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MAINBERNHEIM
Paradies mit Liebe zum Detail
Kastenamt-Renovierung       -  Seit 2013 sind Ute Rauschenbach und Dieter Gottschalk dem früheren Leben im ehemaligen Kastenamt auf der Spur.
| Seit 2013 sind Ute Rauschenbach und Dieter Gottschalk dem früheren Leben im ehemaligen Kastenamt auf der Spur.
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 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:04 Uhr

Ein stattliches Gebäude in gelb und grau ziert den Scheuerleinsplatz in Mainbernheim – es ist das ehemalige Kastenamt der Markgrafen von Ansbach. Über der Haustür schmückt aufwendiges Gesims und ein steinerner Zapfen den Eingang. Sucht man den Klingelknopf, fühlt man sich unwillkürlich in vergangene Zeiten versetzt: Anstelle moderner Technik übernimmt eine Türglocke ihren Dienst wie eh und je – über ein dünnes Metallgestänge und einen Draht-Seilzug wird eine Glocke im Hausinnern geläutet.

Seit 2013 renovieren die Eigentümer Ute Rauschenbach und Dieter Gottschalk die alten Gemäuer als Wohnsitz – unermüdlich jeden Samstag acht bis neun Stunden, abends mindestens eine. Für ihre behutsame, hochwertige Arbeit bekamen sie kürzlich den mit 25 000 Euro dotierten „Förderpreis der Unterfränkischen Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken zur Erhaltung historischer Bausubstanz“.

Künftig können auch Besucher das Kastenamt mit spätbarocker Ausstattung im Stil der 1750er-Jahre kennen lernen – bei Veranstaltungen in der Amtsstube oder zur Besichtigung beim Tag des offenen Denkmals. Auch eine Nacht im Schlafkabinett mit Himmelbett und gusseisernem Ofen könnte möglich werden: die Hausherren überlegen, bis zu drei Zimmer über das Tourismuskonzept „Albergo diffuso“ anzubieten.

Die Kunsthistorikerin und der Restaurator haben sich gemeinsam ihr Wohnparadies geschaffen. Ihre Liebe zum Detail merkt man, wo man hinblickt: Ob bei der Wandbemalung, für die nach dem historischen Vorbild drei Schablonen angefertigt wurden, ob bei den Holzbalken für das Vordach am Hintereingang, das mit selbst angemischter Eitempera (Ölfarbe) lasiert ist, oder bei der zeitgerechten Möblierung und Dekoration, für die Flohmärkte und Antiquitätenmärkte durchforstet werden.

Dabei spielte manchmal auch ein Quäntchen Glück eine Rolle: Zum Beispiel, als das Paar im Hof das alte, steinerne Spülbecken fand. „Das Becken ist als Enten- oder Gänsetränke verwendet worden. Es war zwischenzeitlich völlig mit Pflanzen überwuchert“, erinnert sich Ute Rauschenbach. Heute ziert es wieder die Küche im Erdgeschoss des Anwesens.

„Wir wollten, dass es so wird, wie es sich der Baumeister einst überlegt hat.“
Dieter Gottschalk, Restaurator

Das Haus mit seinen 500 Quadratmetern Wohnfläche ist in vier Wohneinheiten aufgeteilt mit jeweils einem Wohn- und Schlafraum. Außerdem gibt es im Erdgeschoss und im oberen Stockwerk je eine Küche und ein Bad. Genug zu tun, wenn alles renoviert werden muss: „Wir sind jetzt bei Raum 14 von 16 angekommen“, erklärt die Kunsthistorikerin lächelnd.

Renoviert wurde mit Sachverstand: „Es war uns wichtig, den authentischen Charakter des Gebäudes zu erhalten“, erklärt Dieter Gottschalk, der als Restaurator eine Menge Fachwissen zu historischen Häusern aus seinem Beruf mitbringt. Er arbeitet ebenso wie seine Frau im Freilandmuseum Bad Windsheim. Eine historische Hülle, die man modern saniert, kam für das Ehepaar nicht in Frage. „Wir wollten, dass es so wird, wie es sich der Baumeister Johann David Steingruber einst überlegt hat“, sagt Gottschalk.

Am Grundriss wurde daher nichts verändert, Oberflächen restauriert, Einrichtung stiltypisch ergänzt. immer wieder finden sich in den Räumen „Sichtfenster“, die den originalen Aufbau der Farbschichten zeigen – im Amtszimmer sind 35 Schichten Farbe übereinander, in anderen Räumen gibt es aufwändige Verzierungen.

Manchmal ist die Renovierung eines historischen Gebäudes ein Abenteuer: „Mit der Renovierung haben wir an Ostern 2013 begonnen“, sagt Ute Rauschenbach. „Im Sommer hat mein Mann in die großen alten Kaminschächte neue Kaminzüge gemauert, ich habe oben auf dem Bauch gelegen, und die Steine von oben runtergegeben“, beschreibt sie eine der vielen Bausituationen in den letzten Jahren. Danach waren die vorhandenen Öfen wieder nutzbar.

„Im ersten Winter haben wir das Haus wie 1746 beheizt und wir haben es überlebt“, erzählt sie augenzwinkernd. Inzwischen ist das Gebäude an das Nahwärmenetz des Nachbarn angeschlossen, jeder Raum schnell heizbar.

Eine bodengleiche Dusche bietet modernen Komfort im Badezimmer, ein Elektroherd steht in der Küche und auch das Internet hat in den historischen Gemäuern Einzug gehalten. „Mit dem Amt für Denkmalschutz haben wir nur die allerbesten Erfahrungen gemacht. Sie waren immer kooperationsbereit und für uns eine große Hilfe,“ meint die Hausherrin zur Zusammenarbeit mit der Behörde.

 
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