Stück für Stück häuft die Stadt Prichsenstadt einen Schuldenberg an, der Ende 2026 bei fast zwölf Millionen Euro liegen wird. Vor einigen Wochen noch hatte der Stadtrat den Finanzplan des Kämmerers Marco Kölln und somit auch den Haushalt im Stadtrat abgelehnt. Nun lag es am Haupt- und Finanzausschuss, die Schulden zumindest ein bisschen zu drücken.
Immerhin konnten 30.000 Euro aus dem Vermögens- in den Verwaltungshaushalt geschoben worden, um neue Baugebiete zumindest planen zu können. Der Rest der Debatte war eine zähe Suche nach genau den vielen Millionen Euro, die laut einer Mehrheit im Gremium einzusparen sind, um die vielen Millionen Euro für die Pflichtaufgaben irgendwie ausgleichen zu können.
Zusätzlich wird Geld für Straßenunterhalt benötigt
Was sich als sehr schwierig herausstellte. Die Dorferneuerung in Stadelschwarzach, die Ertüchtigung der Kläranlage in Prichsenstadt und in Bimbach, der Anbau am Haus für Kinder, der Hochwasserschutz, der Unterhalt für das Straßennetz – das sind nur die dicksten Brocken, derer sich Prichsenstadt nicht wird entziehen können.
"Wir brauchen auch Geld für den Straßenunterhalt", verdeutlichte Kämmerer Marco Kölln in der Ausschusssitzung, "sonst können wir defekte Straßen nicht reparieren, sondern müssten sie sperren, bis wir wieder Geld haben." Oder der Hochwasserschutz, bei dem noch niemand wissen könne, wie teuer er wirklich werden wird. Insgesamt, so der Kämmerer weiter, "mache ich mir nicht über den aktuellen Haushalt Sorgen, sondern über die Investitionen in der Zukunft". Nicht nur beim Hochwasserschutz, auch bei den zukünftigen Einnahmen.
Dort seien, wie Bürgermeister René Schlehr verdeutlichte, die Grenzen sehr eng gesetzt. "Vieles ist eine staatliche Vorgabe, etwa was ein neuer Personalausweis kostet", so der Bürgermeister, es blieben auch nur die Grund- und Gewerbesteuern. Um die Mieteinnahmen zu erhöhen, "müssten unsere maroden Wohnungen saniert werden, was Hunderttausende kosten dürfte." Etwa ein Ersatz für die Nachtspeicherheizungen in den Wohnungen oberhalb der Apotheke mitsamt komplett neuen Leitungen, oder neue Fenster, die nicht mehr aus Holz bestehen.
"Wir brauchen einen Strukturwandel"
Ob eine Erhöhung der Friedhofsgebühren mehr Geld bringen würde, wie Fabian Uhl vorschlug, dürfte nicht sehr wahrscheinlich sein. Im Vergleich mit Wiesentheid, so Schlehr, "nehmen wir fast das Zehnfache". Wolfgang Brosche wagte sich an die Dorferneuerung Stadelschwarzach heran, "bei den 7,4 Millionen Euro könnte doch auch was zu sparen sein". Er bat um eine genaue Auflistung der Kosten, die der Bürgermeister in einer der nächsten Sitzungen vorlegen will.
"Wir brauchen einen Strukturwandel", stieß Alexander Schöpfel eine Grundsatzdebatte an. Sprich: eine Verwaltungsgemeinschaft mit Wiesentheid und eine Übertragung der Kinderbetreuung an einen externen Anbieter. Der Versuch, sich an die VG in Wiesentheid anzuschließen, ist nach einer früheren Aussage von Schlehr schon unter seinem Vorvorgänger Klaus Linz vom Stadtrat abgelehnt worden, unter seinem Vorgänger Adolf Falkenstein sei eine Auslagerung des Standesamtes nach Wiesentheid gescheitert. "Die wollen uns nicht", brachte es Brosche auf den Punkt. Gleichwohl prüft der Bürgermeister nun auf Bitten des Gremiums sowohl eine Angliederung Prichsenstadts an die VG Wiesentheid als auch eine Übertragung der Kinderbetreuung etwa an die Diakonie oder die Caritas vorstellen.
Am Ende der dreistündigen und phasenweise mit nachdenklichen Pausen durchzogenen Debatte empfiehlt der Haupt- und Finanzausschuss dem Rat, dem Finanz- und Stellenplan für die Jahre bis 2026 zuzustimmen. Das sagte auch Helmut Hümmer: "Wir müssen zustimmen, sonst lähmen wir die Verwaltung."
Hinweis der Redaktion: In einer ersten Version des Artikels wurde das letzte Zitat versehentlich Alexander Schöpfel zugeschrieben, es stammt aber von Helmut Hümmer. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.