wird.