Panik ist nicht angesagt. „Das wäre das Verkehrteste!“, ist Walter Koch sicher. Die so genannte Hasenpest gehört zwar zu den Tierkrankheiten, die auf Menschen übertragbar sind. Der Leiter des Kitzinger Gesundheitsamtes betont jedoch, dass man sich vor der Tularämie – so der Fachbegriff – gut schützen kann, indem man einige wenige Regeln beachtet.
Die meldepflichtige, bakterielle Infektionskrankheit bricht bei wild lebenden Nagetieren immer mal wieder aus, vor allem bei Hasen und Kaninchen, aber auch Bibern, Eichhörnchen, Mäusen und Ratten. Heuer hat es im Landkreis einige Hasen erwischt – wie viele genau, weiß man nicht, denn natürlich werden nicht alle toten Tiere gefunden. Vor dem Kontakt mit möglicherweise infiziertem Fleisch müssen sich insbesondere Berufsgruppen wie Jäger, Tierärzte, Metzger und Landwirte schützen, zum Beispiel durch Handschuhe.
Für den Otto-Normal-Verbraucher gilt: Wer im Wald spazieren geht und ein verendetes oder sichtlich erkranktes Wildtier findet, das seine natürliche Scheu verloren hat, sollte es keineswegs ungeschützt berühren, sondern das Veterinäramt informieren.
„Bei unseren Fällen im Landkreis handelte es sich um perakute Fälle, das heißt, die Tiere waren gut genährt, ohne offensichtliche Krankheitssymptome, nur waren sie leider tot“, erklärt Dr. Uwe Knickel, Leiter des Kitzinger Veterinäramts. Perakute Entzündungen führen rasch zum Tod des Tieres, dessen Immunsystem geschwächt ist.
Auch wenn der Hase äußerlich gesund aussieht: Ein Jäger, der ein infiziertes Tier aufbricht, erkennt die Krankheit leicht. Milz und Lymphknoten sind vergrößert beziehungsweise deutlich geschwollen. Dass infiziertes Hasenfleisch in den Nahrungskreislauf kommt, ist deshalb äußerst unwahrscheinlich.
Trotzdem wurden mehrere Treibjagden abgesagt: Die Jäger befürchten, schlicht und einfach keine Abnehmer für ihr Hasenfleisch zu finden. „Manche Leute machen sich da ziemlich verrückt“, stellt Bert Grebner aus Järkendorf fest. Der Naturfreund, Landwirt und stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Jagdverbandes im Kreis Kitzingen weiß: „Hasenpest hat es früher auch schon gegeben.“ Einige Tiere verendeten daran. Doch nie habe die Krankheit die Hasenpopulation ernsthaft bedroht.
„Es gibt wirklich überhaupt keinen Grund zur Panik“, sind sich Grebner und Dr. Knickel einig. Auch vor dem „versehentlichen“ Verzehr von infiziertem Hasenfleisch bräuchte eigentlich kein Mensch Angst zu haben, sagt Grebner: „Wenn das Fleisch gekocht ist, sind die Bakterien unschädlich. Und roh isst es doch sowieso niemand.“
Erreger kann „schlafen“
Tularämie ist auf der gesamten Nordhalbkugel der Erde verbreitet. Für eine Infektion von Mensch und Tier genügen bereits wenige Erreger. In der Umwelt kann der Erreger über mehrere Wochen infektiös bleiben und im gefrorenen Fleisch sogar über mehrere Jahre.
Beim Menschen dauert es nach der Ansteckung drei bis zehn Tage, bis sich meist grippeartige Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einstellen. Es kann auch zur Lungenentzündung, zu Lymphknotenschwellungen, Kreislaufproblemen und Schlimmerem kommen. Eine Behandlung mit Antibiotika ist – besonders bei rechtzeitiger Diagnose – aber rasch erfolgreich. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind nicht bekannt.
Walter Koch vom Kitzinger Gesundheitsamt bleibt ganz ruhig: „Ich hatte in 30 Jahren ärztlichem Dienst noch nie mit Tularämie beim Menschen zu tun.“ Und dies wird auch so bleiben, wenn die Landkreisbürger sich an die wenigen simplen Regeln halten.
Tularämie oder Hasenpest
Was ist das? Tularämie ist eine ansteckende Krankheit, die Hasen, Kaninchen und frei lebende Nagetiere befällt (Überträger sind Blutsauger wie Mücken, Flöhe, Zecken) und die auf den Menschen übergehen kann. Auslöser ist ein hochansteckendes Bakterium (Francisella tularensis). Der Name Hasenpest (Nagerpest), der im Volksmund häufig gebraucht wird, kommt daher, dass das Beschwerdebild dem der Pest ähnlich ist.
Symptome: Erkrankte Hasen sind schwach, apathisch, fiebrig und atmen schneller als sie es sonst tun. Sie verenden meist nach wenigen Tagen. Am toten Tier ist die Erkrankung daran zu erkennen, dass Milz und Lymphknoten vergrößert sind.
Hilfe: Das krank machende Bakterium wird durch Wärme und herkömmliche Desinfektionsmittel zerstört. Gegenüber Kälte ist es jedoch resistent. Menschen, die sich angesteckt haben, werden mit Antibiotika behandelt. *ldk*