
Wer ist der Neue, wer trägt das Abtkreuz, fragen sich die Besucher. Am Ende des Zuges erhalten sie die Antwort. Neben Erzabt Jeremias Schröder, einer barocken Erscheinung, schreitet der Neue. Es ist Pater Michael Reepen, bisher Novizenmeister, der die Leitung des Klosters übernommen hat. Er ist der 75. in der Reihe der Äbte.
Beifall im Kirchenschiff
Der Erzabt ergreift das Wort, stellt den neuen Abt kurz vor und sagt, dass Michael ab jetzt nicht nur für die Mönche, sondern auch für die Angestellten, Schüler, Lehrer und deren Angehörigen Sorge zu tragen habe. Wie auf ein Wort beginnen die Männer in ihren Kutten zu klatschen und der gesamte Kirchenraum fällt in den Beifall mit ein. In einem symbolischen Akt führt Jeremias Abt Michael in seine Chorstuhl und installiert ihn damit sichtbar in seinem Amt. Daraufhin erweisen ihm alle Pater und Brüder durch den Kuss das Treueversprechen. Nach dem Te Deum zieht der gesamte Konvent vor die Kirche und stellt sich zum Gesamtfoto auf.
Das alles geschieht mit großer Gelassenheit, mit Fröhlichkeit und einem Schuss Humor. Weil der Blumenstrauß, der Abt Michael unter Beifall überreicht wird, beim Foto das Abtkreuz verdeckt, muss ihn sein Nachbar, Subprior Elias Straus, übernehmen.
Wenig später im Foyer des Klos-ters setzt sich die Fröhlichkeit beim Sektempfang fort. Abt Michael ist damit beschäftigt Hände zu schütteln und Glückwünsche entgegenzunehmen. Eine Stellungnahme für Presse und Rundfunk möchte er noch nicht geben. Dass die Wahl und die Anteilnahme ihn freuen und bewegen, ist ihm anzusehen. Wie er den Samstag und den Sonntag verbringen wird, weiß er noch nicht. Familienmitglieder und Freunde will er anrufen und sich denen vorstellen, die ihn noch nicht so gut kennen. Alles andere folgt später, sagt er, und bittet um Verständnis.
"Ich war überrascht, wie schnell gewählt wurde", sagt Peter Deocar (74), der zum zweiten Mal an einer Abtwahl beteiligt war. Bei der Vorwahl am Freitag waren Kandidaten für die Wahl am Samstagmorgen benannt worden. Außerdem wurde am Freitag festgelegt, dass die Wahl des Abtes ohne zeitliche Beschränkung auf Lebenszeit erfolgt. "Wir Münsterschwarzacher haben damit in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht", so Deocar. Die Äbte Placidus (1914-1937), Burkard (1937-1959), Bonifaz (1959-1982) und Fidelis Rupert hätten alle zu einem richtigen Zeitpunkt auf das Amt verzichtet. Und so werde es auch in Zukunft sein, ist Deocar sicher.
Aufgaben
Was wird auf den Neuen an Aufgaben zukommen? Schon der Betrieb des Klosters und der Schule sind mit viel Arbeit verbunden. Weitere wartet in der Mission, die wegen Personalmangels nicht mehr in dem gewohnten Stil betrieben werden kann. "Hier streben wir einen partnerschaftlichen Kurs an", nennt der Pater das Ziel. Da sei es von Vorteil, dass Abt Michael einige Zeit in der Mission in Afrika verbracht hat, ist Deocar überzeugt. Eine der ersten Entscheidungen werde sein, einen neuen Novizenmeister zu bestimmen.
Zur Person
Abt Michael Reepen
Michael Reepen wurde 1959 in
Freiburg geboren. 1982 trat er ins
Kloster Münsterschwarzach ein,
empfing 1987 die Priesterweihe
und war Erzieher im Lehrlings-
heim. 1989 bis 1991 weilte er als
Missionar in Ndanda/Tanzania und
übernahm anschließend die Lei-
tung des Lehrlingsheimes. Außer-
dem war er als Schulseelsorger am
Gymnasium tätig. Seit 1997 bildete
er die Novizen aus.