Die Zeiten, in denen im Märzen der Bauer die Rösslein einspannte, säte und auf die Ernte wartete, sind vorbei. Damit am Ende des Jahres das Betriebsergebnis stimmt, reicht Feldarbeit alleine längst nicht mehr. Im März sitzen alle Bauern auf dem Traktor, aber auch am Schreibtisch und vor dem PC. Die nicht ganz einfache Aufgabe: Ausfüllen des Mehrfachantrags.
Der hat für 1350 Landwirte im Landkreis gewaltige Bedeutung. So viele Betriebe beantragen die Fördermittel aus verschiedenen Töpfen. Die machen je nach Struktur des Betriebs bis zu 60 Prozent, in jedem Fall aber einen wesentlichen Teil des Einkommens aus.
Das gilt auch für den Betrieb von Hans Kreßmann in Wiesenbronn. Der Chef des Milchviehbetriebs mit 80 Milchkühen plus nochmal so viel Nachzucht, 8300 Liter pro Kuh und Jahr, und 100 Hektar zum Teil gepachteter Fläche ist eher ein Mann von der alten Sorte. Von dem „Glotzen in die Affenkisten“ hält er nichts. Nach dem Morgenkaffee raus, das ist eher seins.
Gut, dass Sohn Markus der Smartphone- und Computer-Generation angehört. Mindestens genauso gut, dass Wiesenbronn über eine schnelle Internetverbindung verfügt. Damit hat der vor seinem Abschluss stehende Landwirtschaftsmeister Zugriff auf iBALIS.
Wer jemals seine Steuererklärung über das Elsterportal des Finanzamts gemacht hat, weiß, wovon die Rede ist. Wie Erwin Martin, Abteilungsleiter Förderung am Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (AfELF) sagt, haben 2013 im Landkreis 78 Prozent der Betriebe die Online-Antragstellung genutzt. Das Ziel: Mindestens 80, möglichst mehr, Prozent der Anträge sollen künftig online gestellt werden. Das spart Zeit und erleichtert die Arbeit der Landwirtschaftsverwaltung. Damit das erreicht wird, gibt es Schulungen durch das Amt, Informationsabende und – in der Serie das Grüne Zentrum – einige Zeilen dazu.
Wie wichtig der Mehrfachantrag ist, wird bei einer Runde in der Küche der Kreßmanns deutlich. „Die Gelder sind für fast alle Betriebe lebensnotwendig“, sagt Wilfried Distler, Fachberater beim Bauernverband. Dessen Kreisobmann Alois Kraus stellt klar: „Das sind keine Almosen, das ist hart erarbeiteter Lohn.“ Zu dem führt nur ein richtig gestellter Antrag. Der wichtigste dabei ist der auf die Betriebsprämie. Die ist an die Fläche gebunden, die landwirtschaftlich nutzt wird. Wenn man die unzähligen Feinheiten weglässt, gibt es rund 300 Euro pro Hektar. Wichtig also: Die Ermittlung der genauen Fläche. Wie Markus Kreßmann zeigt, beginnt damit die Antragstellung. Was iBALIS von Elster unterscheidet, sind die unterlegten digitalen Flurkarten. Die Flurstücke sind wie viele andere Daten im Antrag 2014 aus dem Vorjahr übernommen. Einfaches System, wenn sich nichts ändert. Kompliziert, wenn Flächen sich vergrößern oder verkleinern. Korrekturen sollten stimmen, mindestens auf 100 Quadratmeter oder ein Ar genau. Steht die Fläche fest, wird eingetragen, wo welche Früchte angebaut werden. Im Fall Kreßmann hat das Vater Hans quadratmetergenau ausgerechnet – handschriftlich natürlich. Am Sohn ist es, die Daten exakt einzugeben.
Dabei ist genaues Arbeiten wichtig. Falsche Angaben können zu Abzügen bei der Förderung führen. Wie Fachberater Manfred Lilli sagt, bietet das Amt jedem Antragsteller einen Beratungstermin an. Dann kommt der Landwirt persönlich in die Mainbernheimer Straße. Offene Fragen im Antrag werden geklärt. Und das meist schnell. Lange Wartezeiten wie zu Zeiten der Abgabe des Papierantrags gehören der Vergangenheit an.
Aber selbst wenn beim Antrag, der zum 15. Mai gestellt sein muss, alles passt, hat der Bauer das Geld noch lange nicht auf dem Konto. Zwischen Antragstellung und Überweisung „so um Weihnachten“ liegen exakt 124 Seiten. „Cross Compliance 2014“ heißt die Broschüre mit dem Untertitel „Einhaltung der anderweitigen Verpflichtungen“. Diese anderweitigen Verpflichtungen, die ein Bauern einhalten muss, um an die Förderung zu kommen, gehen in die Hunderte. Sie verteilten sich auf alle Bereiche, mit denen ein Bauer zu tun haben kann. Boden-, Pflanzen- und Tierschutz gehören ebenso dazu wie der korrekte Gebrauch von Ohrmarken, was im Kuhstall der Kreßmanns ein Thema sein kann. Die Einhaltung wird ebenso kontrolliert wie die Daten im Mehrfachantrag.
Zurück zum Thema: Für alle, die Probleme oder/und keinen PC oder vernünftigen Internetanschluss haben, gibt es Beratung und Hilfe im Grünen Zentrum. Entweder im Amt selbst, wo auch Eingabegeräte zur Verfügung stehen oder aber beim Bauernverband, bei Beratern wie Distler. Gerade auch hier zeigen sich laut Distler die Vorteile des Grünen Zentrums: kleine Entfernungen und kurze (Dienst)-wege. „Bei uns braucht ein Landwirt nicht zweimal kommen, wir regeln das mit den Kollegen vom Amt“, sagt er. Damit hat der Bauer dann doch wieder mehr Zeit, um im Märzen . . .
Das Grüne Zentrum und das Gartenbauzentrum
Das Grüne Zentrum: 13 landwirtschaftliche Organisationen unter einem Dach – das ist das „Grüne Zentrum“ in der Mainbernheimer Straße.
Mehrfachantrag: Mit dem MFA beantragen 1350 landwirtschaftliche Betriebe im Kreis verschiedene flächen- und tierbezogene Fördermaßnahmen sowie Ausgleichszahlungen. Sie sind als Ausgleich gedacht für den Beitrag zur Erhaltung der Kulturlandschaft, zur Aufrechterhaltung einer flächendeckenden Landbewirtschaftung und für die höheren Standards bei Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz in der EU.
iBALIS: Integriertes Bayerisches Landwirtschaftliches Informations-System ist das Serviceportal, über das die Anträge online gestellt werden können. Der Mehrfachantrag online wurde als standardisiertes Antragsverfahren flächendeckend im Jahr 2012 eingeführt.
Beratungsangebote: Sieben Mitarbeiter – der Großteil in Teilzeit – der Abteilung Förderung kümmern sich im Grünen Zentrum um die Anträge. Für Betriebe, die den Antrag nicht online stellen können, gibt es Eingabestationen mit Betreuungspersonal im Amt. Weitere Beratung und Hilfe bietet in Kitzingen der Bayerische Bauernverband. Die Serie: In einer Reihe von Beiträgen – immer zu erkennen an dem Logo
„Das grüne Zentrum“ – begleiten wir das Grüne Zentrum mit seinen zahlreichen Aufgabenbereichen durch das Jahr.