
Vor zwei Jahren hatte Volkachs Stadtoberhaupt Heiko Bäuerlein den Obervolkacher Narren versprochen: "Wenn ich Bürgermeister werde, dann trete ich in der Prunksitzung auf." Nach zwei Jahren Corona-Pause löste Bäuerlein sein Versprechen ein. In der Prunksitzung der Karnevalsvereinigung Obervolkach (KVO) im Pfarrheim fegte er zusammen mit Sitzungspräsident Torsten Müller die städtischen Schwachstellen von der Bühne. Die Zuschauer im voll besetzten Pfarrheim erlebten einen unvergesslichen Abend voller Humor und begeisternder Tänze.
Mit einem "dreifach donnernden Eubervolgi helau" startete Müller samt Elferrat und den Gästen vom Karnevalsverein Weingenießerclub Nordheim die unterhaltsame Schau. Fünf Stunden bombardierte die närrische Armee ihr Publikum mit witzigen Beiträgen und akrobatischen Tänzen. Ihr Lohn waren krachende Stimmungsraketen im Minutentakt.
"Endlich wieder unbeschwert Fasching feiern", strahlte der Sitzungspräsident und forderte etwa 150 Besucher auf, die Alltagssorgen zu vergessen. Den Auftakt machten die jüngsten Tanztalente der KVO. Als putzige Aliens enterten die Kleinsten das Narrenschiff. Sie standen erstmals auf der Bühne.
In der Bütt und auf der Bühne

Als Emanze Gertrud zeigte Entertainer Wolfgang Voit auf, wie sie ihren Mann artgerecht hält: "Mit dem ersten Frost darf er rein." Ihre Devise: "Eine Frau muss teuer sein, damit sich der Mann keine zweite leisten kann." Dass ein Indianer keinen Schmerz kennt, sang Andi Stange mit seiner Gitarre. Der Häuptling vom Stamm der stinkenden Socken führte das Publikum an, das leidenschaftlich mitsang.
Professionell schwangen die Minorettes der KVO ihre Stäbchen, das Tanz-Duo der Nordheimer Gäste ließ einen beherzten Tanz folgen. Dass er immer, wenn die beste Biergartenzeit ist, mit seiner Frau an den Gardasee muss, stinkt Franz Besold besonders. Der schüchterne Urlauber holte sich das Mitleid seiner Fans, denn: "Ich habe Angst vor meiner Fraa."
Mit Seil und Pickel erklommen Matthias Schmelzer und Thomas Klug alias Lubber und Babbo Obervolkachs Weinberge. Für die beiden wortgewandten Bergsteiger war der Weg zum Gipfel ein "Kampf dank Wadenkrampf". Tänzerisch brillierten die Juniorengarde und die Elferratsgarde der KVO. Eine Augenweide war der Schautanz der Nachwuchsgarde. "Uns gehört das Meer" hieß der Motto der pfiffigen Piraten.
Bürgermeister Bäuerlein muss Schwachstellen wegkehren

"Hinsetzen und Schnauze halten" lautete die Aufforderung der "Lerchen". Die sechsköpfige Gesangsgruppe der KVO kritisierte das Schneckentempo der Stadtoberen beim Funkmast, Kindergartenbau, Baugebiet, Feuerwehrhaus und Freibad. "Das kann nicht alles an Corona liegen", lautete ihre klare Meinung, vorgetragen mit Gitarre in pikanter Versform. Ein eigenes Lied widmeten sie der grünen Plane auf der Michaeli-Kapelle: "Häufig schon moniert – bislang ist noch nix passiert."
Auch Straßenkehrer Torsten Müller hatte zu meckern: "Das neue Freibad wird ein Event. Event-uell wird´s nix." Kollege Heiko Bäuerlein lobte die Obervolkacher mit Ironie: "Ohne Euch wäre beim Brunnenschoppen in Volgi nix los." Für Stimmungsraketen sorgten Tanzmariechen Viktoria Thaler, die Majorettes mit einer Lichterschau für Herz und Auge sowie das Männerballett, das sich mit dem Skifahren und seinen Folgen tanzend beschäftigte.