
Brauer, Bauern, Mälzer – sie alle verbindet eines: Die Braugerste. Alljährlich treffen sie sich bei der unterfränkischen Braugerstenrundfahrt, um sich intensiv mit dem Thema aus-einanderzusetzen.
120 Teilnehmer aus dem In- und Ausland und drei Busse starteten am frühen Morgen in Würzburg zur 59. Fahrt. Nach Leinach ging es, von dort nach Greußenheim, Remlingen, Thüngen und wieder zurück nach Würzburg. Auf einer Braugersten-Vermehrungsfläche des Landwirts Jürgen Dietrich in Leinach begrüßte Robert Sprinzl, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft zur Pflege des unterfränkischen Braugerstenanbaus, die Gäste.
„Die Stimmung ist gut, die Sonne scheint und wir sind Weltmeister“, sagte Herbert Siedler, Verbandsbetreuer der Arbeitsgemeinschaft, schmunzelnd. Allerdings nicht im Braugerstenanbau. Der ging in den letzten Jahren weiter zurück. Heuer gab es erstmals seit langem wieder einen kleinen Anstieg der Anbaufläche. Auf 17 062 Hektar wächst 2014 in Unterfranken die für das Bier benötigte Gerste, 175 Hektar mehr als 2013. Die Preisdifferenz zur Futtergerste habe den Anbau nicht wirklich anfeuern können, bedauerte Siedler.
20 Euro pro Doppelzentner
Vielleicht wird das ja in Zukunft so sein, hoffen die Brauer. Immerhin erlösen die Bauern derzeit knapp 20 Euro für den Doppelzentner Braugerste. Ein durchaus auskömmlicher Preis für die Landwirte, mit Potenzial nach oben, wie Walter König, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes, meinte. „Da kann man Braugerste mit Freude anbauen, da hat man was davon“, sagte er.
Und das derzeitige Weltmeisterschaftsfieber könne auch einiges beflügeln, meinte Siedler. Beispielsweise den Bierabsatz und damit auch den der Braugerste. Spannend werde jedoch, inwieweit sich die praktische Umsetzung des von der EU geforderten Greenings und des neuen Kulturlandschaftsprogrammes auf den Anbau der Braugerste auswirken.
Das laufende Vegetationsjahr war geprägt von einem außergewöhnlich milden Winter mit nur ganz wenigen Frostnächten, erläuterte Siedler. Dadurch konnten die Zwischenfrüchte nicht richtig abfrieren. Dies wiederum bereitete der Aussaat der Sommergetreide erhebliche Schwierigkeiten. Es folgten ein trockener März und April, die Saat ging nur ungleichmäßig auf. „Der Mai mit seinen 80 Millimeter Niederschlägen und den ausgeglichenen Temperaturen konnte vieles in der Sommergerste gutmachen“, meinte Siedler. Doch trat dann auch massiv Mehltau auf, den die Landwirte rechtzeitig behandeln mussten. Der Juni war geprägt durch Trockenheit und teilweise ex-treme Hitze.
Pilzprobleme mit Ramularia
Wieder machte ein Pilz Probleme: Ramularia, der schwarzbraune, eckige Flecken auf den Blättern macht, die sogenannte Sprenkelnekrose. Bei starkem Befall werden die Blätter komplett schwarz und sterben frühzeitig ab. Die Ernteerträge können bis zu 25 Prozent gemindert werden. Aber auch Ramularia habe man mit Fungiziden eindämmen können.
Zum ersten Mal bei einer Rundfahrt sahen die Teilnehmer eine Braugerste im Ökoanbau.
„Wenn ich hier fast in der Sommergerste verschwinde, sieht man, dass es im Ökolandbau ganz andere Erfordernisse gibt“, erklärte Siedler auf einer drei Hektar großen Fläche von Pierre Ramnick in Greußenheim. Angebaut hat er die „uralte“ Sorte Primadonna, die bis auf einige Disteln kaum andere Beikräuter zeigt.
Die Bestände müssten so hoch und dicht sein, um den Druck durch Unkräuter niedrig zu halten. Denn die dürfen hier nicht mit chemischen Mitteln bekämpft werden sondern nur mechanisch durch Hacken. Deshalb hätten die Reihen auch einen Abstand von 30 Zentimetern.
„Der Bestand steht gut“, resümierte Siedler. Mit einem Ertrag von 44 Doppelzentnern pro Hektar rechnet er. Das sei für den Ökobereich sehr passabel. Im konventionellen Anbau liegt der Durchschnittsertrag der letzten fünf Jahre bei 51,2 Doppelzentnern pro Hektar.
Wüchsige Getreidesorten
„Wir brauchen im Ökobereich vor allem wüchsige Getreidesorten“, betonte Bernhard Schwab vom Fachzentrum für Ökolandbau in Bamberg. Der Betrieb Ramnick wirtschaftet seit zehn Jahren ökologisch, die ersten Jahre komplett pfluglos und heute weitestgehend pfluglos. Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel, Klee, Ackerbohnen und Kartoffeln werden angebaut.
Tolle Qualität erwartet
Sieben von insgesamt 13 Landwirten in Greußenheim sind heute Biobetriebe. „Die Vermarktung erfolgt im Getreidebereich im Wesentlichen direkt an Mühlen“, sagte Schwab. Die Biobraugerste nimmt größtenteils die Mälzerei Lang (Rhön-Malz) in Mellrichstadt ab.
Und wie sieht die Versorgung mit heimischer Braugerste und die Qualität für die regionalen Brauereien aus? „Wir werden in diesem Jahr eine tolle Qualität bekommen“, meinte Friedrich Düll, Präsident des bayerischen Brauerbundes. Und, so ergänzt er: „Wer sich in Zukunft aus der Region versorgen will, der wird das problemlos tun können.“ Immerhin werden in Unterfranken auch heuer rund 75 000 Tonnen geerntet werden, so die Prognosen.
Allerdings sieht es mit der Selbstversorgung deutschlandweit eher mau aus. Das sei unter anderem auch durch den Wettbewerb der Braugerste mit anderen Feldfrüchten und erneuerbaren Energien entstanden.