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KITZINGEN
Notruf nach Ärger bei Monopoly: Knapp an Gefängnis vorbei
Deutsche Monopoly Meisterschaft in Berlin       -  Monopoly
Foto: Tim Brakemeier (dpa) | Monopoly
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:19 Uhr

Weil er sich über die Schummeleien seiner Mitspielerinnen beim Monopoly-Spiel geärgert hatte, rief ein 24-jähriger Schausteller-Gehilfe beim Polizei-Notruf an – was ihn jetzt 3600 Euro (80 Tagessätze zu je 45 Euro) kostet.

Eine Juli-Nacht im vergangenen Jahr: In Kitzingen haben sich einige Mit-Zwanziger zum Monopoly verabredet. Man albert, trinkt und zieht sich gegenseitig auf. Die Stimmung ist ausgelassen. Weil sich zwei Mitspielerinnen ab und an Geld zustecken und sich so gegenseitig helfen, treibt es der 24-Jährige auf die Spitze: Er wählt den Polizeinotruf und meldet, dass er beim Spiel „beschissen“ worden sei. Was als Scherz gedacht ist, geht gehörig nach hinten los.

Klarnamen genannt

Der Anrufer nennt sogar noch seinen Nachnamen, merkt dann aber, dass er gerade Mist gebaut haben könnte, erfindet noch schnell einen Vornamen – doch es ist zu spät. Über seine Handynummer ist er aufgeflogen. Der – wie es im Juristendeutsch heißt – „Missbrauch von Notrufen“ ist damit aktenkundig.

Die „unsinnige Aktion“, so formuliert es später der Kitzinger Strafrichter Peter Weiß in seiner Urteilsbegründung, bringt den Schaustellergehilfen in Nöte: Zum Zeitpunkt des Telefonats steht er unter zweifacher Bewährung. Insgesamt hat der gebürtige Würzburger zehn Vorstrafen, mehrfach saß er hinter Gitter. Zuletzt verpasste er auf der Würzburger Juliuspromenade einem Kontrahenten einen Faustschlag ins Gesicht und fing sich dafür eine fünfmonatige Haftstrafe auf Bewährung ein.

Knapp an Freiheitsstrafe vorbei

Wie bei Monopoly ging es auch jetzt in der Realität darum, nicht ins Gefängnis zu kommen. Denkbar knapp segelte der Angeklagte vor dem Kitzinger Strafrichter an einer weiteren Freiheitsstrafe vorbei. Die Staatsanwaltschaft hätte den Mann wegen des „Notrufs“ bei der Polizei gerne vier Monate weggesperrt gesehen. Der Verteidiger hatte auf eine moderatere Geldstrafe von 50 Tagessätzen plädiert – mit dem Hinweis, dass sein Mandant durch eine starke Medienberichterstattung bereits „eine Art von Strafe“ erhalten habe.

 
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    Ich wurde persönlich im Mai 2015 am Hellichten Tage zu hause Überfallen und niedergeschlagen . Ich habe sofort den Notruf in Gerolzhofen gewählt und den Sachverhalt geschildert. Beim Anruf sagte mir der Beamte wir sind hier nicht im wilden westen und er würde jemanden vorbeischicken. Naxh etwa 1,5 Stunden kamm dann eine Streife und hat den Überfall aufgenommen Ich als Opfer müßte mir noch anhöhren was mir einfällt die Täter zu verfolgen was ich auch getann habe. Jedenfalls wurden die Täter ermittelt und freigesprochen. So viel zur unserer Rechtsprechung.
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  • J. B.
    Der Missbrauch von Notrufnummern ist aber häufiger als gedacht, so z.B. auch mir selbst passiert, wollte dass ein Arzt vom Ärztlichen Bereitschaftsdienst Bayern einen Hausbesuch vornimmt, der sagte mir am Telefon, er komme nicht vorbei, ich solle die 112 anrufen, was ich aber NICHT tat, denn ich hatte KEINEN Notfal, sondern es war ein normaler Fall für den diensthabenen Arzt, der sich wegerte zu kommen. In der Ambulanz erzählte man mir, dass dies kein Einzelfall sei, oft verweisen Ärzte vom Bereitschaftsdienst auf Notfallnummer um die Arbeit zu delegieren, darüber sollten Sie auch mal was schreiben, hatte ihnen dazu den Fall an die Redaktionsemail gesandt, leider ohne Antwort.
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  • J. N.
    Ja, so was Ähnliches habe ich auch erlebt: ich wollte dem Ordnungsamt eine tote Katze auf dem Bürgersteig melden (man kann das arme Ding ja nicht einfach liegen lassen) und bekam als Auskunft, sie hätten gerade keinen Dienst und ich solle die 112 rufen.
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  • I. F.
    An diesem Fall...

    ...sieht man sehr deutlich das für Viele Polizei, Notruf usw. überhaupt nicht mehr ernst genommen wird.
    Hoffentlich kommt dieser Mensch nicht mal in eine Lage, bei der ein Notruf lebensnotwendig für ihn wäre aber die Telefone mit "wichtigen" Anrufen auf Kindergartenniveau blockiert sind.

    MfG
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  • G. S.
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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