
Begegnet man dem Kitzinger Rüdiger Krehbiehl auf der Straße, ist er eine imposante Erscheinung: fast zwei Meter groß, mächtig, mit grauem Rauschebart, im Sommer vorwiegend in kurzen Hosen und Sandalen unterwegs. Wenn er dann anfängt, zu sprechen, ahnt man, was dahinter steckt: ein überaus sonores, kräftiges Stimmorgan in der tiefen Basslage. Am 15. Und 16. Juli ist er in Kitzingen und Iphofen bei dem Konzert "Opera meets Musical" zu hören.
Bis dahin war es ein langer Weg. Krehbiehl fing in der Paul-Eber-Kantorei an zu singen und beglückte mit seiner riesigen Bassstimme sehr bald noch andere Chöre, wichtig waren da vor allem die Bayerische Singakademie und der Sonderchor bei den Bayreuther Festspielen. Sein Studium in Englisch und Deutsch für das Lehramt brach er ab, da eine Freundin immer wieder insistierte und ihn ermutigte, für ein Studium vorzusingen.
Wenn das Lampenfieber zu groß ist
Mit 26 Jahren begann er, am Hermann-Zilcher-Konservatorium in Würzburg Gesang zu studieren. "Old Man River" und eine Arie des Sarastro aus der "Zauberflöte" von Mozart brachten ihm den Studienplatz ein. Den Sarastro verkörperte er später auch in Vorstellungen auf der Bühne. Aber schon damals machte es sich bemerkbar, dass Krehbiehl mit der Situation eines Solisten auf der Bühne nicht immer gut klar kam. Mal vergaß er eine Strophe, mal hatte er Schwierigkeiten, vor lauter Lampenfieber zu singen. Und als er sein damaliges großes Vorbild Thomas Quasthoff bei einem Schwanbergkonzert kurz sprechen konnte, meinte der: "26? Zu spät!"

Krehbiel schloss dennoch sein Studium erfolgreich ab und kam dabei über eine Anzeige zum Extrachor des Mainfrankentheaters in Würzburg. Hier war er über viele Jahre gut beschäftigt, sang bei über 20 Opern mit. Hier lernte er das Bühnengeschehen von der Pieke auf kennen, mit Regie, Maske und Kostümbildnern, die manchmal seltsame Ideen hatten. "Das solistische Singen ist immer ein Drahtseilakt, hier im Chor fühle ich mich sicherer, zwischen den anderen Bässen im Chor pudelwohl", sagt er.
Aber nicht nur das Lampenfieber hielt ihn davon ab, Solist zu werden, auch die Arbeitsbedingungen und Verdienstmöglichkeiten sind für Chormitglieder am Theater durch die Tarifverträge gesichert. Das ist bei einem Solisten nicht der Fall. So entschied sich Krehbiel von Anfang an für den Opernchor und hatte sein erstes Engagement in Halle an der Saale. Hier genoss er es, die Vielfalt der Oper kennen zu lernen. Und am schönsten sei es, wenn man auf der Bühne steht und die Zuschauer vergisst, wenn die Musik einfach so aus einem heraus strömt und man nichts mehr dabei denke.

Seit 16 Jahren singt Krehbiel im Opernchor des Staatstheaters Nürnberg und übernimmt manchmal auch kleine solistische Einwürfe. Sein Frau findet das ganz toll, hatte nur einmal wirklich große Einwände: Als er sich für eine Rolle den Bart abrasieren musste, sechs Wochen vor ihrer Hochzeit – zum Glück wuchs er schnell wieder.

Am 15. Juli um 19 Uhr in St. Veit in Iphofen und am 16. Juli um 19.30 Uhr am Kitzinger Stadtbalkon lässt Rüdiger Krehbiel seinen voluminösen Bass erklingen, gemeinsam mit dem Streichorchester der Musikschule Kitzingen unter der Leitung von Mary Lynn Zack. In dem Konzert "Opera meets Musical" singt er Musik aus "Anatevka", "Porgy and Bess" und Puccinis berühmtes "Nessun dorma" in der Basslage.