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LANDKREIS KITZINGEN
Öffnung der Gastronomie: Vorfreude, aber auch Skepsis
Seit bekannt ist, dass die Hotels rechtzeitig zu Pfingsten auch für Touristen wieder öffnen, ist an den Rezeptionen viel zu tun. Auch bei Manfred Maier vom Hotel Cavallestro im Richthofen Circle in Kitzingen sind unzählige Anfragen über E-Mail und Telefon eingelaufen. Vor allem wegen der Tests sei aber eine gewisse Unsicherheit bei den Touristen zu spüren.
Foto: Maier | Seit bekannt ist, dass die Hotels rechtzeitig zu Pfingsten auch für Touristen wieder öffnen, ist an den Rezeptionen viel zu tun.
Daniela Röllinger
 |  aktualisiert: 20.06.2021 02:24 Uhr

Die Vorfreude ist groß – bei den Touristen, aber auch bei den Hoteliers und Gastronomen. Die mehrere Monate währende Zwangspause wegen Corona ist zu Ende. Doch es gibt viele offene Fragen, viel Unsicherheit. Und manchem ist das Risiko einer schnellen Öffnung auch zu groß.

Mitte der Woche hat Johannes Schwab alle Geräte gecheckt: Funktioniert alles noch nach acht Monaten Stillstand? Es ist eine lange Zeit, in der die Familie keine Gäste im „Augustiner am See“ in Birklingen empfangen konnte. Am 21. Mai soll es wieder losgehen mit der Außengastronomie auf der Terrasse. Wobei der bange Blick vor allem gen Himmel geht.

Die Gäste dürfen ja derzeit nur draußen sitzen, reinbitten darf er sie nicht, obwohl dort genug Platz wäre. „Wir haben keine Überdachung“, sagt Kerstin Schwab. Regnet es, bleiben die Gäste aus. Das weiß die Familie aus Erfahrung. Die Wettervorhersage war auch der Grund, warum die Familie den Augustiner nicht schon am vergangenen Wochenende geöffnet hat.

Ein Risiko für die Wirte

Jetzt sieht der Wetterbericht zwar nicht viel besser aus, die Unsicherheit ist damit weiter groß. Johannes Schwab hat sich trotzdem entschieden, ab dem Freitag vor dem Pfingstwochenende zu öffnen, mit Reservierung und unter Beachtung der Corona-Vorschriften.

Er steht nun mit seinem Team in der Küche, gemeinsam werden Schäufele mariniert, Spargel geschält, Klöße gerollt. Ob die Gäste tatsächlich kommen werden, um die leckeren Gerichte zu verkosten? „Ich hoffe einfach auf schönes Wetter. Und darauf, dass wir in den nächsten drei Wochen auch innen aufmachen können.“ Anfragen gibt es viele. Trotzdem schwingt Skepsis in seiner Stimme mit.

Während viele Gaststätten im Lockdown ein „To-go-Angebot“ starteten, hatte sich Johannes Schwab dagegen entschieden, weil Birklingen nur wenige Einwohner hat und Auswärtige schon einige Kilometer dorthin fahren müssen. „Aber wenn ich gewusst hätte, wie lang der Lockdown dauert, hätte ich es vielleicht doch gemacht“, sagt er rückblickend.

Wetter eine „Katastrophe“

Das Woodland Inn in Kitzingen hat schon seit Anfang der Woche seine Außengastronomie geöffnet. Das Wetter sei zwar „eine Katastrophe“, so Manfred Maier, aber trotzdem laufe das Geschäft gut. „Wir sind fast ausgebucht. Die Leute freuen sich, dass sie wieder kommen dürfen.“

Der Vorteil des großen Biergartens im Richthofen Circle: Er verfügt über eine große überdachte Fläche und zudem zahlreiche Pergolen. „Das ist alles Corona-konform.“ Zudem gab es die ganzen Monate über einen Delivery-Service. „Wir sind im Lieferservice stark“, sagt Manfred Maier.

Auch das Hotel Cavallestro, das die Maiers im Richthofen Circle betreiben, war die ganze Zeit über von Geschäftsreisenden gut besucht. „Wir hatten keine Ruhetage.“ Große Änderungen gibt es daher durch die Öffnung der Hotels für Touristen an diesem Freitag für die Betreiber nicht. Die Zahl der Gäste, die eine Unterkunft suchen, ist groß: „Als Ministerpräsident Söder verkündet hat, dass die Hotels in Bayern öffnen, haben sich sofort Leute gemeldet. Wir hatten viele Anfragen aus Norddeutschland von Leuten, die vorher nicht zu unserem Kundenkreis gehört haben“, berichtet Manfred Maier.

Gewisse Unsicherheit

Allerdings sei eine gewisse Unsicherheit bei den Touristen zu spüren, da sie sich regelmäßig testen lassen müssen. „Die Tests scheinen zum Flaschenhals zu werden.“ Zumal bei öffentlichen Teststellen über die Feiertage wohl nur noch wenige Termine frei sind. Maier hat deshalb auch selbst Schnelltests besorgt, so dass die Kunden sich vor Ort testen können. Schwer erklärbar sei dabei, dass sich Geschäftskunden nicht testen müssen, Touristen aber schon. Zudem dürfen die Hotelgäste die Innenräume der Gastronomie nutzen, die anderen Gäste müssen außen sitzen bleiben.

Telefon steht nicht mehr still

Seit die Öffnung der Hotels angekündigt wurde, steht auch im Romantikhotel Zehntkeller in Iphofen das Telefon nicht mehr still. Das Haus war seit dem 1. November geschlossen, nur wenige Geschäftsreisende waren zu Gast, „ein bis zwei in der Woche“, sagt Geschäftsführer Joachim Göpfert. Auch To-go-Angebote gab es dort nicht, lediglich Click & Collect im Weingut. Das Haus musste damit also fast ganz neu hochgefahren werden. „Eine Riesenherausforderung“, wie Göpfert sagt.

Eigentlich dauere es ein bis zwei Wochen, bis alle „Rädchen wieder ineinander greifen“. Zwar liegt die Verkündung des Öffnungsdatums 21. Mai schon einige Tage zurück, aber wie genau das Beherbergungskonzept aussehen muss, das wurde erst am Mittwochvormittag verkündet, also zwei Tage vor Öffnung. Ob Personalplanung, Warenbestellung, Aufbau der Lieferketten, das sei alles in so kurzer Zeit eine Herausforderung.

Mit dem Hotel wird der Zehntkeller bei guter Witterung auch die Außengastronomie mit Reservierung wieder öffnen. Neben den Hotelgästen können Wanderer oder Ausflügler das Essen genießen. Aber auch Göpfert spricht das Problem an: „Wenn es regnet, darf ich die Hotelgäste reinbitten, die anderen muss ich abkassieren“, bedauert Göpfert und spricht von einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. „Das ist nicht schön für uns. Da müssen dringend Nachbesserungen her.“

Für die Test der Hotelgäste überlegt Göpfert noch, ob er zusätzliche Kapazitäten schaffen soll. „Aber meine Mitarbeiter haben die notwendige Schulung nicht und ich habe derzeit auch nicht die nötigen Anzahl an Tests.“ Also müssen die Gäste die offiziellen Stationen nutzen. Dreimal wöchentlich wird in Iphofen getestet. Das Engagement der Stadt und der Teststation lobt er ausdrücklich. „Die helfen, wo sie können.“

Es gibt also viele offene Fragen. Göpfert spricht daher bei der Öffnung von einem „Risiko, das wir aber gerne eingehen“. Doch es gibt auch Hotelbetreiber, denen dieses Risiko zu groß ist. So wird Silvia Paulus-Hildner das Hotel Würzburger Hof in Kitzingen an diesem Wochenende noch nicht öffnen.

„Relativ kurzfristig“

„Das ist alles relativ kurzfristig“, gibt sie zu bedenken. „Erst war monatelang zu und jetzt sollen wir Gewehr bei Fuß stehen.“ In einem kleinen Hotel sei das einfach nicht machbar, wenn man pflichtbewusst arbeiten wolle. „Ich will ein Hygienekonzept, das Hand und Fuß hat.“ Zudem wisse sie nicht, wie die Vorschrift der regelmäßigen Tests erfüllt werden soll – die Selbsttests seien ihr zu ungenau, das Risiko wolle sie nicht eingehen.

Über die Pfingstfeiertage bietet der Würzburger Hof wieder Essen to go an, da sei viel zu tun. Danach sei der Kopf wieder frei, um die Hotelöffnung anzugehen. Wann genau die erfolge, könne sie noch nicht sagen, „Frühestens nach der ersten Juniwoche.“ Wobei es bei der Öffnung sowieso nur um Touristen gehe, denn Schulungs- und Seminarteilnehmer und Menschen, die beruflich unterwegs sind, beherbergt das Hotel auch bislang. Diese Reisenden müssen auch keinen Test vorlegen, Touristen dagegen schon. Auch das sei nicht nachvollziehbar.

Teilweise fehlt Personal

Neben den Rahmenbedingungen haben die Hotels und Gastronomen ein weiteres Problem zu lösen: Nicht überall gibt es genügend Mitarbeiter. Im Restaurantbereich seien einige Mitarbeiter abgesprungen, weil ihnen das Kurzarbeitergeld nicht gereicht hat, berichten einige Betreiber. Und die 450-Euro-Kräfte, die es in der Gastronomie häufig gibt, hatten nicht mal Anspruch auf diese Ausgleichszahlung, so dass sich viele anderweitig umgesehen haben.

Dass es jetzt endlich wieder losgehen kann im Hotel, stimmt Joachim Göpfert positiv. Endlich gebe es eine Perspektive, dass es weitergeht. „Und ich hoffe, dass man uns durchgehend arbeiten lässt.“ Dass es im Sommer funktioniere in den Hotels, da habe er keine Bedenken. „Aber wie wird es im Herbst und Winter?“ Wird dann wieder alles geschlossen? Eine Möglichkeit, die auch Silvia Paulus-Hildner bedenklich stimmt: „Das ewige Auf und Ab ist schon zermürbend.“

Die Vorbereitungen für die Öffnung rechtzeitig zum Pfingstwochenende laufen auf Hochtouren: Christian Kreß und Chef Johannes Schwab haben in der Küche des Restaurants „Augustiner am See“ in Birklingen viel zu tun.
Foto: Daniela Röllinger | Die Vorbereitungen für die Öffnung rechtzeitig zum Pfingstwochenende laufen auf Hochtouren: Christian Kreß und Chef Johannes Schwab haben in der Küche des Restaurants „Augustiner am See“ in Birklingen ...
 
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