
Als Gabriele Brunsch 1998 das Papiertheater kennenlernte, sprang der Funke sofort über. Hier ließen sich alle ihre Interessen miteinander verbinden: Schreiben, zeichnen, malen, werkeln und erzählen. Dafür bekam sie 2019 den Kitzinger Kulturpreis im Rathaus verliehen. Seit 2012 betreibt sie zudem eine Papiertheater-Gruppe bei Facebook.
Gabriele Brunsch: Diese Anerkennung des Papiertheaters als Immaterielles Kulturerbe war für mich wie ein Goldstaub, der in dieser schwierigen Corona-Phase des Theaterstillstands über mein Papiertheater ausgepustet wurde. Der haftet und glänzt und tut einfach nur gut!
Brunsch: Das Papiertheater hat eine sehr lange Geschichte in Europa, seit 1815 wurden von unterschiedlichen Verlagen in Deutschland die großen Werke der Klassik und Oper für den heimischen Salon und das Wohnzimmer herausgegeben. Erst ab 1875 mit dem Schreiberverlag, Esslingen, entstand ein breites Spektrum an Märchen für Kinder. Was wir, die Papiertheaterintendanten, heute machen, hat also eine lange Tradition. Ich betreibe in Kitzingen das einzige Papiertheater in Deutschland, das regelmäßig in gemieteten Räumen öffentlich spielt.
Brunsch: Die meisten Bühnen spielen nur gelegentlich auf einem Festival oder eben für Fans ihres Theaters. Ich habe von Anfang an – also seit 1999 – ein Hörspiel zu meinen Theaterstücken hergestellt. Live zu sprechen ist bei dem Aufwand, den ich hinter der Bühne betreibe, nur schwer möglich. Ein Theaterstück mit 14 Akten in 45 Minuten zu präsentieren ist auch eine körperliche und koordinatorische Herausforderung für eine Person, da bediene ich mich meiner von mir selbst künstlerisch gestalteten Hörspiele mit Musik und allen Hintergrundgeräuschen, die das Werk benötigt.
Brunsch: ...das sich in Hanau in Schloss Philippsruhe befindet und gerade aufwändig restauriert wird. Und in Darmstadt gibt es die Sammlung Röhler, die man auf Anfrage besuchen kann.
Brunsch: Einige Monate musste ich mein Theater schließen, dann habe ich nach Vorschrift die Zuschauerzahl reduziert – mit Abstand und Maske, 2G-Nachweis und je nach Gruppierung maximal zwölf Personen zugelassen. Seit Ende November gilt in Bayern die Vorgabe 25 Prozent der normalen Besucheranzahl, da sind es nur noch sechs. Das habe ich für mein neuestes Theaterstück "Nur das Hauchen des Windes" genau viermal gemacht. Das Weihnachtsstück musste ich allerdings schweren Herzens absagen.
Brunsch: Das Theater ist geschlossen, aber im Hintergrund gibt es immer viel zu tun. Ich werde in den nächsten Wochen für mein Märchen "Das Rotkäppchen" ein Hörspiel mit unterschiedlichen Sprechern herstellen – mit dem Versuch, den wirklich grauenhaften Schluss auch für kleine Kinder zeitgemäß-erträglich zu machen. Außerdem will ich das Hörspiel "Zirkuskinder" fertigstellen und einige von mir selbst hergestellte Kulissen reparieren. Es geht immer etwas kaputt, bricht, franst aus, blättert ab.
Brunsch: Ich habe einige Reservierungen bis in den Juli hinein. Sie können natürlich nur stattfinden, wenn es die Regierungsbeschlüsse zur Eindämmung der Pandemie zulassen.
Brunsch: Bei all den Schwierigkeiten ist es oft schwer, fröhlich zu sein. Aber die Tatsache, dass in meinem Mail-Postfach und auch im Briefkasten jeden Tag eine große Menge wunderbarer Post mit aufmunternden, trostspendenden Worten liegt, macht mich sehr glücklich.
Das Papiertheater befindet sich in Kitzingen in der Grabkirchgasse 4. Kontakt unter Tel.: (0 93 32) 86 92 oder im Internet unter www.papiertheater-kitzingen.de.