Das Klassikfestival Vinotonale hat sich nun schon im fünften Jahr zum Ziel gesetzt, in der Kulturlandschaft an der Mainschleife "klassische Klangfreuden in bezaubernder Kulisse für Groß und Klein" anzubieten. Zum Auftakt in diesem Jahr begrüßte Festivalleiterin Jennifer Wittmann-Müller die Gäste, die den Innenhof des Weinguts Rainer Sauer in Escherndorf füllten. Dort, wo in der Architektur Altes auf Neues trifft und Oleanderbüsche einen betörenden Duft verbreiten.
Auf eine Empfehlung hin hatte die Organisatorin das Posaunenquartett Opus 4 eingeladen. Jörg Richter, Stefan Wagner, Wolfram Kuhnt und als Einspringer Michael Peuker bildeten die Formation und enttäuschten die Erwartungen nicht: Klassik auf höchstem Niveau boten die vier Posaunisten, fern aller publikumsverwöhnender softgespülter Arrangements, wie man sie sonst so oft zu hören bekommt.
Ein Teil der Musiker kommt aus dem Gewandhausorchester Leipzig. Jörg Richter, Kopf des Ensembles, moderierte den Auftritt, gab humorvolle Hinweise zum Programm, griff von Zeit zu Zeit dirigierend ins Musikgeschehen ein und stellte die Instrumente vor. Im ersten Teil kamen Barockposaunen zu Gehör, die den Musikern von Opus 4 von der Firma Jürgen Voigt als Leihgabe zur Verfügung gestellt werden. Die moderneren Stücke spielten sie auf deutschen Kruspe-Posaunen, die einen homogenen und weichen Klang erzeugen.
Der direkte Klang der Barockposaunen
Das "Deus in adiutorium" von Claudio Monteverdi eröffnete mit Brillanz das Konzert. Das Quartett zog das Publikum sofort in den Bann. Was es bot, war vom Feinsten. Der Klang der Barockposaunen, direkter und spröder als der moderner Instrumente, fügte sich gut in das alte Gemäuer ein. Die Musiker spielten intonationsrein, ausgeglichen, achteten aufeinander, warfen sich die Bälle zu und hatten sichtlich Spaß dabei.
Da es für die Formation des Posaunenquartetts nicht eben viel Literatur gibt, griff das Ensemble auf Arrangements anderer Stücke zurück. So erlebte man ein Stück aus dem Magnificat von Heinrich Schütz, bei dem die Posaunen auffällig gesanglich gehandhabt wurden, ebenso wie in Bruckners "Ave Maria", rund und satt. Toccata und Fuge in d-Moll von Johann Sebastian Bach, ursprünglich für Orgel geschrieben, verlangten den Posaunisten höchste Präzision ab und klangen fast lebendiger als auf der Orgel. Beeindruckend, wie virtuos die vier ihre Instrumente beherrschten.
Klingende "Kaffeestunde bei Anna-Magdalena"
Der Komponist Bernhard Krol (1920-2013) schrieb eigens für das Ensemble ein Stück mit dem Titel "Kaffeestunde bei Anna-Magdalena – Leipziger Intermezzo" geschrieben. Ein witziges Werk, bei dem man als Zuhörer meint, immer wieder ein "fürwahr" zu hören, als Kommentar zu dem Gesagten, mal schnatternd in der Tenorposaune, mal selbstsicher im Bass, in der hohen Stimme in Koloraturen perlend und so das Leipziger Geschehen kommentierend. In der Pause konnten sich auch die Gäste dieser Kunst der Kommunikation ausführlich widmen. Familie Sauer hatte Brotzeiten zu Wein und anderen Getränken vorbereitet.
Kompositionen der Moderne rundeten danach das Konzert ab. Synkopische Rhythmen bei I-Lun, Jazziges bei Irving Berlin und Gershwin, gespielt mit Verve und Humor, begeisterten die Zuhörer, die sich drei Zugaben erklatschten, zuletzt einen Choral von Johann Sebastian Bach, "Es ist genug". Jörg Richter brachte das Zeitgeschehen ins Konzert mit ein und das Ensemble spielte diese Musik sehr innig – ein wunderbarer Abschluss für ein hochkarätiges Konzert.