
Die Sängerinnen und Sänger der Paul-Eber-Kantorei an der Evangelischen Stadtkirche Kitzingen haben einen langen Atem. Nach zwei Jahren Corona-Pause brachten sie endlich am Sonntag gemeinsam mit Dekanatskantor Martin Blaufelder Giacomo Puccinis "Messa di Gloria" und Edvard Elgars Serenade für Streichorchester op. 20 zur Aufführung. Kirchenvorstand Dieter Brückner hob bei seiner kurzen Einführung hervor, dass beide Komponisten gleich alt waren und beide Werke noch vor dem Siegeszug ihrer Schöpfer entstanden. Sie führen im allgemeinen Aufführungsrepertoire ein Schattendasein, besonders Puccinis "Messa di Gloria" wird nur selten aufgeführt.
Elgars Streicherserenade nahm in der Interpretation von Blaufelder von Anfang an gefangen, ein für dieses Konzert zusammengestelltes kleines Orchester bot einen durchsichtigen, filigranen Klang, schön schwebend in den Streichern, immer ausgewogen, satt in den schwelgerischen Stellen.

Der aus 43 Sängerinnnen und Sängern bestehende Chor begann in der folgenden Puccinimesse im Kyrie mit erstaunlicher Kraft, mit guter Höhe im Sopran. Das Gloria nimmt in dieser Messe den größten Teil ein, mit deutlichen Anklängen an den späteren Opernkomponisten Puccini, manchmal liedhaft, manchmal opernmäßig. Der Chor schwelgte in diesem sehr melodischen Teil des Werkes, was natürlich etwas dazu verleitet, sich dreinzugeben, hier wäre manchmal etwas mehr Akzentuierung gut gewesen. Tenor Roberto Ortiz gestaltete seinen recht hoch liegenden Part im Gratias durchwegs mit warmer Stimme bis in die Höhen hinauf, gut fundiert, dabei schlank und unangestrengt.

Im Credo wurde den Mitwirkenden viel abverlangt, sehr unterschiedliche Teile erforderten vollen Einsatz von Chor und Orchester. Martin Blaufelder dirigierte klar und weich in seinen Bewegungen, hatte immer eine gute Übersicht. Tenor Ortiz schwebte auch hier sehr ansprechend über dem intensiv singenden Chor. Im Crucifixus kämpfte Bassist Igor Tsarkov etwas mit der halligen Akkustik der mit nur etwa 120 Zuhörern besetzten Kirche. Das Et resurrexit baute sich im Chor langsam in den einzelnen Stimmen auf und gelangte zu einem jubelnden Höhepunkt im Forte, was sichtlich besser gelang als das Pianissimo bei Et exspecto resurrectionen mortuorum. Im anschließenden Amen konnte der Chor wieder durch großen Klang und Ausgewogenheit überzeugen.
Mit großen Tutti-Stellen leitete der Chor im Sanctus zum Basssolisten im Benedictus hin, welches Tsarkov mit Intensität gestaltete. Das Agnus Dei vereinte nochmals die beiden Solisten auf der Bühne, sie leiteten auf die flehenden Misere-Rufe des Chores hin. Puccini hat diesen Teil der Messe sehr knapp gehalten, verblüfft nahmen die Zuhörer das plötzliche Ende zur Kenntnis, um sich dann mit begeistertem Applaus bei den Mitwirkenden zu bedanken.
Blaufelder gab überraschend auch eine Zugabe, die große Fuge aus dem Credo. Und hier hatte die Anspannung nachgelassen und der Chor sang freudig und locker weiter, ein schöner Abschluss und hoffentlich ein Auftakt zu weiteren Konzerten in naher Zukunft, für die man sich mehr Zuhörerinnen und Zuhörer wünschen würde.
