Zu 100 Prozent stellt sich der CSU-Ortsverband Kitzingen hinter seinen Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl 2020, Stefan Güntner. 38 Mitglieder stimmen am Donnerstag für den Juristen und Bürgermeister.
Den hellen Raum des Stadtteilzentrums in der Siedlung hat die CSU mit Lichtern in ihr Marken-Blau gefärbt. Auch Stefan Güntner kommt im blauen Anzug. Corporate Design allerorten. Von der Leinwand strahlt der lächelnde Kandidat von einem Foto vor Kitzinger Kulisse. Dazu erklärt Güntner, warum er weder eine schriftliche Rede noch eine Power-Point-Präsentation zu bieten hat: "Ich mache es aus Überzeugung und aus dem Herzen."
"Wir brennen für Kitzingen" wird an diesem Abend ein oft wiederholter Slogan. Güntner mag keine ausformulierte Rede haben, aber er hat ein Konzept für die knapp 60 Zuhörer. Zunächst erklärt er, "was das OB-Amt ausmacht": Der OB sei erster Repräsentant der Stadt, Leiter der Verwaltung und Vorsitzender des Stadtrats. Für Güntner ist wichtig: "Ich kann sehr gut mit Menschen umgehen." Das habe er schon bewiesen, als er auf dem Fußballplatz Führungsspieler gewesen sei. Ebenso will er sich als OB den Respekt seiner Mitarbeiter verdienen. Da Güntner als Bürgermeister schon mehrmals OB Siegfried Müller vertreten hat, fühlt er sich eingearbeitet.
Güntner: "Als OB braucht man ein dickes Fell"
Güntner stellt auch unumwunden die Unterschiede zum Amtsinhaber heraus: "Als OB braucht man ein dickes Fell" und müsse auch dorthin, wo man Kritik zu erwarten habe. Deshalb sei Güntner zum Bürgerzentrum gegangen, als die Zukunft der dort untergebrachten Vereine zur Diskussion stand. Die Stadt hat ihnen bekanntlich die Unterkunft zum Jahresende gekündigt.
Im Stadtrat hält der Jurist "Ruhe, Besonnenheit und strategisches Denken" für wichtige Führungseigenschaften und sagt: "Es macht einen enormen Unterschied ob Siegfried Müller oder ich die Sitzung leite." Güntner will zwar mit der Verwaltung Vorlagen für die Sitzungen erarbeiten, sieht dann aber seine Rolle als Moderator: "Ich muss nicht zwingend mitdiskutieren", meint er. In die Zusammenarbeit zwischen Stadtrat und Verwaltung "muss ein Stück weit mehr Ehrlichkeit rein".
Ein Beispiel dafür sei der Haushalt der Stadt: Güntner zählt auf, welche millionenschwere Projekte darin enthalten sind, und kommt zum Schluss: "Das ist realistisch nicht machbar." Dennoch will er bei der Infrastruktur in der Stadt "richtig klotzen" und der Kritik an Ausgaben für Kindergärten entgegnet er: "Das machen wir einfach", weil es der CSU wichtig sei. Das Notwohngebiet in der Siedlung will er räumen. Der Ersatz für diese Häuser werde einen "nennenswerten Millionenbetrag" verschlingen.
Viele Projekte in sechs Jahren Amtszeit nicht machbar
Zu seinen Zukunftsthemen gehören die Umgestaltung der Innenstadt, die Suche nach einer privaten Veranstaltungshalle samt Betreiber und die Renovierung der Sickerhalle in Sickershausen. Alle Vorhaben zusammengenommen, sagt der 38-Jährige: "Ehrlich: Das ist in sechs Jahren überhaupt nicht möglich." Dafür fehle der Stadt das Personal und das Geld. Aber er wolle so viel wie möglich anschieben.
Zu seiner Ehrlichkeit gehört, dass er einräumt, bei der OB-Wahl vor sechs Jahren mit 31 Jahren vielleicht zu jung gewesen zu sein. Aber nun habe er eine achtjährige Erfahrung als Jurist in der Agentur für Arbeit und sei seit fünfeinhalb Jahren Bürgermeister. Der Ortsvorsitzende warnt aber zugleich seine Mitglieder: Auch wenn viele ihn als Favoriten bei der OB-Wahl sähen: "Am 15. März 2020 starten alle bei Null." Die CSU habe schon einmal den Fehler gemacht, sich zu sicher zu fühlen. Für seine halbstündige, freie Rede erntet der Kandidat zuerst stehende Ovationen und dann die 100-prozentige Zustimmung zu seiner Kandidatur durch die anwesenden Mitglieder.
Im Anschluss präsentiert die CSU ihre Stadtratskandidatenliste. Sie überrascht mit einem Frauenanteil von 36 Prozent und 30 Prozent unter 40 Jahren. Außerdem hat die Partei vordere Plätze für junge Frauen reserviert, noch vor den amtierenden Stadträten.