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LANDKREIS KITZINGEN
Obsternte: Gelbes Band oder rotes Schild am Baum bedeuten Straffreiheit
Niklas Pobel von der Stadtgärtnerei Kitzingen markiert einen Obstbaum mit dem gelben Band. Hier gilt: Bürger dürfen das Obst kostenfrei ernten.
Foto: Ralf Dieter/Stadt Kitzingen | Niklas Pobel von der Stadtgärtnerei Kitzingen markiert einen Obstbaum mit dem gelben Band. Hier gilt: Bürger dürfen das Obst kostenfrei ernten.
Daniela Röllinger
 |  aktualisiert: 24.09.2022 02:36 Uhr

Appetitlich rot und prall hängen die Äpfel an den Bäumen: einfach zum Reinbeißen. Aber das will oft niemand und deshalb verrotten auch in diesem Jahr wieder Äpfel und anderes Obst auf Wiesen, an Weges- und an Straßenrändern. Mit Aktionen wie „Gelbes Band“ und „Probierbaum“ wollen die Gemeinden dieser Verschwendung entgegenwirken. Ein Ziel, das auch der Landkreis Kitzingen verfolgt – dabei geht er allerdings einen anderen Weg.

Niklas Pobel schlingt ein gelbes Band um den Stamm eines Baumes. Ein Zeichen für alle Bürger und Passanten: An den Früchten, die hier wachsen, dürfen sie sich bedienen. Im vergangenen Jahr haben die Kitzinger Stadtgärtner erstmals Bäume gekennzeichnet, weil sie nicht länger mit anschauen wollten, wie Äpfel, Birnen und Zwetschgen haufenweise auf dem Boden landen, wo sie verrotten beziehungsweise sich die Wespen darüber hermachen.

Im ersten Jahr wickelten die Stadtgärtner ein rotes Plastikband an den Baum. Eine Farbe allerdings, die ohne nähere Erklärung eher auf ein Verbot hindeutet. In diesem Jahr nun wird mit gelben Bändern gekennzeichnet – und damit schließt sich die Stadt Kitzingen einem Ernteprojekt an, das vor einigen Jahren im Landkreis Esslingen seinen Ursprung hatte und zu dem inzwischen auch Ministerien auf Länder- und Bundesebene aufrufen.

Rund 100 Bäume hatte die Stadt 2021 mit Bändern markiert – und die Idee kam sehr gut an, so dass für Stadtgärtner Manuel Schömig klar war: „Wir führen die Aktion fort.“ Rechtzeitig zur Apfelernte brachten die Mitarbeiter deshalb nun gelbe Bänder an. Viele der gekennzeichneten Bäume auf Kitzinger Gemarkung stehen am Radweg Richtung Hohenfeld und rund um Sickershausen. Aber auch im Stadtgebiet können sich die Passanten an den markierten Bäumen bedienen, teilt die Stadt mit.

Wobei die Ausbeute in diesem Jahr wohl nicht ganz so groß ausfallen wird: „Der Ertrag ist wegen der großen Trockenheit und Hitze heuer nicht so groß wie sonst“, erklärt Schömigs Stellvertreter Niklas Pobel. Die frühen Apfelsorten werfen schon jetzt ihre Früchte ab und sind damit zwei Wochen früher dran als in normalen Jahren. Zudem sind viele Früchte der spät reifenden Sorten deutlich kleiner als sonst. Pobel hofft trotzdem, dass viele Kitzinger ihre Freude an der Aktion haben werden.

Erträge sind geringer

Die Stadt Volkach beteiligt sich bereits seit 2020 am Ernteprojekt „Gelbes Band“ und ist auch in diesem Jahr wieder dabei. Gekennzeichnet wurden Bäume entlang des Radwegs Fahrer Straße in Volkach (ortsauswärts in Richtung Fahr) und in der Obstbaumallee ab dem Abzweig zur Hallburg auf dem Radweg nach Sommerach, wie Marco Maiberger informiert.

Allerdings sagt auch er: „Die Obstbestände sind dieses Jahr in diesen Bereichen nicht sehr ertragreich.“ Vor der Einführung der Aktion in Volkach gab es zunächst Bedenken seitens der Obstbauern an der Mainschleife, die Passanten könnten die Erlaubnis auf alle Bäume beziehen, einfach einen Teil ihres Obstes pflücken und es könnte somit zu Ertragseinbußen kommen.

Wie Maiberger sagt, befinden sich die beiden Aktionsorte allerdings in ausreichendem Abstand zu privatwirtschaftlich genutzten Obstbaumfeldern. Daher sei ein eventuelles Abernten von privatwirtschaftlich genutzten Bäumen kaum möglich.

Nicht nach gelben Bändern, sondern nach roten Schildern muss Ausschau halten, wer im Bereich der Interkommunalen Allianz MainDreieck nach Bäumen sucht, an denen er sich nach Herzenslust bedienen kann. Auch diese Aktion läuft schon seit einigen Jahren und wird stetig erweitert, erklärt Alllianzmanager Bastian Lange. Sowohl Bürgermeister beziehungsweise Gemeinden als auch Privatleute teilen ihm mit, welche Bäume für die Aktion zur

Verfügung stehen.

Sie werden mit einem roten Schild mit der Aufschrift „Probierbaum – greifen Sie zu“ gekennzeichnet und sind zudem auf der Homepage der interkommunalen Allianz in einer Karte verzeichnet.

Viele Streuobstbäume stehen nicht nur entlang der Radwege und Ortsverbindungsstraßen, sondern auch an den Kreisstraßen – und wie viele Gemeinden ist auch der Landkreis der Meinung, dass das Obst dieser Bäume viel zu schade für die Tonne ist.

Trotzdem beteiligt sich der Kreis nicht an der Aktion „Gelbes Band“. Die Bänder bergen die Gefahr, dass Autofahrer, die die Kennzeichnung im Vorbeifahren sehen, abrupt am Straßenrand anhalten. Oder dass ganze Familien samt Kindern nahe der Fahrbahn „rumturnen“, um Obst zu pflücken. „Das ist viel zu gefährlich“, sagt Lisa Nowak, Gruppenleitung der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt. Außerdem gebe es auch tolle Bäume, die nicht an den Straßen stehen und an denen nie jemand vorbeikomme. „Dieses Obst würde dann keiner holen.“

Deshalb habe sich der Landkreis für ein individuelles System entschieden: Wer die Früchte von Landkreis-Bäumen ernten möchte, kann sich bei Kreisgärtnermeister Ralf Volkamer melden. Er hat einen genauen Überblick, was wo wächst und geerntet werden kann, teilt die Bäume auf Nachfrage zu.

50 bis 60 Familien nutzen dieses Angebot regelmäßig, berichtet Nowak. Sie versorgen sich mit Früchten oder lassen Saft aus den Äpfeln machen. Viele sind seit langem dabei und bekommen jedes Jahr den gleichen Standort zugeteilt.

„Jeder, der Interesse hat, kann sich bei Ralf Volkamer melden“, betont Lisa Nowak. „Er hat immer den genauen Überblick.“ Ist der Baum offiziell zugeteilt, darf man das Obst ernten. Es einfach ohne Erlaubnis, ohne Gelbes Band oder rotes Probierbaum-Schild zu pflücken, ist nicht erlaubt und kann Folgen haben. Mundraub gilt als Diebstahl – und fremde Grundstücke einfach zu betreten könne sogar als Hausfriedensbruch ausgelegt werden.

Interesse? Wer gerne Obst von Landkreis-Bäumen ernten möchte, kann sich bei Kreisgärtnermeister Ralf Volkamer melden: Tel. 09321/928-4213 oder ralf.volkamer@kitzingen.de

Auf Wiesen, an Wegen und Straßen im Landkreis stehen viele Obstbäume. Längst nicht das ganze Obst wird genutzt.
Foto: Daniela Röllinger | Auf Wiesen, an Wegen und Straßen im Landkreis stehen viele Obstbäume. Längst nicht das ganze Obst wird genutzt.
Mancherorts kennzeichnen rote „Probierbaum“-Schilder die Bäume, deren Früchte die Passanten ernten dürfen.
Foto: Bastian Lange | Mancherorts kennzeichnen rote „Probierbaum“-Schilder die Bäume, deren Früchte die Passanten ernten dürfen.
 
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