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KITZINGEN
Plädoyer für musische Bildung
Preisträger: Saxophon satt bei der BigKitzBand anlässlich der Verleihung des Kulturförderpreises 2015 der Stadt Kitzingen. Saxophon, ein Instrument, so die Leiterin der Musikschule Kitzingen, Sigrun Reder, das in den Anfangsjahren der Schule vom Stadtrat als zu exotisch vom Lehrplan gestrichen wurde. Eine Anweisung, an die sich die Schulleiterin zum Glück nicht gehalten hatte.
Foto: Robert Haass | Preisträger: Saxophon satt bei der BigKitzBand anlässlich der Verleihung des Kulturförderpreises 2015 der Stadt Kitzingen.
Von unserem Mitarbeiter Robert Haass
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:47 Uhr

Eine fulminante Premiere feierte die Stadt Kitzingen am Freitagabend in der voll besetzten Alten Synagoge: Erstmals verlieh Kitzingen den Kulturförderpreis, gleichzeitig zeigte der Preisträger auch, warum er dieser Auszeichnung würdig ist: Die BigKitzBand, ein „Kind“ der Musikschule Kitzingen, konnte beim Preisträgerkonzert am gleichen Abend mehr als überzeugen.

Doch zwischendurch herrschte in der Alten Synagoge Stille. Atemlose Stille. Altoberbürgermeister Bernd Moser hielt die Laudatio auf den Preisträger und dabei gelang ihm ein beachtenswerter Spagat: Ohne die Feierlaune zu zerstören, trotzdem wohl alle Zuhörer berührend, spannte er den Bogen von den fürchterlichen Anschlägen in Paris am 13. November zur Preisverleihung in Kitzingen.

Die Brücke: Die Musik. Fast 90 musikbegeisterte Besucher des Musiktheaters Bataclan wurden an jenem Abend „von vier hasserfüllten, blindwütigen, selbstmörderischen Terroristen ermordet“, sagte Moser.

Und weiter: „Musik, von der Richard Wagner einmal sagte, dass sie die Leidenschaft, die Liebe, die Sehnsucht selbst ausspreche, und Menschen, die sich daran erfreuen und einen schönen Abend genießen wollten, waren zum Symbol, Bestandteil und zur Zielscheibe geworden für eine Gesellschaft, die in den Köpfen der Mörder verantwortlich gemacht wird für das eigene Scheitern und die persönlich empfundene Erniedrigung.“

Der Bezug zwischen „dem blinden, jeglicher Menschlichkeit entleerten Hass dieser jungen Männer“ und der Verleihung des Kulturförderpreises der Stadt Kitzingen an die BigKitzBand ist die Musik. Musik, die Empathie fördere, die Brücken baue, die ganz einfach Freude bereite, den Musikern und den Zuhörern.

Erziehung und Bildung gelten seit der griechischen Antike, vor allem aber seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Etablierung der sozialen Demokratie in Deutschland, als Grundvoraussetzung für ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft und Welt. Im Zusammenhang mit Demokratie werde nicht ohne Grund stets auch von demokratischer Kultur gesprochen, so Moser.

„Wer Musikschulen schließt, gefährdet die innere Sicherheit“
Alt-OB Moser zitierte Otto Schily

Gerade der musischen und kreativen Bildung werde seit je her von Fachleuten eine besondere Bedeutung beigemessen – und deren Wichtigkeit und konsequente Förderung viel zu oft aus Gründen eines sogenannten wirtschaftlichen Nutzens vernachlässigt wenn nicht sogar eingeschränkt, „weil häufig als bloßer Kostenfaktor denunziert“. Der hohe Wert der positiven Rückkopplung und Anerkennung für das Selbstwertgefühl des Einzelnen bei kreativem Tun werde von den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft ignoriert. Obwohl diese Erfahrungen verhindern, dass die Menschen anfällig werden, als „Teil einer unsensiblen, blinden Herde irgendwelchen verrückten Führungsfiguren zu folgen“. Moser zitiert dazu den ehemaligen Bundesinnenminister Otto Schily: „Wer Musikschulen schließt, gefährdet die innere Sicherheit.“

Die KitzBigBand leiste also, so Bernd Moser, nicht nur einen wertvollen Beitrag für den Kulturbetrieb in Kitzingen und inzwischen weit über die Grenzen des Landkreises und der Bundesrepublik hinaus, sondern sei gleichzeitig ein hervorragender Beleg für den gesellschaftlichen Wert von musischer Bildung, von Musik im Allgemeinen – und der Musikschule und der in ihr wirkenden Pädagogen und Leitung im Besonderen. Musische Bildung sei letztlich ein unverzichtbarer Baustein für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft, die auf dem Respekt der Menschen- und Bürgerrechte basiere.

 
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