Es gab ja ohnehin im Vorfeld Stimmen, die Horst Seehofer als Festredner zum „Tag der Franken“ als Fehlbesetzung tituliert hatten. Nach der Absage des Ministerpräsidenten aus Oberbayern feierten die Franken sozusagen unter sich. Als Festredner sprang mit Joachim Herrmann zumindest ein Wahlfranke ein. Der in München geborene bayerische Innenminister lebt schon schon lange in Erlangen (Mittelfranken): Bassd scho, könnte man sagen.
Herrmann fühlte sich in seiner Rolle in Kitzingen sichtlich wohl. Und gar zum ersten Mal durfte der stellvertretende Ministerpräsident nach seiner Rede und dem Eintrag in Goldene Buch der Stadt einen Schluck aus der Kantel, dem traditionellen Kitzinger Weingefäß, nehmen. Gereicht wurde ihm der edle Tropfen von Hofrat Walter Vierrether, der am „Tag der Franken“ seinen 40. Hochzeitstag hatte und reichlich Glückwünsche entgegennehmen durfte. Auch übrigens für den Wein in der Kantel: „Geprüfet und als hervorragend befunden,“ wandelte Herrmann den Originalspruch „für gut befunden“ ab. Der 60-Jährige sammelte auch Pluspunkte, weil er beim Frankenlied zum Ende des Festaktes für alle sechs Strophen kein Textblatt brauchte.
Nicht ganz textsicher
„Ganz ehrlich: Bei einem Vers wäre ich nicht textsicher gewesen“, gab Lehrer Klaus Heisel zu, der stellvertretende Kitzinger Bürgermeister. Beim ersten Staatsempfang in Kitzingen ließ er sich wie alle Gäste im Innenhof der Paul-Eber-Schule Saiblingfilet und deutsche Antipasti schmecken, dazu einen Wein vom Würzburger Stein. Für Heisel war schon am Morgen der Gottesdienst in der Stadtkirche ein besonders Erlebnis: „Die Liturgie ins Fränkische übersetzt, fand ich sehr gelungen.“
Beeindruckt vom Tag der Franken war auch Robert Finster. „Es wurde deutlich herausgestrichen, was wir alle gemeinsam im ländlichen Raum leisten, welch hervorragende Betriebe wir haben. Der Stellvertretende Landrat würde sich nur Eines unbedingt wünschen: „Einen Campus in Kitzingen - an dem Thema müssen wir hartnäckig dran bleiben.“
Kunst auf der Alten Mainbrücke
Jocelyne Nicoly aus Kitzingen, die sich in der Stadt für die deutsch-französische Freundschaft einsetzt, freute sich vor allem über die Kinder: Über jene auf der Bühne, die in mehreren Sprachen sangen. „Aber sehr beeindruckt hat mich auch, was von Kindern an Bildern und Kunstwerken auf der Alten Mainbrücke zu sehen war, mit wie viel Kreativität gearbeitet worden ist.“
Einer der Höhepunkte des Festtages war das unterfränkische Musikfestival. 350 Musikerinnen und Musiker sorgten auf zwei Bühnen beidseits des Mains, auf der Alten Mainbrücke und auf der BR-Bühne am Marktplatz für ein vielseitiges Programm. Vertreten waren 25 Gruppierungen, die ihr Können zeigten.
Blumen für Sigrun Reder
„Im Wesen der Musik liegt es, Freude zu machen“, zitierte der Kitzinger Oberbürgermeister Siegfried Müller zur Eröffnung des Musikschulfestivals den griechischen Philosophen Aristoteles. Müller verwies darauf, dass die Musikschule in Kitzingen in diesem Jahr ihr 25-Jähriges feiert und lobte Leiterin Siegrun Reder als Frau der ersten Stunde. Sie habe die Einrichtung aufgebaut, sei „Kopf und Herzstück“, dirigiere ein hoch motiviertes Ensemble. „Ohne sie wäre die Musikschule nicht das, was sie heute ist.“
Waren es 1992 zum Start 150 Schülerinnen und Schüler, sind es heute mehr als 1000. Sie hatten im vergangenen Jahr 120 öffentliche Auftritte - Big Kids Band, Chor, Streichorchester und viele weitere Ensembles. „Die Musikschule bereichert das kulturelle leben der Stadt immens und ist nicht mehr wegzudenken.“, so Müller abschließend.
Schirmherr Erwin Dotzel sagte, „die ganze Stadt ist heute eine Bühne“. Der Bezirkstagspräsident wurde bei seiner Rede vom Glockengeläut der Stadtkirche unterbrochen, „aber ich spreche jetzt so laut, dass Sie mich trotzdem hören können“. Dotzel sagte, dass der Tag der Franken der ideale Rahmen für das Musikschulfestival ist. „Es ist Stimmung wie bei einem großen Open-Air-Konzert.“
Über die Straße
Zum Gelingen des Mammutprogramms trug neben dem Bezirk auch die gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und Landkreis bei. „Stadt und Land, Hand in Hand,“ verwies die Landrätin auf ein geflügeltes Wort. „Siegfried Müller und ich, wir können uns bei geöffnetem Fenster abstimmen.“