„So früh haben wir noch nie begonnen“, sagt der Markt Einersheimer Winzer Marcus Hegwein. Am Samstag früh sind er und seine Familie, Nachbarn und Freunde in seinen Weinberg in der Lage „Vogelsang“ gefahren, um die ersten Ortega-Trauben für den Federweißen zu lesen. Zwei bis drei Wochen früher als es sonst für diese Sorte üblich sei.
Noch früher dran als 2007
2007, erinnert sich Marcus Hegwein, habe die Weinlese am 8. August begonnen. Heuer war es der Samstag, 4. August. Möglicherweise ein fränkischer Rekord. Pünktlich um 8.30 Uhr haben sich die Helfer bei ihm am Weingut eingefunden. Presse und Fernsehen sind da und fahren gemeinsam zu seinem Weinberg. Der liegt in der Flur mit dem passenden Namen „Am Sonnenberg“. Und Sonne hat es reichlich gegeben. Je weiter die Traubenleser in der etwa 150 Meter langen Rebzeile, Hegweins längstem Weinberg, nach oben kommen, desto süßer werden die Beeren. Bis 80 Grad Öchsle hatte Hegwein schon die Tage zuvor gemessen. „Das ist ausreichend für Federweißen“, weiß der Fachmann.
Die Lage sei eigentlich zu gut für Ortega. Da aber diesen Weinberg sein Vater angelegt hatte und die Nachfrage vorhanden sei, bleibe Ortega im Sortiment. Auch werde nur ein Teil der Trauben des ein Viertel Hektar großen Weinbergs zu Federweißem verarbeitet, der Rest werde dann Montag und Dienstag mit dem Vollernter gelesen. Mit den Ortegatrauben macht Hegwein nicht nur Bremser, sondern auch Wein: Mit dem 2016er Jahrgang Ortega Kabinett gab es in Wien Gold bei der International Wine Challenge AWV Vienna.
Klimawandel wirkt sich aus
Der Klimawandel beschäftigt den Winzer. Denn im vergangenen Jahr gab es an gleicher Stelle nichts zu ernten. „Ein kompletter Ausfall“, sagt Hegwein. Da die Ortegablüten sehr frostempfindlich sind, hoffte Hegwein auf den zweiten Austrieb. Der kam, aber: „Es ging alles von der Unreife zur Fäulnis über“, erinnert er sich. Heuer jedoch habe es Sommerwetter von April bis heute gegeben und die Ortegatrauben sind gut durchgekommen. Schlecht wäre jetzt ein anhaltender Regen für die Trauben, doch der ist nicht in Sicht. So rechnet Hegwein insgesamt mit einem sehr guten Weinjahrgang, vielleicht sogar mit einem Jahrhundertjahrgang.
Doch Hitze und Trockenheit machen Frankens Winzern zu schaffen. Wo es geht, wird bewässert. In Markt Einersheim ist das schwierig. „Der Main ist weit weg und das Grundwasser ist weit unten“, erklärt Hegwein, weswegen er andere Wege geht. Mit einer Gärkühlung hat er im Betrieb versucht, optimale Voraussetzungen zu schaffen. Und im Weinberg? „Wir nehmen das, was uns die Natur schenkt.“
Lust auf Federweißen und Zwiebelkuchen?
Stellt sich nun noch die Frage, wer bei diesen Temperaturen schon Lust auf Bremser hat – und dann vielleicht noch mit heißem Zwiebelkuchen. Doch die Trauben sind jetzt reif dafür. So werden Marcus und Sybille Hegwein rechtzeitig zur Häckerstubenöffnung am nächsten Wochenende Traubensaft und Federweißen anbieten.
- Lesen Sie auch: Wie schlimm sind die Dürre-Schäden bei der Ernte?
- Lesen Sie auch: Erdbeeren, Kirschen, Zwetschgen: Obsternte ist viel früher dran